Donnerstag, 20. Juli 2023
Übrigens: Jedes totalitäre System fing damit an, dass der Staat kritische Stimmen wegsperrt, während eine gesamte Gesellschaft zuguckt und schweigt.


https://twitter.com/JSevincBasad/status/1681711173538807836

Judith Sevinc Basad als Reaktion auf die Volksverhetzungsanzeige gegen sie. Ihr Film "Trans ist Trend" war dem Queer-Beauftragten für Berlin ein Dorn im Auge.



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So, und wer ist hier jetzt weggesperrt worden? Und welche "gesamte Gesellschaft" hat geschwiegen?
Ich höre stattdessen ein wenig Wirbel und gegenseitige Auseinandersetzung, wie es sich für eine demokratische Gesellschaft ja auch gehört.

Hier ein interessanter Text zu Sevinc Basads Umgang mit Fakten: https://uebermedien.de/73159/ohne-judith-sevinc-basad-muss-man-sich-bei-bild-etwas-weniger-schaemen/ - vielleicht sollte man mit Tatsachenbehauptungen der Frau eher vorsichtig umgehen.

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Ziehen Sie gutmütig ein paar Übertreibungen hab. Und was dann bleibt, ist aus meiner Sicht immernoch Grund genug, um sich ernsthaft Sorgen zu machen.

Es geht mehr um einen allgemein repressiven Charakter in unserer Gesellschaft, der in Meinungsfragen vorherrscht. Natürlich ist das nie die "ganze" Gesellschaft. Und natürlich wird auch keiner ins Gefängnis weggesperrt. Aber große Teile des Mainstreams machen mit. Und man wird immerhin mal schell von Youtube oder Twitter entfernt -- mal nur ein einzelner Beitrag, mal auch der ganze Account --, wenn man sich Meinungen gönnt, die dem woken Zeitgeist widersprechen. Diese fortlaufende Unterdrückung von Meinungen im Netz wird dabei noch nichtmal skandalisiert. Dem Mainstream gefällt es offenbar. Hier schweigt er und so macht er sich mitschuldig.

Ich bin noch etwas unentschlossen, ob ich hier den Versuch machen will, Sie mit Fakten vom gegenwärtigen "Meinungsnotstand" zu überzeugen. Ich habe mir schlicht nicht die Mühe gemacht, alles zu protokollieren, was mir die letzten Jahre an unerhörten Vorfällen untergekommen ist. Gefühlt ist es jedenfalls viel zuviel. Viel zuviel zuviel. Für unsereins, die wir uns unterdrückt fühlen, addiert sich das alles mit der Zeit auf. Tröpfchen für Tröpfchen bis das Fass überläuft, und es ist schon längst übergelaufen.

Und bevor ich es mit Fakten versuche, möchte ich erstmal ganz plump fragen: Leben Sie diesbezüglich wirklich in einer anderen Welt als ich? Haben Sie nicht das Gefühl, dass unsere Gesellschaft irgendwie Schräglage hat? Nehmen Sie keine allgemeine, psychische Anspannung wahr? (die u.a. einen erhöhten, gesellschaftlichen Anpassungsdruck und also Meinungsunterdrückung zur Folge hat?)

Ein kleines Beispiel habe ich doch noch: Gerade wollte sich Friedrich Merz für eine Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler Ebene öffnen. Nun schlagen die Wellen der Empörung hoch und er rudert schon wieder zurück. Gut. Er ist Politiker und Politiker haben wohl grundsätzlich etwas weniger Rückgrat als normale Menschen. Aber dieses Trauerspiel ist beispielhaft. Das Individuum zieht den Schwanz ein und reiht sich in das Kollektiv ein. Und niemand scheint darüber unglücklich zu sein, dass wir Menschen so jämmerliche Herdentiere sind.

