Donnerstag, 31. August 2023
"Antisemitismus ist keine Jugendsünde. Antisemitismus ist kein Mopedausflug ohne Führerschein. Jegliche Relativierung ist unerträglich. Der Charakter eines Politikers zeigt sich auch im Umgang mit seiner früheren Geisteshaltung. #Aiwanger"

https://twitter.com/MAStrackZi/status/1696955524242096308

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Ich bin jetzt schon an dem Punkt, an dem ich anfange, mich zu ekeln. Ich ekel mich vor den Gutmenschen.

Er kristallisiert sich immer mehr heraus: Der Gutmensch ist so eine Art Vampyrkreatur, die sich nur zwischen Machtgelüsten und Feigheiten bewegen kann.

Du bist nicht der Retter der Moral. Du bist der Untergang der Moral.
Du würdigst nicht die Moral. Du entwürdigst sie.
Du entweihst und schändest sie.
Du missbrauchst sie.
Das, was Dir heilig sein sollte, ist Dir unheilig.
Lügen ist Dein ganzes Geschäft.



Ich verstehe es wirklich nicht. Ich dachte die Sache wird abgeschlossen und vergessen, als sich sein Bruder dazu bekannte, das Papier geschrieben zu haben.

UND SELBST WENN HUBERT AIWANGER ES GESCHRIEBEN HäTTE: Er war damals 15. Was hab ich alles für Scheiße geredet und Scheiße gedacht, noch bis zum Alter von 23. Erst mit 23 würde ich über mich rückblickend sagen, dass man mich so langsam als Gesprächspartner ernst nehmen konnte. Natürlich war ich nicht völlig unzurechnungsfähig vorher, aber wirklich reif war ich noch lange nicht. Ich lief mit kolossalen Irrtümern und voreiligen Festlegungen in meinem Kopf herum.

Wirklich. Es gibt für mich fast keine größere Selbstverständlichkeit, als dass man den Verstandesinhalt eines jugendlichen Menschen grundsätzlich nicht großartig ernst nehmen sollte.

Und dies nicht nur, deswegen weil junge Menschen häufig dumm sind, und noch nicht so viel Zeit hatten, dies zu entdecken. Sondern darüber hinaus noch wegen etwas viel Fundamentaleren: Junge Menschen sind häufig nicht sie selbst. Nicht nur die Gedanken, die sie nach außen geben, laufen durch allerlei seltsame Filter. Auch ihre Emotionen sind häufig falsch dargestellt. D.h. sie schauspielern, aber häufig unfrei. Wenig. Sehr wenig an ihnen ist echt.

Oder sieht das hier jemand anders?



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Natürlich hängt die Dummheit der Jugendlichen auch enorm stark an der Durchschinittsintelligenz -- und Durchschnittsauthentizität -- der gesamten Gesellschaft. Wenn die nicht hoch ist, kann man von den Jugendlichen in der Regel auch nicht viel erwarten.

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"Ich verstehe es wirklich nicht. Ich dachte die Sache wird abgeschlossen und vergessen, als sich sein Bruder dazu bekannte, das Papier geschrieben zu haben."
Hier ein Text aus einer Zeitung mit "Haltung". Wolffsohn findet darin keine Erwähnung.
https://www.derstandard.de/story/3000000185134/aiwanger-bleibt-auch-nach-entschuldigung-unter-druck

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Zu Ihrer zweiten Frage: Junge Menschen neigen seltener zu konservativen Anschauungen, daher bezweifeln Konservative gern die Anschauungen junger Menschen. Ein altbekanntes Spiel.

Zu Ihren anfänglichen Überlegungen: Wirkliche Gutmenschen müssten (und teilweise tun sie das auch, denke ich) nicht Aiwangers Jugendsünde diskutieren, sondern vielmehr seine Erdinger Rede. Die finde ich viel bedenklicher, denn die hat er als erwachsener Amtsträger gehalten, nicht als pubertierender Schüler.

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"Junge Menschen neigen seltener zu konservativen Anschauungen, daher bezweifeln Konservative gern die Anschauungen junger Menschen. Ein altbekanntes Spiel."

Darf ich das auf mich beziehen? Bin ich hier der Konservative? (Ich bin nicht aus Zucker. Ich frage also nicht als Beleidigter oder Angegriffener, sondern nur als Verständnisfrage.)

Sie spielen vielleicht auch ein Spiel, wenn Sie meine Position zu leichtfertig einer miesen Strategie der "Konservativen" zuordnen.

Und um meine eigentliche Position nochmal zu beschreiben: Streichen Sie aus Ihrem Gedächtnis alles, was Sie zu wissen glauben. Und merken Sie sich zu allererst dieses:

Ich stehe für nichts so sehr ein, wie für die These, dass der Mensch nicht er selbst ist. Und dass dieses Grundthema nochmal ganz besonders in den Jahren 13-20 seine traurige Gültigkeit hat. Aber zugegeben: Es gibt auch Ausnahmen. (Ich war keine. Bin noch keine?)

Aber vielleicht schließe ich ja auch zu sehr von mir auf andere.

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In der Tat halte ich Sie für konservativ (Ich entnehme das z.B. Ihrer Negativfixierung auf Gutmenschen sowie vielen anderen Denkfiguren, die Sie hier dargelegt haben.). Was daran allerdings "mies" sein soll, ist mir ein Rätsel. ("Mies" zu sein bedeutet Charakterlosigkeit, und die kommt meines Wissens unter Konservativen nicht mehr oder weniger häufig vor als unter Progressiven, Liberalen, frommen Christen und was es sonst noch so alles gibt. Nun gut, unter führenden AFD-Politikern ist sie inzwischen wohl etwas häufiger als im Durchschnitt, aber das ist ja nur eine, na ja, sagen wir ziemlich spezielle Form des Konservatismus.)

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Wenn Konservative (pauschal) die Anschauungen junger Menschen bezweifeln -- und dies ein Spiel ist, also ein Macht-Spiel --, dann nenne ich das ein mieses Verhalten. Es ist nämlich immer mies, ein Macht-Spiel zu betreiben.

Ich entgegne dem, dass ich kein Macht-Spiel spiele, wenn ich Fälle wie Aiwanger aufgrund seines Jugendalters im Grunde uninteressant finde. Das ist einfach zu lange her. Wer Aiwanger kennen lernen will, der blicke von mir aus 10 oder 20 Jahre zurück. Aber 35? Ich finde selbst 10 Jahre sind schon eine lange Zeit.
Ich verzeihe ja prinzipiell auch einer Sawsan Chebli, wenn sie früher Juden gehasst hat.

Hier spielt der ganze Mainstream sein Macht-Spiel gegen Aiwanger.

Ich finde das überwiegend absurd, wie lange sich der Gutmenschen-Mainstream daran aufgeilt. Nicht über Südafrika berichten können, aber dann wie Wadenbeißer an einem Thema, einem Pseudo-Aufreger, dran bleiben, das für sie dann plötzlich moralisches Gewicht haben soll.

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