Sonntag, 17. Dezember 2023
Es klingt mir immer etwas rechhaberisch in meinen Ohren -- und sehr, sehr fragwürdig --, wenn die Menschen in den Talkshows darauf hinweisen, dass "Hamas den Krieg angefangen" hat. Als ob das etwas wäre, das man wiederholen muss. Ich finde, das muss man nicht. Das ist nun wirklich zu offensichtlich.

Es steckt hier ein anderer Gedanke dahinter, und dieser ist grob gesprochen, in etwa so: "Ja, was die [Juden] machen, ist Krieg. Ja, da sterben Menschen. Ja, da sind auch Frauen und Kinder darunter. Ja, das ist wahrlich nicht schön. Ja, da spritzt das Blut. -- Aber die haben das Recht dazu."

Es ist halt alles im Leben ein Abwägungsprozess und wo gehobelt wird, da fallen eben auch Späne. Shit happens! Manchmal eben auch auf der Makro-Ebene. Actio und Reactio. Hier wirken praktisch nur Naturgesetze. Das ist alles unvermeidbar. Das ist alles notwendig.

"Wer Wind säht, wird Sturm ernten." Michael Wolffsohn

Alternativlos.




Also, nochmal zum Mitschreiben:

Menschenrechtsverletzungen auf der einen Seite rechtfertigen Menschenrechtsverletzungen auf der anderen.

"Nein! Das doch nicht! Menschenrechtsverletzungen sind niemals zu rechtfertigen!"
"So meinen wir das doch nicht!"
"Aber man muss eben auch sehen: Die Hamas hat diesen Krieg angefangen!"

Ihr meint es doch genau so.
Und das ist ok.
Das ist ein Standpunkt, den man vielleicht haben kann:

Menschenrechtsverletzungen auf der einen Seite rechtfertigen Menschenrechtsverletzungen auf der anderen.

Das bedeutet auch: Bejahung von Kollektivstrafen. Bejahung von Sippenhaftung.



Wann kann man sich auf ein "Selbstverteidigungsrecht" berufen?
Welches Handeln entspricht der Idee der "Selbstverteidigung"?

Wenn ein Mensch mit einer Axt auf mich zurennt, dann darf ich ihm sicher in den Bauch schießen. Keine Frage. -- Ich bin mir aber etwas unsicher, ob man dieses "Schema" so 1:1 auf das israelische Handeln übertragen kann.

Natürlich weiß ich nichts von den konkreten Handlungsweisen vor Ort. Es ist nur so: Mir klingen die Rechtfertigungslogiken etwas schräg in den Ohren. Und die zivilen Opferzahlen liegen nun so hoch, dass man ins Stutzen kommt.



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