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Da Sie mich persönlich fragen: ja, ich sehe die Schräglage auch. aber anders. Ich sehe keinen Mainstream, der alles Randständische unterdrückt - oder jedenfalls sehr viel weniger, als das auch früher, in den 1950er bis 1990er Jahren der Fall war. Als ich in den 90ern Student war, ja, da konnte man hier und da mal auf dem Campus ein Blättchen mit stark vom mainstream abweichenden Meinungen erstehen, aber in die breitere Gesellschaft gelangte sowas nicht. Das ist heute ganz anders, durch das Internet sind abweichende bis abstruse Meinungen für jedermann leicht erreichbar, und das ist auch gut so. Zum Beispiel, dass sich auch Geheimdienste nicht mehr so gut verstecken können. Über die Hintergründe des Oktoberfestattentats oder oder der Aldo-Moro-Ermordung weiß man bis heute nichts Genaues - über den NSU sehr wohl (obwohl der Prozess dazu wenig bis nichts beigetragen hat).
Die Kehrseite der Medaille sind ist das Auftauchen (und die rasante Zunahme!) von shitstorms jeder Art, ja, dass auch einzelne Personen auf völlig undemokratische Weise difamiert, dass Karrieren zerstört werden. Und das passiert sowohl links als auch rechts (und ist wahrscheinlich öfter auch gar nicht politisch motiviert).
Ja, wir erfahren mehr, aber wir werden auch mehr mit Blödsinn und Böswilligem überschüttet, und man hat nunmal nicht in jeder Aufreger-Frage die Zeit, sich seriös über die Hintergründe zu informieren (obwohl es möglich wäre), und fällt dann öfter auf Progangandistisches rein.
Und vor allem (und das trifft wahrscheinlich den Kern Ihrer Frage) ist ein so brutaler Kampf um Aufmerksamkeit entstanden, dass vernünftige und gutwillige Diskussion in der mainstream-Öffentlichkeit kaum noch bzw. nur noch in Nischen möglich ist. Das bedauere ich sehr.
Man kann sich halt nur wenige Themen raussuchen, für die man sich Zeit nimmt - und das meiste ignorieren. In politischen Diskussionen muss ich fast immer sagen: "Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung."
Also zusammenfassend: Ich sehe so gut wie keine Unterdrückung abweichender Meinungen im Netz (obwohl das oft behauptet wird, um halt mehr Aufmerksamkeit zu erzielen) - aber die zunehmende Gefahr, dass einzelne Personen herausgegriffen, diffamiert, in ihrer Persönlichkeit verletzt werden.

(und zu Sevinc Basad hatte ich geantwortet, weil sie mir schon anderswo - ich lese kein BILD - begegnet und als manipulierend aufgefallen war - und wer austeilt, muss halt auch einstecken können)
(ach, und das mit Merz halte ich für politisches Taktieren - das ist Alltagsgeschäft und keinesfalls ein Aufreger, das war schon immer so, seit es eine Parteiendemokratie gibt)

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Vielleicht müssen Sie sich einfach mehr Mühe geben, um diese Unterdrückung von Meinungen wahrzunehmen? Ich will Ihnen keine böse Absicht unterstellen. Aber vielleicht ein bißchen Fahrlässigkeit. Oder Sie sind oft einer Meinung mit dem Mainstream und sind zufrieden mit der Arbeit des ÖRR. Dann geht sowas bestimmt leicht an einem vorbei.

Ich kann Ihnen aus meiner Welt berichten, dass die Unterdrückung abweichender Meinungen schon fast zum Alltag gehört. Und es ist SEHR frustrierend. Es nährt ein allgemeines Ohnmachtsgefühl gegen "die da oben" und es nährt die Wut in einem.

Das Interessante ist, dass diese illiberalen Tendenzen sogar global sind. Jordan Peterson wurde auf Twitter gesperrt, weil er auf Elliot Page mit dem falschen Pronomen(!) verwiesen hatte. (Er hatte sich dann geweigert, sich, wie von Twitter verlangt, selbst zu korrigieren und hatte seinen Account einfach geschlossen gelassen.)

