Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich mich je wirklich umfassend mit der Identitären Bewegung auseinandergesetzt habe. Seitdem Martin Sellner von Youtube und Twitter verbannt wurde, habe ich ihn auch weitgehend aus den Augen verloren. Andere Kanäle oder Personen aus dem IB-Umfeld suche ich nur sehr selten auf. Erst vor kurzem habe ich mich wieder auf Telegram und per Mail-Rundbrief mit Martin Sellner "vernetzt". Doch selbst dort schaue ich nur selten rein.
Und doch meine ich, mir die vorläufige Meinung erlauben zu dürfen, dass die IB vor allem deswegen so vielen Repressionen ausgesetzt ist, weil diese Aktivisten heute das sind, was man früher Ketzer nannte. Man verfolgt sie für ihre Weltanschauung, für ihr anderes Denken. Man verfolgt sie, weil man ihre Stänkerei und ihre Mekelei am Multikulti-Projekt nicht ertragen kann und voller Angst ist, dass sich dieses andere Denken durchsetzen könnte. Nicht nur, dass diese Identitären anders denken und sich eine vom Mainstream abweichende Moral erlauben – sie tun es auch noch mit gutem Gewissen und das setzt dem Ganzen wirklich die Krone auf. Das macht sie so gefährlich. Denn nichts ist anziehender als Menschen, die im Reinen mit sich selbst sind und ihre Gedanken in aller Seelenruhe vor ihren Mitmenschen ausbreiten. Das muss bekämpft werden! Also wird es bekämpft.
Eines von mehreren Indizien, das mich in diesem vorläufigen Standpunkt bestärkt, ist die fast lustige Tatsache, dass man im Mainstream-Journalismus nicht dazu in der Lage ist, die IB auch nur in einem ihrer wesentlichen Denkansätze richtig darzustellen. Ja, man hat es nötig, eine These zu verfälschen, um ihnen das Prädikat des Verschwörungstheoretikers anzudichten: Die Rede vom "Bevölkerungsaustausch" sei eine "Verschwörungstheorie"! Das wird in den seriösesten Medien rauf und runter gebetet.
Diese Behauptung aber ist wirklich sehr leicht widerlegbar. So leicht, dass auch ich darüber urteilen kann. Man muss sich nur mal einen Vortrag von Martin Lichtmesz anhören. Die ersten 8 Minuten reichen sogar. Vorausgesetzt, man ist nicht taub und hat keine Ohropax in den Ohren, und vorausgesetzt, dass Martin Lichtmesz repräsentativ ist für die IB (ich denke ja), sollte man den Fehler schnell erkennen.
…
Wie bitte soll ich so einen Journalismus ernst nehmen, der da was von "Verschwörungstheorie" fabuliert? Und wie soll ich so einen Journalismus im allgemeinen noch ernst nehmen? Wer sich in Anbetracht seiner Angstthemen so infantil verhält, der wird mich auch bei jedem dieser Angstthemen schlecht informieren – um nicht von lügen zu reden. Nur ein bißchen Angst in der Journalistenseele vor irgendwelchen negativen Folgen einer Wahrheit und sofort kriege ich eine verzerrte Wirklichkeit präsentiert.
Vielleicht sollte man nur Journalisten vertrauen, die eine Psychotherapeuten-Zulassung haben und erst auf dem zweiten Bildungsweg zu Journalisten wurden. Die wären zwar auch nicht perfekt, aber immerhin muss man auf diesem Ausbildungsweg eine intensive Phase der Auseinandersetzung mit sich selbst ableisten. Das könnte zumindest helfen.
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Die "Guten":
Die FR: Buchmesse Frankfurt: Kubitschek greift Journalisten an - Polizei unterstützt ihnDer Tagesspiegel: Rechtsextreme schüchtern Journalisten ein: Polizei schaut bei Eklat auf Frankfurter Buchmesse nur zu
Der "eingeschüchterte" oder "angegriffene" Journalist: https://twitter.com/jonas_fedders/status/1185606366238511109
Die Gegenseite:
Auf sezession.de: Kubitschek über den Vorfall…
Ich kann mich dem Eindruck hier nicht verschließen, dass die Wahrheit eher auf Herrn Kubitscheks Seite liegt. Seine Schilderung der Antifa-Denunziationstaktik klingt schlüssig. Es handelte sich eben eher um einen Antifa-Aktivisten als einen Journalisten. Um einen, der die "Pressefreiheit" zur Belästigung von Messestandbesuchern nur mißbraucht hat. Obendrein kennt und respektiert Kubitschek die Arbeit von seriösen Journalisten an seinem Stand, wie man dem Video entnehmen kann.
