Montag, 20. Januar 2025
so lautet mein Urteil bisher über hin. Ich habe nun mehrere Stunden von ihm gehört, und er überzeugt mich mit Realismus, Rechtstreue und Menschlichkeit. Seine Remigrationsabsichten sind maßvoll und vernünftig. Natürlich finde ich auch manchmal ein Haar in der Suppe, das ich ihm kritisch vorhalten könnte. ZB finde ich es albern, wenn er von einem (wahrscheinlich) schlecht integrierten Somalier, den er nachts irgendwo an einem Bahnhof gesehen hat, denkt, dass er klimatisch hier nicht her passt (neben anderen Argumenten). Dieser Art Entgleisungen und Argumentationsschwächen sind höchst selten bei ihm. Aber ich halte diese "rechte Bosheit", die nur ganz selten aufblitzt, nicht für seinen Wesenskern. Es ist sehr schwierig, ein unabhängiger Geist zu sein, der sich sowohl außerhalb des Mainstreams als auch außerhalb der alternativen Mainstreams (also in Relation zu eigenen Bubble und Partei) bewegt. Wenn man seinen Denkpfad ganz überwiegend allein webt, ist es nur menschlich, manchmal doch der Versuchung zu erliegen, das ein oder andere Element seiner Umwelt unüberlegt zu kopieren; quasi als Erschöpfungsphänomen oder als freudsche Fehlleistung, als Konzentrationsschwäche. Hinzu kommt noch die große Versuchung, auch mal ein wenig böse zu sein, wenn der gesellschaftliche Mainstream das Gutsein ganz vorrangig heuchelt.

Kritisch sehe ich auch seine Theorie über das Wesen des Individuums und seine Anlagen. Ich stimme zwar zu, dass der Mensch nicht nur ein unbeschriebenes Blatt ist, das man beliebtig formen kann. Ich stimme zu, dass der Mensch bereits durch die Abstammung von den Eltern (also Genetik/Vererbung) eine gewisse Prägung erhält. Ich stimme zu, dass auch die Kultur wichtig ist, in der man aufwächst. -- Aber die konkreten Aufforderungen an junge Menschen à la "Sei Du selbst!", "Kenne Deine Vorfahren!", "Sei Deutscher!", "Sei Mann!", "Sei Frau!", "Nimm Dein Erbe an und mach das Beste draus!" … diese Aufforderungen teile ich nur zur Hälfte, denn in dieser Form tragen sie wahrscheinlich dazu bei, dass das Individuum an einer Oberflächenebene hängen bleibt. -- Das "Mach das Beste draus!" ist natürlich immer richtig und uneingeschränkt zu begrüßen. Aber wenn es konkreter wird und das Individuum mit Ideen und Begriffen hantiert wie "Deutscher" oder "Mann", "Frau", "meine Vorfahren" oder sonstwas für Begriffen; da kann es leicht passieren, dass die Selbstsuche zu sehr ins Intellektuelle abdriftet. Zu sehr ins Verkopfte, Kopfige. Dann nimmt sich ein Individuum einen Begriff vor, lässt ihn sich von anderen mehr oder weniger definieren, und versucht sich dann selbst an diesen Begriff anzupassen.

Ich bringe hier meine Spiritualität ins Spiel und fordere dagegen auf, die Augen zu schließen und sich von allen Worten und Ideen frei zu machen. Man nehme Kontakt mit seinem inneren "Sensorium" auf und begreife, dass man nichts, wirklich gar nichts, mehr braucht als diese innere Führung. Der Funken Gottes ist in einem und man wird seinen Weg in der Welt finden. Nun, in dieser Selbst-Verankerung, darf man sich auch spielerisch mit den Ideen dieser Welt beschäftigen. Und ja, die Außen-Bezirke der Seele haben wohl eine Prägung. Hier fallen mir aber nicht zuerst irgendwelche Ideen ein oder meine Vorfahren, sondern vor allem erstmal meine Muttersprache. Was bin ich glücklich, dass ich Ernst Jünger und Friedrich Nietzsche in meiner Muttersprache lesen kann! Ich kann "Auf den Mamorklippen!" in meiner Sprache lesen! Ich kann "Das Abenteuerliche Herz! 1. Fassung" in meiner Sprache lesen! Ich kann all die schönen Nietzsche-Perlen in meiner Sprache lesen! Und auch sonst mag ich meine Sprache: Sie hat so schöne Wörter wie "Habseligkeiten" oder "Zeitlupe".

