Freitag, 17. Mai 2024
Da ich es so oder so albern und tendenziell faschistoid finde, Sprachnormierungen in diesem Stil zu betreiben, freue ich mich darüber, dass Höcke und der AfD jetzt diese Möglichkeit zu einer Retour-Kutsche zufliegt: Cathy Hummels hat auch den Satz "Alles für Deutschland" benutzt! Und niemand anders als Björn Höcke zeigt sie dafür an!

Da steht die AfD ja praktisch schon als Gewinner fest. Denn natürlich wird Cathy Hummels nicht das gleiche Strafmaß erhalten wie Höcke. Wenn sie überhaupt bestraft werden wird! Und man wird sich nicht des Eindrucks erwehren können, dass hier die gemutmaßte Gesinnung den Unterschied machen wird, dass wir es also mit einem Gesinnungsstrafrecht zu tun haben.

Wer sich brav entschuldigt und laut "mea culpa" ausruft, dem vergibt die Inquisitionsbehörde gerne. Höcke aber hat nur darauf bestanden, dass er nicht wusste, dass die Formel "Alles für Deutschland" so nazi-belastet war. Bei Höcke fehlte das "mea culpa" (virtue signaling) und so will man ihm auch nicht bezüglich seiner behaupteten Unwissenheit glauben. Frau Hummels aber wird man glauben, weil man ihr glauben will und ihr glauben kann. -- Wie hat die TAZ im Fall Höcke so schön geschrieben: Im Zweifel GEGEN den Angeklagten.



Ich bin grundsätzlich nicht sehr gut auf Sprachnormierungen zu sprechen. Das gilt für alle Ebenen der Kommunikation, also auch Symbolnormierungen, etc. . Das ist mir einfach zu viel Zwangs-Konformismus, zu viel Gleichschaltung. Es gibt im menschlichen Kommunikationsverhalten immer auch den subjektiven Pol und das Recht auf eine eigenmächtige Neudefinition der Sprachnormen. Ausnahmen kann ich nur dort leichten Herzens zulassen, wo der Ausdruck von Gedanken und Bedeutungen nicht wesentlich behindert wird. Das gilt zB für alle Ein-Wort-Beleidigungen wie "Arschloch", "Fotze" oder ähnliches. Auch wird mir keine wesentliche Ausdrucksfähigkeit weggenommen, wenn mir verboten wird, mit "Heil Hitler" zu grüßen.

Bei "Alles für Deutschland" habe ich ein gemischtes Gefühl, denn die Bedeutung dieser Worte ist auch so dünn, dass ich es kaum als Behinderung meines Ausdrucksrepertoires (Behinderung meines Geistes) wahrnehme, wenn mir diese Worte verboten werden. Anders aber geht es mir mit: "Meine Ehre heißt Treue" oder "Jedem das seine". Diese Sprüche tragen für mich zu viel an sinnvoller Bedeutung in sich. Daher darf man sie eigentlich nicht verbieten.

https://twitter.com/BjoernHoecke/status/1791363130632630762
https://www.nius.de/news/nach-alles-fuer-deutschland-aussage-hoecke-zeigt-cathy-hummels-an/f8c9b70d-4677-47b8-a13d-4ee9b4e4f316



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Die Anzeige von Cathy Hummels durch Björn Höcke macht mir nur eines deutlich, nämlich wie tief er von der Verur­teilung getrof­fen wurde, denn inhalt­lich wird nichts dabei rum­kommen. Es wird der AfD nichts nützen, wenn die Exfrau von Mörtel freige­sprochen wird. Man wird auch nicht die Justiz in Ver­legen­heit bringen, denn es ist jedem Juri­sten klar, daß man in dem Jura genannten Sprach­spiel selbst im exakt gleichen Falle zu völlig ver­schie­denen Ansich­ten gelan­gen kann.

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Wenn dabei nichts rumkommen wird, dann vor allem deswegen, weil die Tagesschau (und andere Mainstream-Medien) dann auch nicht darüber berichten wird, wenn Frau Hummels frei gesprochen wird.

Die Wirkung innerhalb von Juristenkreisen interessiert mich nicht sonderlich. Mich interessiert die Wirkung unter den Normalsterblichen, also der Gesellschaft im allgemeinen.

Ich glaube nicht, dass Höcke "tief getroffen" wurde. Wenn Sie auf Twitter mal eine Weile Ihr Ohr an die rechte Bubble legen, dann werden Sie schnell feststellen, dass man als AfD-ler in einer katastrophalen Welt lebt (und das schon seit langem): Die Regierung -- nahezu geisteskrank. Die Presse -- voll von manipulativer Berichterstattung. Alles ist abartig. Demokratie wird nur noch geheuchelt. Moral wird geheuchelt. Es gibt 95 Geschlechter und die Justiz ist natürlich auch korrumpiert und fällt ständig Skandalurteile... Für AfD-Anhänger steht schon jetzt fest, dass wahrscheinlich nur noch die AfD dieses Land noch retten kann. Und auch Höcke wird sich nicht groß darüber gewundert haben, dass man ihn schuldig gesprochen hat. Was will man von diesem System und dieser kaputten Gesellschaft noch erwarten? Allenfalls gibt es noch kleine Resthoffnungen, dass es vielleicht doch nicht so schlimm ist, wie man dachte. Aber man ist diese Tiefschläge doch eigentlich schon gewohnt.