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3 Indizien der vergangenen Wochen:
1. Kachelmann über Dürre-Warnungen in den Medien
2. Siehe Bildauswahl für Katarina Barley
3. Siehe Bildauswahl für Martin Sellner
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Als ich das Bild von Martin Sellner sah, dachte ich: Wie kann man sich nur so schamlos seiner bewussten oder unbewussten Distanzierungswut hingeben, dass man einen Martin Sellner nicht wenigstens halbwegs normal ins Bild setzen möchte? – Für mich ist das wieder ein Hinweis auf die allseits grassierende Angststörung in Bezug zu "Rechts". Die Rechtsphobie sitzt so tief, der Wille zur maximal möglichen Distanzierung rumort und rotiert in einem, dass der Journalist wohl nicht anders kann, als seinem Angstgegenstand wenigstens durch die Bildauswahl noch einen mitzugeben. Im Grunde ist das doch peinlich. Es zeugt von einem Journalisten, der doch noch nicht erwachsen ist. Es zeugt von einer gewissen Hilflosigkeit und von mangelnder Souveränität.
Und das Foto von Katarina Barley ist auch alles andere als wohlwollend. Ich finde das ist schon deutlich in der Zone ohne Anstand, so ein Foto von einer Politikerin zu veröffentlichen. Und wiedermal drückt sich dadurch auch die politische Meinung des Verfassers aus.
Kachelmann erklärt sich selbst.
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Es wäre dies einer der ersten Mißstände, die ich in unserer Gesellschaft gerne korrigieren würde: Dass wir mal endlich damit anfangen, uns gegenseitig fair zu behandeln. Dass wir uns mal wieder auf Ideale wie Objektivität, Fairness und Neutralität besinnen. Nicht nur unter Journalisten! – Dass man sogar die AfD und "Rechts" fair behandelt, so wie man selbstverständlich auch alle anderen politischen Strömungen fair behandelt. Dass ein nobler Geist die stabile Grundlage bilden würde, auf der man dann eine gewissenhafte Auseinandersetzung führen könnte. Dass man sich selbstverständlich darauf verlassen könnte, dass Journalisten gewissenhaft arbeiten.
Ist dieser Wunsch so komplett unrealistisch?
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Siehe: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/rechtes-denken-deutschland-sucht-den-super-populisten-a-1252292.html
Die hier praktizierte Simplifizierung und Pauschalisierung ist mir fast unerträglich.
Sie allein vertreten "das Volk". Sie und ihre Anhänger sind immer die Guten und immer die Opfer. ALLE anderen sind böse, korrupt und gefährlich.Was soll dieser pauschale Tonfall? Wieso werden hier ohne jede Differenziertheit Behauptungen aufgestellt, wie "die Populisten" oder "die AfD-Anhänger" ticken?
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Das passt zur AfD: Für ihre Anhänger sind alle, die nicht auf ihrer Seite stehen, Volksverräter,…
Und wieso muss man diesen Populisten unbedingt unterstellen, dass sie wirklich "ALLE" demokratischen Gegner für böse halten? Meint die Autorin wirklich, dass es innerhalb der AfD keinerlei Akzeptanz für das demokratische Prinzip und andere Meinungen gibt? (– was ja fast das gleiche ist)
Wenn sie ihre Populismus-These als Zuspitzung gebrauchen würde, die auf eine Tendenz hinweist – von mir aus auf eine "starke" Tendenz –, dann hätte der Text noch Substanz und Sinn und man könnte darüber diskutieren. Aber so ist er nur ein Ärgernis.
Was treibt diese Frau an? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass man so etwas wirklich ernst meint. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass das von einem Leser im vollen Umfang geglaubt wird. Warum also schreibt sie so etwas? – Ich kann hier wieder nur meine Theorie von der Angstgetriebenheit hervor holen. Dies führt zu einem mehr oder weniger bewussten Agitieren gegen den Angstgegenstand. Also versucht sie die AfD schlecht bzw. schlechter zu machen.
Aber wie unbeholfen ist sie doch dabei. Sich so offensichtlich Willkür-Behauptungen hinzugeben und dem Gegner eine absolute Schwarz-Weiß-Malerei zu unterstellen – und gleichzeitig so blind dafür zu sein, dass man selbst gerade eine absolute Schwarz-Weiß-Malerei betreibt!!
