Dienstag, 27. August 2019
Man hat immernoch keine tiefe Liebe zum Individuum entwickelt. (Keine Liebe zur Seele. Keine tiefe Liebe zum Menschen.)

Dafür gibt es heute jede Menge Kult um das Individuum. ("Vielfalt! Vielfalt! Vielfalt!")

Es gibt also nur eine Art "mechanische Wertschätzung" für das Individuum. Die herrschende Moral befiehlt die Wertschätzung. Sie markiert sie als "richtig". Also wird sie "getan". Da ist wenig echte Liebe dahinter.

In dieser Form aber ist die "Wertschätzung" anfällig für Perversionen, die sich letztlich sogar gegen das Individuum richten können.

Wer heute z.B. dieses ganze "Vielfalt!"-Gedöns nicht kritiklos mitmacht, der kann ganz schnell aus der "Liebe" des Mainstreams heraus fallen. So viel Individualität gönnt man dem Individuum dann eben doch nicht.



Man hat immernoch keine tiefe Liebe zum Individuum entwickelt…

Als esoterischer Spiritist glaube ich daran, dass der ganze Weltenlauf nur darauf ausgelegt ist, dass wir diese Liebe eines Tages entwickeln. Alles andere ist dem untergeordnet. Oder wir entwickeln sie nicht und das Projekt Menschheit wird von irgend einer höheren Instanz (hoffentlich) abgebrochen.



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Könnte es nicht genausogut sein, dass die Lernaufgbe darin besteht, die Trennung zwischen mir und dem Rest der Welt als Illusion zu erkennen? Warum sollte ausgerechnet das Individuum den Ziel- und Endpunkt der Entwicklung markieren? Vielleicht ist die Liebe zum Individuum ja nur ein Anfang oder ein Zwischenschritt, man weiß es nicht.

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Da sind Sie ja gewissermaßen noch "esoterischer" drauf als ich… Vielleicht stimmt Ihr Verdacht. Aber ich würde jetzt erstmal davon ausgehen, dass dies zu den "späteren Lektionen" gehört. Zuerst kommt die Lektion: "Sich selbst treu sein". Obwohl ich mir damit auch nicht sicher bin. Vielleicht muss man diese beiden Lektionen ja auch am besten parallel zueinander absolvieren, oder ineinander übergehend.

Ich weiß nur, dass das für mich ein Riesenthema ist: Ich fühle mit meinen Mitmenschen mit und habe gleichzeitig diesen Fokus, dass ich mich vor allem um das geistige Wohl kümmere. Der innerlich gehemmte, unfreie Mensch macht mich traurig. Der gleichgeschaltete, angepasste, sich selbst verratende Mensch macht mich traurig. (Und dass ich auch was von diesem fundamentalen Makel habe.) Der "unfreie Schauspieler"; wir haben massenhaft davon.

Alle Herdentriebphänomene machen mich traurig oder wengistens skeptisch. Negative Gruppendynamiken wie z.B. das Mobbing, das schon im Kindergartenalter auftritt (und dort "hänseln" genannt wird) lässt mich den Menschen fast verfluchen.

Ich laufe oft mit diesem riesigen Fragezeichen rum und wundere mich darüber, dass andere diese Fragezeichen offensichtlich nicht so stark beschäftigt.



Das "Individuum", das einzelne "Wesen", scheint mir in jedem Fall eine ganz besondere "Einheit" zu sein. In der Bibel steht ja sogar, dass der Mensch Gott zum Bilde erschaffen wurde, oder so… Und selbst "unterhalb" des Menschen, bei den Tieren, sehe ich eine "Wesenheit", ein Lebendig-Sein, das von großem Wert ist.

Aber gerade der Mensch macht häufig erstaunlich wenig aus seiner "Individualität"… (siehe dazu auch meinen Lieblings-Nietzsche: http://www.zeno.org/nid/20009229841 , gleich die ersten paar Absätze)

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Allein schon der Begriff "Individuum" ist Käse. Jeder Illusionist, der den Trick mit der zerzägten Jungfrau beherrscht, weiß ein Lied davon zu singen. Und dort, wo man singt, da lass dich nieder. Stichwort: Lebensraum Bühne.

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... und ich frage mich, was "die Liebe des mainstreams" sein soll. Ich bezweifle sehr, das der mainstream lieben kann, da er nämlich kein Individuum ist.

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Man muss "den Mainstream" ja auch nicht so personalisieren. Sondern einfach als Durchschnittsphänomen nehmen. Die Summe aller "individuellen" Einzelreaktionen. Hier ist vor allem der medial gelieferte "Mainstream" gemeint.

Da wird so viel geschwätzt und diese Tage immer von "Vielfalt" geredet. In einer Weise, die das Mitschwätzen fast befiehlt. Wenn ich nicht auch von "Vielfalt" begeistert bin, werde ich entweder geächtet oder ignoriert oder beides. So gesehen kann man "aus der Liebe des Mainstreams" fallen.

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Absurdistan
Kenne diese Traurigkeit auch, weiß aber auch, dass es mir unmöglich ist, daran etwas zu ändern. Denn wenn ich zu lange in diesen Abgrund starre, starrt er zurück und es ist noch nicht mal meiner. Meine innere Stimme warnt mich immer davor, mich in diesen emphatielosen verdrehten Mist rein ziehen zu lassen. Der Mainstream hat sich eigentlich noch nie verändert, auch
wenn die Namen, Zeiten und Begriffe sich ändern. Viele Menschen sind die geborenen Untertanen. Oder wie
Diogenes "mit seiner Laterne am hellichten Tag auf dem Marktplatz stand, befragt warum er am Tag mit einer erleuchteten Laterne herum läuft, sagte er ich suche Menschen"

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Diese Geschichte von Diogenes ist schön.

Bei Ernst Jünger findet man einen ähnlichen Gedanken: Er macht die Feststellung, dass es irgendwie sehr schwierig geworden ist, das Individuum zu "sehen". Was ja irgendwie merkwürdig ist, in Zeiten, in denen alle Welt scheinbar immer individualistischer wird und das Individuum en masse auftritt.

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