Es geht hier um das Zusammenspiel zwischen Herz und Kopf, zwischen Außen und Innen, zwischen der Form und dem Formlosen, zwischen Seele und Persönlichkeit, zwischen Maschine und Mysterium. Junge Menschen, die mit der Idee herumlaufen, dass ihnen die Worte "deutsch", "männlich"/"weiblich" viel sagen müssen, sind teilweise auf einem Holzweg. Natürlich kann ich auch nicht von außen beurteilen, welche Inspirationskraft das ein oder andere Individuum aus der ein oder anderen Idee zieht. Vielleicht ist das ja für jemanden ein sinnvoller Beginn für die eigene geistige Reise. Aber man sollte diese Reise vielleicht von Anfang an mit dem Anspruch beginnen, dass man selbst Regie führt. Wenn Dir also die Leitideen von M. Krah nicht genügen, dann probiere andere Leitideen aus! Probiere andere Worte! ZB "Mensch" oder "Christ" oder "Muslim". Aber werfe auch diese Worte von Dir, wenn sie Dich einengen. Vielleicht bist Du noch nichteinmal ein "Mensch"! -- aber ein "Engel"?

Vielleicht bin ich Dir aber zu fluide, zu spirituell, zu verspinnert -- dann bleib vielleicht eine zeitlang bei Krahs Ideen. In jedem Fall begrüße ich seine Positivität. Und wenn wir uns aufs Deutsche beziehen, dann sollten wir uns endlich Positivität erlauben. Egal, in welcher Form, egal in welcher Idee, egal in welcher Verkleidung. Egal, welches Wir: Positivität im Selbst-Bezug ist immer wichtig.

Wir sind ein schönes Volk. Wir sind ein liebenswertes Volk.



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Nanu: "der Funke Gottes"? Was ist denn mit Ihnen passiert? Sie waren doch kürzlich noch ein großer Religionshasser. Hat Krah Sie bekehrt und in den Schoß der heiligen katholischen Kirche zurückgeführt?

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Wieso denken Sie bei Religion und Gott gleich an die katholische Kirche?

Es ist ganz offensichtlich ein falscher Eindruck entstanden. Ich bin nicht gegen Religiosität. Sogar eher im Gegenteil. Aber ich bin ein strenger Gegner der Glaubensreligionen und des darin enthaltenen Glaubensglaubens (also der Glaube an den Glauben; der Glaube an die Wichtigkeit des Glaubens).

Leute, die mit Glaubenssätzen im Kopf rumlaufen à la "Wenn ich nicht doll genug glaube, komme ich vielleicht in die Hölle", sind tragische Fälle von Geistesgestörtheit. Auf dieser Grundlage entstehen auch alle Fälle von Radikalisierung. Mord und Totschlag, religiöser Terror, all das ist ein Gewächs des Glaubensglaubens, der von Anfang an eine Saat der Gewalt in die Psyche einführt. -- Welche Drohung ist bitte grausamer als die von einer ewigen Hölle?

Religionen, die keine Glaubensreligionen sind und stattdessen zur Wahrheitssuche aufmuntern, sind dagegen weit weniger kritisch. Ein Wahrheitssucher, der die Augen schließt und in sich selbst hinein horcht, ist eher eine Bereicherung für die Gesellschaft.

Es gibt in meinem Weltbild also grob gesagt "Glaubensreligionen" und "Erfahrungsreligionen", wobei diese Trennung nicht 100%ig funktioniert. Es gibt Spielarten zB des Buddhismus, die auch stark das Glauben betonen. Und es gibt Spielarten des Christentums oder des Islams, bei denen das Erfahrungselement mehr im Vordergrund steht (die Wege der Mystiker).

Wir sollten meiner Meinung nach streng hingucken und den fanatischen, verrückten Glaubensglauben so weit es geht isolieren und eindämmen. Dieser Art Glauben sollten wir mit "Sekte", "Gewalt" und "Griff ins Klo" assoziieren. ZB sollte man keine Kopftuchträgerinnen als Lehrkräfte anstellen, wenn sie sich nicht bereit erklären, zB 20% ihrer Unterrichtszeit auch ohne Kopftuch abzuleisten.

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