Es macht mich traurig, solche Artikel in der Medienlandschaft zu entdecken, zumal der Spiegel noch als halbwegs intellektuell gilt. Wenn die BILD so schreiben würde, wäre das ja noch verständlich.
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Linke und Rechte haben jeweils ihre Lieblingsopfergruppen, über die sie sich am meisten empören. Linke empören sich z.B. am liebsten über nicht-deutsche Opfer und über Diskriminierungsopfer. Rechte empören sich dagegen am liebsten über deutsche Opfer. Das nenne ich "die beschissene Arbeitsteilung".
Im Grunde kann man in diesem Modus keine der beiden Seiten wirklich ernst nehmen. Zumindest nicht mit irgend einem Anspruch auf ein höheres moralisches Level. Auch die linke (die eigentlich etwas höhere) Moral macht hier genau den Grundfehler, den zu kritisieren doch eigentlich zu ihren Kernkompetenzen gehört: Für sie sind in der Praxis doch nicht "alle Menschen gleich". Gewisse Opfergruppen sind ihr ans Herz gewachsen, anderen gegenüber ist sie fast vollkommen gleichgültig und kaltherzig. Ganz besonders gleichgültig scheint sie gegenüber deutschen Opfern zu sein. Wahrscheinlich hält sie schon allein deswegen Abstand von dieser Gruppe, weil sich ja die "Rechten" schon so um sie kümmern. Und mit denen will man ja nichts gemein haben. Die Rechten hingegen zeigen dafür mit umso mehr Nachdruck auf die "Eigenen", weil es ja sonst niemand macht in der "verlogenen und linkslastigen Gesellschaft".
Aber so wird das nichts mit Gerechtigkeit und Objektivität, auch nichts mit Versöhnung und Heilung der Gesellschaft. (Falls das überhaupt jemand will.)
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Ich würde den Journalismus gerne mal einer Generalinspektion unterziehen und über die entscheidenden Selektionskriterien öffentlich in der Gesellschaft verhandeln, nach denen bestimmte Ereignisse eine Meldung wert sind oder nicht. Mir ist immernoch nicht klar, welche Kriterien da genau greifen, gerade in Bezug auf Todesfälle und Gewaltopfer. Offensichtlich werden da ja ganz massive Unterschiede gemacht, siehe z.B. Berichterstattung zu den NSU-Morden, oder eben die Nicht-Berichterstattung zu "sonstigen Morden". Es scheint Tote zu geben, die sind wichtiger oder heiliger als andere. (Und Suizide?…)
Ich würde mir hier eine Grundsatzdebatte wünschen, die frei von moralischen Dogmen ist und keinerlei Vorschriften macht, worauf sich das öffentliche Interesse am meisten zu richten hat. Das "Interesse" der Nachrichtenkundschaft sollte vielleicht ganz grundsätzlich auch höher bewertet und das Nachrichtenprogramm entsprechend angepasst werden. Eine bewusste "Lenkung des Interesses" sollte nur nach abstrakten, nicht konkret politischen Standpunkten erfolgen. So halte ich es z.B. für diskussionswürdig, dass wir die Information "Heute sind x-tausend mangelernährte Kinder in der Welt gestorben" doch ab und zu, vielleicht ein Mal alle zehn Tage, ins Programm der Tagesschau aufnehmen sollten, denn das einzige, was uns daran hindert, ist doch die allzu reflexhafte Unterwerfung des Menschen unter seinen Neugiertrieb. Informationen nur deshalb auszusortieren und für weniger relevant zu halten, nur weil sie keine "Neuigkeit" mehr sind und daher keinen psychologischen Kick mehr geben, ist doch sehr triebgesteuert. Und aus moralischer Sicht ist eine solche Triebsteuerung geradezu jenseitig, das Kriterium "Neuigkeit" ist völlig substanzlos. Zumal diese Praxis am Ende dazu führt, dass es kaum noch jemanden bewusst ist, wie viele Kinder denn so täglich in der Welt sterben. Ich weiß es aus dem Stehgreif jetzt auch nicht.
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Verblüffenderweise kam mir vor ein paar Tagen ein Gedanke, von dem ich eigentlich erwartet hätte, dass ich ihn schon längst gehabt habe:
Wäre ich selbst Nachrichtenmacher eines reichweitenstarken Mediums – z.B. der Tagesschau –, so würde ich sehr wahrscheinlich genauso dahin tendieren, die Straftaten von Flüchtlingen eher zu verschweigen.