Ja, man kann in dem Jura genannten Sprachspiel selbst im exakt gleichen Fall zu völlig verschiedenen Ansichten gelangen. Aber ein Rechtssystem, das versucht "gerecht" und "neutral" zu sein, wird es gewiss nicht als ein wünschenswertes oder akzeptables Ereignis betrachten, wenn dies der Standard unter Richtern sein sollte. Das Ideal ist immernoch die Figur der "Justitia", die mit verbundenen Augen eine Waage benutzt.

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Ich habe mein Ohr an der rechten Twitter-Bubble, die jeden niedermacht, der nicht zu 100% ihrer Meinung folgt, nicht nur in den Grundsatzfragen Ampel, Migration und Ukraine. Man darf auch nicht ansatzweise an einen Klimawandel glauben oder Corona-Impfungen für gut halten. Aber es gibt auch einsichtigere Anhänger. Die sehen, daß interne Querelen schaffen, was Gratismut auf den Straßen und Correctiv nicht leisteten. Heute hörte ich von einem AfD-Getreuen sogar einen Vergleich mit den Piraten.

Wenn man eine Protestpartei etabliert, dann kann man einen hohen Anteil an Spinnern nicht vermeiden. Hinzu kommen einige, die es mit Sitte und Anstand nicht so genau nehmen, und im Falle der AfD auch Rechtsradikale. Von denen muß man sich trennen, und zwar möglichst rechtzeitig vor Wahlen. Intern wird man wissen, an welchen Vorwürfen etwas dran ist.

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... oder, mit anderen Worten: Meine Mutter saß auf einer Wiese und malte einige friedlich grasende Kühe. Aber sie hatte unter ihrem Rocke einen kleinen, sehr aggressiven Köter liegen, den wir von einem militärischen Onkel geerbt hatten. „Pitsch" begann allmählich die Kühe immer wütender anzubellen, bis sie sich darüber so ärgerten, daß sie begannen ihn einzukreisen und in die drohende Nähe meiner Mutter vorzurücken, um den Kläffer auf ihre Hörner zu nehmen. Da erschien im letzten Augenblick als Retter der Schultheiß des Ortes und befreite meine Mutter aus ihrer peinlichen Lage. „Die bösen Kühe", sagte sie, „nie wieder werde ich Kühe malen." - „Oh," sagte der Retter, „die Kühe sind gar nicht so böse, aber Sie haben unter Ihrem Rocke einen ganz bösen Köter, der ist ganz allein schuld an dem Abenteuer." Pitsch protestierte wütend gegen diese Deutung und bezeichnete sie als „Schuldlüge" und stand seitdem auf Kriegsfuß mit sämtlichen Kühen des Ortes.

Diese schöne Geschichte erzählt der bewundernswerte Friedrich Wilhelm Foerster in seinen Memoiren und bezieht sie auf das Verhalten Deutschlands vor dem Ersten Weltkrieg. Sie passt aber auch sehr gut auf das Verhalten der rechten Bubble: Solange die Kläffer den Ton angeben, ist en kommunikatives Miteinander unmöglich und der Unmut der Kühe nur allzu verständlich.

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Es mag in der rechten Bubble vielleicht mehr Kläffer geben als anderswo. Und sicherlich auch einige Bösartige. Trotzdem ist in der Gesamtbewertung die moralistische Schwarz-Weiß-Malerei des Mainstreams höchst fragwürdig. Vielleicht gibt es ja unter den Kühen auch ein paar bösartige? Nur sind die geschickter getarnt?

Ich finde, die linke Intoleranz greift so tief in den menschlichen Geist hinein -- da muss man sich über ein paar aggressive Kläffer wirklich nicht wundern. Die Ablehnung eines "rechten Denkens" geht so tief... wer heute "rechts" denkt, dem wird ja quasi beigebracht, dass er ein ungültiger Mensch ist und dass er sich selbst verneinen und verachten soll. Man darf heute noch nichtmal davon reden, sein eigenes Volk erhalten zu wollen, ohne schräg angeguckt zu werden. Diese Kühe -- mit ihnen stimmt auch irgend etwas nicht.

PS: https://twitter.com/UlrichVosgerau/status/1792479642944745481

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Gehörte ich zur woken Bubble und sähe in der AfD den Unter­gang Deutsch­lands, würde ich diese Partei gar nicht diffe­ren­ziert betrach­ten. In der rechten Bubble mag man für erfor­der­lich halten, eine breite gemein­schaft­liche Palette von Auffas­sungen zu vertreten. Wer nicht an Chem­trails und Impf­schäden glaubt und sich zu diesen Themen bedeckt hält, schadet jedoch kaum. Vielmehr sind es die internen Que­relen, Macht­kämpfe und Rich­tungs­strei­tigkei­ten, sofern sie nach außen dringen. Selbst Anhänger sprechen schon von Problem­bären, von Krah und Bystron, die lang­fristig ein Eigen­leben führen werden, schlimmer als Stegner, Strack-​Zimmer­mann oder Hof­reiter. Ob es lohnens­wert ist, sich schnell von ihnen zu trennen, ist nach den Raus­schmiß von Otte und Krall aus der Werte­union sehr frag­lich. Kurz: Man muß da durch. Es kann nicht immer nur bergauf gehen.

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