Ich habe das zweifelhafte Glück in einer Straße zu wohnen, die immer wieder Straßenmusiker anzieht. Aber einen Alphornspieler hatte ich noch nie.
Fast genau senkrecht unter meinem Fenster, ich wohne im vierten Stock, stellte er sich heute hin und fing an zu spielen.
Ich war nicht sonderlich in Alphornstimmung. Also machte ich frei.wild an – die übrigens durchaus romantische, menschelnde und gefühlsdurchtränkte Lieder machen –, und hörte eine Stunde lang laut Musik.
Irgendwann aber wurde es mir zuviel und ich ging runter, um ihn zu bitten, aufzuhören.
Wir wurden uns schnell einig. Freundlich wie er war, wollte er gleich aufhören. Er bat nur um weitere 2-3 Minuten. Er sei mit einer Frau verabredet und sie hatten sich so abgesprochen, dass sie ihn anhand seiner Musik finden würde. Ich bat ihm 10 Minuten an und noch mehr. Doch er wollte nicht mehr.
Ich ging kurz die Straße hoch und runter und ging dann nochmal auf ihn zu:
"Mir gefällt das Thema so. Bitte spielen Sie solange, bis die Frau Sie gefunden hat!"
…
In meinem immernoch stark emotionalisierten, liebestrunkenen Hirn wird alles romantisch interpretiert, was sich so interpretieren lässt. Ich wußte gar nicht, welche Beziehung er zu dieser Frau hatte. Ich weiß es auch immernoch nicht. Aber er war erfreut über meine Ansage und nannte mich einen freundlichen Menschen.
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