Ich will es eine Schwäche nennen… Mit dieser Schwäche müsste ich mich auseinandersetzen und sie würde mich ein Stück weit besiegen. Unter ihrem Einfluss würde ich sogar nach den Argumentationsmustern der Linken greifen: "Wieso sich denn überhaupt für die Herkunft von Tätern interessieren? Das ist doch schon im Ansatz ein grundfalsches Denken! Wir sind doch alles nur Menschen!" Vielleicht würde ich sogar so tief sinken, dass ich die hier enthaltene Simplifizierung und Einseitigkeit nicht mehr erkennen würde. Ich – bzw. die Schwäche – würde mich mit Erfolg doof stellen. – Und es geht noch dümmer: Ich würde vielleicht sogar den Sinn für meine extreme Priveligierung und Machkonzentration verlieren, über die ich als Nachrichtenchef verfügte. Ich käme gar nicht mehr auf die Idee, dass die Masse von unzufriedenen Nachrichtenkonsumenten auch mehr und mehr deshalb sauer ist, weil ich alle Macht über die Nachrichtengestaltung besitze und sie praktisch gar keine. Ich würde mir aalglatt einbilden, dass ich der "ungeheuren Verantwortung" eines Nachrichtenmachers schon so gut es geht gerecht werden würde. Diese Unzufriedenen sollen sich mal nicht so haben. Ich regel das Geschäft schon für sie. Ich meine es doch gut und bin ein umsichtiger und weitsichtiger Mensch.
Die eingebildete oder tatsächliche "Last der Verantwortung", die man als Nachrichtenmacher hat, ist der Ausgangspunkt von allem. Wenn man daran glaubt, dass man für die Taten von Idioten indirekt (mit)verantwortlich ist, weil sie die Information "7 Syrer vergewaltigten eine Frau" zu Gewalttaten gegen Migranten angestachelt hat, dann sitzt man sofort in der Zwickmühle und kümmert sich kaum noch um das Informationsrecht der überwiegenden Mehrheit von anständigen Bürgern. Dann dreht sich alles nur noch um die Fragen: "Was passiert, wenn wir dieses oder jenes veröffentlichen? Was könnte schlimmstenfalls passieren? Könnten Menschen dadurch zu Schaden kommen?" – Diese Fragen stellt man sich auch in anderen Kontexten, z.B. bei Suiziden. Eine bestimmte Art von Berichtersstattung, z.B. eine zu detaillreiche und umfangreiche Form mit genauer Darstellung der Suizidentscheidung, kann lebensmüde Menschen zum Nachahmen verführen. Wahrscheinlich auch schon die bloße Erwähung von Suiziden, wenn sie gehäuft auftreten (– und das tun sie eigentlich).
Was mich hier ganz grundsätzlich stört, als Philosoph sozusagen, ist dieses Aufeinanderprallen von abstrakter Ebene (Information) und konkreter Ebene (Handlungen), in einer Weise, dass letzteres einschränkend auf ersteres zurückwirkt. Ich will zuerst einmal von einer nahezu absoluten Gedanken- und Informationsfreiheit ausgehen. Das ist wie ein Bedürfnis nach sauberer Luft zum Atmen. Aber dieses Bedürfnis wird sehr früh zur Seite geschoben. Eben aus "Verantwortungsbewusstsein".
Doch sind die Grenzen der Verantwortung hier richtig gezogen? Hat eine jede Handlung, die zu irgendwelchen Folgen führt, immer auch die Verantwortung für diese Folgen, auch wenn diese mehrfach indirekt entstehen und von ganz anderen Menschen ausgeführt wird? Vielleicht sollte man sich hier mal dem Dogma unterwerfen, dass Informationsverbreitung an sich erstmal für gar nichts verantwortlich ist. – Wer weiß schon, welche Gesamtbilanz am Ende positiver ausfallen würde: die heutige, gewöhnliche Art, Nachrichten zu machen, voller Verantwortung, Rücksichtnahmen und Einseitigkeiten, oder diese andere "verantwortungslose" Art, die auf fast nichts Rücksicht nimmt.
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… kommt für mich vom Spiegel: Hier wird einem nämlich genauer erklärt, was ein Vogelschiss ist...
Man fühlt sich fast wie bei einem Kindermagazin, das vielleicht "Logo" heißt / heißen könnte. Der nette Spiegel erklärt uns, wie wir Sprache richtig verwenden, welche Assoziationen hier im Standardmodell der Vernunft zugelassen sind, und warum also die gedankliche Verbindung von "Hitler" und "Vogelschiss" falsch ist.