Und hier auf blogger.de soll es auch mal jemanden von der Identitären Bewegung gegeben haben. Der durfte hier aber nicht bloggen. Was ich persönlich schade fand und finde. Ich hätte mich hier gerne mit so jemanden ausgetauscht.

Und... und... und... Ich muss wohl öfter drüber bloggen. Sonst fällt es einigen Normalmenschen wirklich nicht auf.

Zuletzt: https://www.tagesschau.de/inland/regional/bayern/br-disziplinarverfahren-gegen-umstrittenen-lmu-professor-meyen-102.html

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Nun, vielleicht liegt es daran, dass ich mich nicht in der rechten Szene bewege, aus denen die beiden von Ihnen genannten Beispiele stammen.
Tatsächlich hatte ich von beiden Fällen nicht gehört. Ein kurzes Nachgoogeln ergab, dass es Jordan Peterson offensichtlich darum ging, im Zuge seines Kampfes gegen ein Antidiskriminierungsgesetz eine queere Person persönlich zu beleidigen. (Er hat keineswegs versehentlich ein falsches Pronomen benutzt - es ging ihm um die gezielte Beleidigung.) Genau das meine ich: Eine konkrete Person öffentlich in den Dreck ziehen, weil es ihre Geschlechtsidentität seiner Meinung nach nicht geben dürfte, das ist widerlich, und sowas hat leider zugenommen.
Auch den Fall des bayrischen Professors kenne ich nicht. Hier stehen laut Ihrem Link die Vorwürfe im Raum, dass er erstens wissenschaftlich unsauber gearbeitet hat und zweitens als Herausgeber einer Zeitschrift mit verfassungsfeindlichen Tendenzen fungiert hat. Wissen Sie denn, ob die Vorwürfe korrekt sind? Wenn ja, gibt es keinen Grund, dass der Staat ihn als Beamten bezahlt. Privat kann er dann ja äußern, was er will, sofern er gegen keine Gesetze verstößt. Also: Sollten die Vorwürfe stimmen, sehe ich hier keine Unterdrückung.
(An den Fall auf blogger.de erinnere ich mich allerdings: Der kam mit seinen rechtsextremen Thesen, und als ihm widersprochen wurde, hat er auf stur geschaltet und nur noch gehetzt - da war nichts von freier Diskussion.)

Vielleicht sollten Sie genauer die Quellen prüfen, aus denen Sie Ihre Informationen beziehen, und genauer über die Intentionen derer nachdenken, die solche Informationen verbreiten. Es gibt (ja, auch international) massive Versuche der antidemokratischen Rechten, das Netz mit ihrer Propaganda zu fluten. Halten Sie sich von denen fern!

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"aus der rechten Szene"
Da fängt es schon an: Diese Zuordnung hat in D stigmatisierenden Charakter. Aber gut. Lassen wir das... Ich für meinen Teil bin übrigens nur virtuell mit dieser "rechten Szene" verlinkt, vor allem auf Twitter. Ansonsten vielleicht noch zwei, drei Freunde, die der AfD nahe stehen. (Und zwei weitere Freunde, die der AfD nahe stehen, es sich aber nicht eingestehen können und oberflächlich auf sie schimpfen.)

Aber Sie wollten ja nur sagen, dass Sie diese Beispiele aus einem bestimmten Grund nicht gekannt haben... eine andere Bubble eben, ein anderer Filter, andere Interessenschwerpunkte. – Was mich aber gleich zu der Frage bringt, ob Sie diese Beispiele nicht trotzdem kennen sollten... zB weil die Mainstreampresse viel öfter über so etwas berichtet, und weil im Mainstreambewusstsein das Ideal der Meinungsfreiheit noch stark und lebendig ist und die Leute nicht nur im höchsten Maße sensibel für die Anliegen von kleinsten Randgruppen sind, sondern auch für die geistigen Freiheiten des Individuums. Ich könnte auch sagen: sensibel für die Demokratie, die ohne Meinungsfreiheit nicht existieren kann.

