Mittwoch, 16. August 2017

– Wieso sind hier bei blogger.de eigentlich so viele Siezer?
Mich darf man auch duzen.

– Irgendwann muss ich hier mal loslegen mit meiner rechten Gesinnung. Dieses Vorgeplänkel über Moral ist ja schön und gut, und Nietzsche ist so oder so immer ein Hit – aber das soll mir nicht reichen...

– Trauer, Wut, ein bißchen Verzweiflung überkommen mich, wenn ich an die Voreingenommenheit und Feigheit im Menschen denke. (Nietzsche weiß, dass es hier vor allem um Faulheit geht...)

– Dieser Blog hat eigentlich ein sehr ernstes Thema zur Grundlage. So wie ich das sehe, ist der psychische Allgemeinzustand des Durchschnittsmenschen ein schlechter. Das Ich ist in der Regel sehr schwach. – Und genau um diesen Mißstand geht es hier in diesem Blog. Dieses Grundthema spiegelt sich für mich in der politischen (Un)Kultur unserer Zeit besonders intensiv wider.

– Es gibt definitiv zu viele Ja-Sager.
(Ich bin hier gewiss auch nicht perfekt...)

– "Weil das Ich im allgemeinen so schwach ist, ist auch das Verhältnis zum Wir gestört."

– Weil wir guten Europäer die Nation überwinden wollen, streben wir die Supernation an: Die Vereinigten Staaten von Europa... (Oder sind die USA keine Nation?)

– Alle hacken gerade mal wieder auf Trump rum. Man empört sich, dass er nicht in gleicher Weise und in gleichem Maße darüber empört ist, über das man auch selbst empört ist. Ist das normal?

– "Ich empöre mich über Deine mangelhafte Empörung!"

– Auf welch vielfältige und subtile Weisen der Geist des Menschen in Ketten gelegt ist...

– "Ach, das ist doch alles lächerlich..." – auch vor so einem Urteil hat der Mensch Angst.

– Vielleicht werde ich im September die AfD wählen.




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"Weil das Ich im allgemeinen so schwach ist, ist auch das Verhältnis zum Wir gestört."

Von wem ist das Zitat? Ich habe auch schon mal was ganz anderes gehört. Dass das "Wir" in einigen Fällen ein Ersatz sein soll für Leute mit Ich-Schwäche. Auf jeden Fall gibt es Leute mit starkem Ich, die anscheinend gar kein Interesse an einem "Wir" haben. Wenn das "Wir" sich auf Volk oder Nation bezieht, dann geht mir das auch ziemlich am Arsch vorbei. Freunde ist was anderes. Liebe ist noch wieder was anderes. In einer Gesellschaft, wo Stämme oder Sippen oder so was die kleinsten Einheiten sind, da kann ich ein Wir-Gefühl auch noch nachvollziehen, aber schon bei einer altgriechischen Polis nicht mehr, geschweige denn beim modernen Staat. Warum soll mich irgendein Typ aus Ostfriesland oder von mir aus Spandau oder mein Nachbar drei Häuser weiter mehr interessieren als irgendein Brasilianer oder Indonesier?

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Das Zitat ist von niemandem. (bzw. von mir)

Ich stelle manchmal nur Thesen / Hypothesen vor mich hin, um sie dann möglichst "objektiv" und distanziert betrachten zu können. Oder ich will mich vor der Verantwortung der Autorschaft drücken. Oder ich bin mir einfach nicht so sicher – dann notiere ich entsprechende Gedanken erstmal in Anführungszeichen.

Das mit dem "Wir" und der Anwendung auf Nationen / Völker ist natürlich frag–würdig. Sie beantworten sich das in Ihrer Weise. Das ist völlig ok. Genauso wie es ok ist, wenn jemand anderes hier anders empfindet.

Mein Standpunkt ist hier in einer entschiedenen Mitte: D.h. ich kann es nachvollziehen, wenn es Leute gibt, die ein solch "großes Wir" ("groß" hinsichtlich der Masse an Menschen) ablehnen. Ich kann es aber auch nachvollziehen, wenn es andere bejahen. Ich kann beides.

