... newer stories
Dienstag, 8. August 2017
gedankenmaler, 18:34h
Ich bin letztlich kein Immoralist. Auch wenn ich es auf philosophischer Ebene immer wieder versuche und die Grundannahmen der "Moral" lustvoll in Frage stelle – auf pragmatischer Ebene bin ich Moralist. Es gibt für mich gut und böse, richtig und falsch, besser und schlechter. Und ich formuliere Ansprüche daraus, sowohl an mich selbst als auch an andere.
Aber woran liegt es nur, dass das Wort "Moral" trotzdem einen so faden Beigeschmack hat? Ein Selbstbekenntnis zum "Moralisten" fühlt sich fast wie ein Bekenntnis zum Onanisten an. Nur mit dem Unterschied, dass ich letzteren für harmloser halte (auch für anständiger...) und er mir weit sympathischer ist.
Der Konflikt liegt vielleicht "nur" im Reich der Sprache. Wenn ich z.B. von mir sage, dass ich ein "Mann mit Prinzipien" bin – was im Grunde das gleiche meint –, dann klingt das schon wieder ganz anders. Oder wenn ich sage, dass "gut und böse" für mich existieren, dann muss man deswegen auch nicht gleich das Wort "Moral" auspacken. Ebenso "Haltung beweisen", oder "seiner Verantwortlichkeit gerecht werden" – sogar das Wörtchen "Anstand" und eine entsprechende Forderung danach ist mir nicht so unangenehm wie das Wort "Moral".
Der Grund für mein Unbehagen ist wohl dieser: Der Geltungsanspruch der Moral ist in der Regel ein absoluter. Die "Prinzipien" sind hier ausgehärtet, erkaltet, fertig, unpersönlich, "objektiv" – und eben verbindlich. Und Moral kennt keine Toleranzen, zumindest tut sie sich sehr schwer damit. In der Moral schwingt auch der Grundkonflikt zwischen Individuum und Kollektiv mit: Wieviel Normung und Einmischung in das Privatleben des Einzelnen darf sich das Kollektiv erlauben? (Z.B.: Welche Drogen erlaubt die Gesellschaft?) – Eine zentrale Frage für die Politik und jede Gesellschaftsgestaltung. Und eine Frage, die wiederrum eine moralische ist... Moral steht hier potentiell in ihrer eigenen Schusslinie. Das Setzen von (zuviel) Moral kann auch amoralisch sein.
...
Ich halte es für moralischer, Rindfleisch zu essen anstatt z.B. Hühnerfleisch. Ganz einfach deswegen, weil beim Rind pro gequälter Tierseele mehr Kg an Fleisch abfällt. So müssen weit weniger Seelen gequält werden, um eine Gemeinschaft von Menschen zu ernähren. (Gehen wir perverserweise mal davon aus, dass nicht-artgerechte und qualvolle Massentierhaltung zum jetzigen Zeitpunkt die noch unvermeidliche Norm ist.)
Aber woran liegt es nur, dass das Wort "Moral" trotzdem einen so faden Beigeschmack hat? Ein Selbstbekenntnis zum "Moralisten" fühlt sich fast wie ein Bekenntnis zum Onanisten an. Nur mit dem Unterschied, dass ich letzteren für harmloser halte (auch für anständiger...) und er mir weit sympathischer ist.
Der Konflikt liegt vielleicht "nur" im Reich der Sprache. Wenn ich z.B. von mir sage, dass ich ein "Mann mit Prinzipien" bin – was im Grunde das gleiche meint –, dann klingt das schon wieder ganz anders. Oder wenn ich sage, dass "gut und böse" für mich existieren, dann muss man deswegen auch nicht gleich das Wort "Moral" auspacken. Ebenso "Haltung beweisen", oder "seiner Verantwortlichkeit gerecht werden" – sogar das Wörtchen "Anstand" und eine entsprechende Forderung danach ist mir nicht so unangenehm wie das Wort "Moral".
Der Grund für mein Unbehagen ist wohl dieser: Der Geltungsanspruch der Moral ist in der Regel ein absoluter. Die "Prinzipien" sind hier ausgehärtet, erkaltet, fertig, unpersönlich, "objektiv" – und eben verbindlich. Und Moral kennt keine Toleranzen, zumindest tut sie sich sehr schwer damit. In der Moral schwingt auch der Grundkonflikt zwischen Individuum und Kollektiv mit: Wieviel Normung und Einmischung in das Privatleben des Einzelnen darf sich das Kollektiv erlauben? (Z.B.: Welche Drogen erlaubt die Gesellschaft?) – Eine zentrale Frage für die Politik und jede Gesellschaftsgestaltung. Und eine Frage, die wiederrum eine moralische ist... Moral steht hier potentiell in ihrer eigenen Schusslinie. Das Setzen von (zuviel) Moral kann auch amoralisch sein.
...
Ich halte es für moralischer, Rindfleisch zu essen anstatt z.B. Hühnerfleisch. Ganz einfach deswegen, weil beim Rind pro gequälter Tierseele mehr Kg an Fleisch abfällt. So müssen weit weniger Seelen gequält werden, um eine Gemeinschaft von Menschen zu ernähren. (Gehen wir perverserweise mal davon aus, dass nicht-artgerechte und qualvolle Massentierhaltung zum jetzigen Zeitpunkt die noch unvermeidliche Norm ist.)
... link (2 Kommentare) ... comment
... older stories