Ihnen ist vielleicht noch klar, dass auch Menschen mit rechtem Denken und rechten Gedanken ein gleich starkes Recht auf Meinungsfreiheit und demokratische (und auch mediale) Vertretung haben (???) -- die Mainstreampresse und das von mir beobachtete Mainstreambewusstsein wissen das leider nicht mehr. Dieser Zeitgeist nimmt deutlich illberale Züge an. Und eines dieser Symptome ist, dass sich niemand mehr aufregt, wenn Menschen zensiert oder sogar ganze Accounts gelöscht werden.

Es ist keine, kleine Sache, jemanden von einer Plattform zu schmeißen. Das greift nicht nur in das Recht derjenigen Person hinein, sondern auch in das jeweilige Individualrecht all der potentiell interessierten sonstigen Personen, die beim Zensierten und Mundtot-Gemachten gerne mitgelesen hätten.



Das, was Sie über Jordan Peterson rausgefunden haben, ist zu großem Teil Unfug. Er ist kein Mensch, der andere Menschen beleidigen will. Er will nur seine Meinung behalten dürfen, auch dann wenn sie seinem Gegenüber weh tut. Das ist ein riesiger qualitativer Unterschied.

Da er ja durchaus "umstritten" ist, findet sich auf Google natürlich Informationen von "beiden" Seiten. Fangen Sie doch mal hier an: Bill Maher, der Jordan Peterson interviewt. Das ist 5 Jahre alt. Ich verfolge ihn seit ungefähr dieser Zeit -- habe auch sein Buch "12 Rules For Life" als Hörbuch --, und bin von seinen psychologischen Aussagen eher angetan. Ja, er ist auch in rechten Kreisen beliebt. Mir scheint, er wird von Linken vor allem deswegen gehasst, weil er ein paar unbequeme Wahrheiten ausspricht.



Zu den anderen (Zensur)Beispielen später mehr. Wenn Sie noch so viel Geduld haben.



Ach, und die Sache mit den neuen Geschlechtsidentitäten ist für Sie schon völlig klar? Für mich nicht. Und ich behalte mir ausdrücklich vor, mich nicht dieser Glaubensbewegung anzuschließen, dass man sein Geschlecht auch nur ändern kann. Währenddessen stehe ich mit einer Trans-Frau auf Twitter im Dialog und rede sie aus Rücksicht und Respekt mit ihrem selbstgewählten Frauennamen an. Das ist für mich leicht in Einklang zu bringen. Wenn Sie mich aber fragen würden, ob Trans-Frauen "wirklich" Frauen sind, dann würde ich eher sagen: Nein. Oder ich würde sagen: Sie sind "zu 50%" Frauen. Irgendwie Mischwesen. Und das ist nicht abwertend gemeint. Conchita Wurst war auch so ein Mischwesen. Und ich fand sie/ihn dabei hübsch. Also, ich mache gerne eine dritte Kategorie von Geschlecht auf. Oder sogar noch eine vierte und fünfte. Aber das ist alles eine Frage meiner Weltwahrnehmung und hier lasse ich mir nicht reinreden. Und auch nicht bei der Zuordnung. Ich habe ja nur meine Meinung. Da muss niemand ein Furz drauf geben.

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PS
Und so muss auch niemand was auf die Meinung von Jordan Peterson geben, wenn sich diese in einem "falschen" Pronomen äußert. Dies als Beleidigung zu werten ist haarsträubend.

Übrigens hat Twitter inzwischen diese Praxis abgeschafft, das Misgendern als "Hassrede" zu bewerten und entsprechend zu zensieren. Das ist wohl Elon Musk zu verdanken.

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PPS
Jordan Peterson reflektiert hier sein eigenes Verhalten und seinen Tweet (mit "Was I Wrong?" im Thumbnail): https://youtu.be/yXnp-rUWn8w?t=1509

Ich habe inzwischen mal nach "Jordan Peterson Elliot Page" gegoogelt. Die ersten Ergebnisse waren alle sehr oberflächlich gegen Peterson gerichtet.

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