Im Detail hängt es vielleicht auch an dem konkreten Begriff "wir" und was man damit verbindet bzw. verbinden will. In der Praxis, vor allem in unserer heutigen Zeit, ist das Wörtchen natürlich eher in kleineren Kontexten zuhause. Daher gelingt hier die Übertragung vielleicht schon aus Gewohnheit nicht.

So bin ich zwar irgendwie "Deutscher" und fühle mich auch ganz unreflektiert als ein solcher (ohne daraus ein großes Ding zu machen). Aber ein "lebendiges Wir" ist dadurch noch in keiner Weise garantiert und nicht notwendigerweise Teil meines Empfindens.

Was die Idee von einem (lebendigen) Wir angeht, so neige ich auch eher dazu zu fragen, was möglich ist, und nicht, was "real objektiv" gegeben ist. In diesem Sinne erscheint es mir auch fragwürdig, die Sache nur mit der passiven Zurückhaltung eines "objektiven Wissenschaftlers" zu untersuchen.

Gibt es die Möglichkeit, dass sich viele Menschen zu einem großen Kollektiv zusammenschließen? Zu einem Kollektiv, das "real" ist – weil real geworden?

Gibt es diese Möglichkeit auf einer absoluten freiwilligen Basis? Also ohne die faschistoiden Grundzutaten Zwang und Unterdrückung des Individuums?

Wenn ja, so wäre mein erstes Urteil, dass dies doch ein unheimlich interessantes Projekt wäre...

Aber man kann auch von der Idee "wir" etwas loslassen und allgemeiner von einem "erweiterten Ich-Bewusstseinskreis" (oder so was in der Art) reden.

In diesem Sinne stelle ich für mich fest: Ja, es gibt eine lebendige Beziehung zu diesem Land, in dem ich lebe. Wenn ich darüber aber hinaus gehen will, dann komme ich gleich bei "alle Menschen auf der Welt" an. (Und nicht etwa bei der EU oder Europa.)

Bezüglich "alle Menschen auf der Welt" kann ich mir jedenfalls nur schwer ein "wir" denken. Das ist zu abstrakt, zu gestaltlos, zu willkürlich, um für ein "wir" zu taugen.

(Ich würde sicherlich anders reden, wenn "wir" von Aliens angegriffen werden würden…)

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Im Wesentlichen kann ich dir folgen.
Muss zwar bei dem Ausdruck "lebendiges Wir" an evangelisch lutherische Predigten denken, die ich als Kind erleben durfte, aber prinzipiell ist das ja erst einmal ein Wunsche nach dem Leben in einer Gemeinschaft, in dem man als Einzelner weder isoliert nocht völlig aufgesogen wird. Wie in einer Fernsehfamilie, den Waltons, den Cosbys oder wie bei der Baseball-Mannschaft "Bad News Bears". Könnte mir auch gefallen. Ich sehe nur nirgendwo Individuen, mit denen ich mir ein "lebendiges "Wir" vorstellen kann, nur Kandidaten für ein tödliches Wir. Die anderen, das ist die Hölle. Aber das sind ja nur zwei konträre Sichtweisen, nicht viel mehr als das nicht auf einen Nenner kommen zwischen George Lucas Fans und Trekkies.

Mich würde brennen interessieren, an welchem Punkt für dich die Überlegung, vielleicht die AfD zu wählen, ins Spiel kommt. Ich habe nicht vor, den Richter zu spielen, vielleicht gehe ich gar nicht wählen, vielleicht wähle ich die Kommunisten, wer weiß, aber warum ausgerechnet die AfD, wo es doch hauptsächlich nicht um das lebendige Wir sondern um das tote Nicht-Wir geht?

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Da gibt es gar nicht so viel Zusammenhang zwischen der Idee von einem "lebendigen Wir" und meiner Bereitschaft, die AfD zu wählen.

Es ist nur der übliche Grund, der so viele zur AfD zieht: Protest. Bzw. ich begreife es eher als Strafmaßnahme. Ich will Schlaflosigkeit, Übelkeit, Magengeschwüre, Ekel, Angstzustände, Frustration und Depressionen auslösen – ich finde die große Mehrheit der Parlamentarier hat dies verdient. Wie könnte man sie besser bestrafen als z.B. mit einem Herrn Höcke, der Rederecht im Bundestag hat und ihnen mit "völkischem" Geraune ein Ohr abkaut? Mir fällt echt keine andere Partei ein, die für mehr Mißstimmung und Nerverei sorgen kann als diese. Und die eben auch die 5% Hürde schafft. (Ob Herr Höcke jetzt überhaupt auf irgend einer relevanten Liste steht, weiß ich nicht, aber die Partei hat ja noch andere nette Figuren.)

Mein "böser Wille" kommt hier von einem Spezialthema, ich weiß nicht, ob Du es verfolgt hast. Aber 2015 geschah wiedermal ein eklatantes Demokratieversagen, das ich nicht verzeihen kann: Sterbehilfe, die bis dahin in Deutschland erlaubt war (es hatte sich nur lange Zeit niemand an dieses Tabu heran gewagt), wurde kriminalisiert. Schwerst leidende Menschen in Deutschland haben jetzt keine Aussicht mehr darauf, von einem Verein wie "StHD e.V." Sterbehilfe zu erhalten. Umfragen hatten deutlich ergeben, dass sich 70-80% hier Verhältnisse wie in der Schweiz wünschen. Aber die Ignoranz und das fehlende demokratische Gewissen der Parlamentarier war dadurch nicht zu beeindrucken. Es laufen zur Zeit Verfassungsklagen, und ich hoffe sehr, dass diese Erfolg haben.

Ansonsten gibt es natürlich auch noch jede Menge anderes Demokratieversagen zu beklagen. Z.B. eben bei der Flüchtlingskrise. Aber das Thema ist für mich nicht allzu groß. Das könnte ich mit viel gutem Willen auch als Ausnahme durchgehen lassen. Eklatantes Demokratieversagen sehe ich hier auch nur im kleinen Maßstab, z.B. als in der unmittelbaren Nähe eines 100-Einwohnerdorfs 1000 Flüchtlinge untergebracht wurden, ohne auch nur im geringsten Rücksprache mit den Einwohnern zu halten. Im größeren Maßstab gab es ja auch eine breite Unterstützung für die Politik der offenen Grenzen. Aber dieser fehlende Respekt vor dem Lebensraum Einheimischer erregt in mir Verachtung.

Übrigens vermisse ich die (direkte) Demokratie auch, wenn es um skandalöse Abschiebungen geht von ganz offensichtlich gut integrierten Migranten. Es gibt ja immer wieder solche Berichte. Wieso kann die Politik sich nicht einfach darauf besinnen, dass sie sowohl bei der Ansiedlung von fremden Menschen als auch bei der Abschiebung einfach auf die lokal ansässige Bevölkerung hört? Der jeweilige Eingriff in den Lebensraum reicht aus meiner Sicht zu weit in das Persönliche hinein. Entscheidungen von oben herab sind hier grundsätzlich fehl am Platz. Dies gebietet der Anstand (– um mal wieder moralisch zu werden)...

Inhaltlich, also mit Bezug auf den "rechten" Charakter der AfD, gibt es dann noch die Komponente, dass man am Beispiel der AfD wiedermal sehen kann, wie hysterisch in diesem Land auf Bewegungen reagiert wird, die ein kleines bißchen mehr "nationalistisch" sein wollen, als nur alle 2 Jahre mal zur EM oder WM eine deutsche Fahne zu schwenken. Da wird dann gleich auf Teufel komm raus dämonisiert und es gibt sehr wenig Fairness im Umgang mit solchen Bewegungen. Dabei trifft es doch zu, dass es sich bei "Rechten" lediglich um Andersdenkende handelt… Dazu bestimmt noch mehr im Laufe dieses Blogs (oder dieser Unterhaltung).

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