Danke Spiegel! Ohne Dich hätte ich das wahrscheinlich nicht auf die Reihe bekommen! Na klar, spätestens bei der Darlegung der Weg-Wisch-Metapher ist mir klargeworden, dass "Vogelschiss" kein gutes Attribut für das Phänomen Hitler ist! Mit Deiner Erklärung kann ich nun 2 +2 richtig ausrechnen! Und natürlich hast Du auch Recht in deiner Grundhaltung, dass Sprache gewissen Regeln zu folgen hat, und dass da nicht irgend welche Individuen daher kommen können, die für sich nach anderen Regeln spielen. Sprache ist Eigentum des politisch korrekten Mainstreams! Alles andere würde die Sache ja auch viel zu kompliziert machen. Wir wollen Sprache ja auch sekundär– oder primär? – dazu verwenden, um unser Meinungs-Revier abzustecken, um unsere Gesinnungs-Zugehörigkeit und unseren Gehorsam unter die herrschende Moral der Zeit nach außen hin erkennbar zu machen (– um uns scheinbar zu "zeigen" – innerhalb eines stark degenerierten, moralischen Affentheaters, in dem das Bekenntnis zu den "Guten" nie etwas kostet…). Und dafür brauchen wir schon ein paar einfache, eindeutige Zuordnungen von Erkennungsmerkmalen. Und da es ja um mindestens die zwei Mannschaften "gut" vs. "böse" geht, und da ja so wahnsinnig viel davon abhängt, diese beiden Lager zu jederzeit erkennen zu können – dafür brauchen wir eben Standardregeln, die für alle gelten. Die Assoziation "Hitler" und "Vogelschiss" ist falsch. Punkt. Was anderes behaupten nur böse Menschen oder Geisteskranke mit fehlerhaftem Assoziationsmodul in ihrem Kopf. – Denn der Mainstream ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und die richtige Meinung. Amen.
Man versuche mit mir zu fühlen: Diese öffentlichen Versuche der Sprach- und Meinungsnormierung schlagen mir auf den Magen. Ich fühle mich hier neben dem Kinderkanal im Fernsehen noch an Militär-Drills erinnert, an eine sehr häßliche Seite von real existierender Militär-Un-Kultur: Wenn sich die Vorgesetzten erlauben, ihren Untertanen nicht nur äußere Handlungen aufzuerlegen, sondern ihnen auch noch die Hörigkeit und Unterordnung im Geiste abverlangen, wenigstens dem Anschein nach: Sie sollen z.B. gewisse Dinge ausrufen, die eigentlich ein Ausdruck von Emotionen und persönlicher Überzeugtheit sind. Z.B. sollen sie "Schade!" ausrufen, wenn sie Freitag Nachmittag in das Wochenende entlassen werden. Dadurch wird die Unterwürfigkeit des Soldaten noch eine Stufe tiefer getrieben. Im militärischen Hörigkeits-Absolutismus ist die eigene Meinung des Soldaten eben so total egal, dass sich dazu auch leicht eine Portion Respektlosigkeit vor der Soldaten-Meinung gesellt, und damit auch vor dem Individuum an sich. Man will auch noch das Lächeln befehlen, wenn der Soldat seinen Befehl erhält, und betritt hiermit eigentlich eine Zone von Erniedrigung und "psychischen Hausfriedensbruch", die sich Menschen untereinander grundsätzlich nicht antun sollten, auch im Militär nicht. – – – Man vermutet vielleicht noch, dass die Befehlshörigkeit dadurch noch etwas besser abgesichert wird: Je weniger Individualität, je weniger individuellen Kern, desto besser! Das ist aber das ur-faschistische Element überhaupt! Der Zwang bereits im Denken. Das Brechen aller Individualität. Das Eindringen in die inneren Zonen des Menschen. Die Gleichschaltung – neben dem äußeren Verhalten – auch im Geiste. Die Gleichschaltung vor allem im Geiste. – Übrigens glaube ich, dass das Militär dieses Element überhaupt nicht nötig hätte. Man könnte auf diese Übertreibung in der Befehls-Kultur locker verzichten und den einzelnen Soldaten in seiner Individualität durchaus mehr würdigen. Dieser zollt es seinem Land dann vielleicht mit tieferer Dankbarkeit, Idealismus und Treue. (Gedanken von jemandem, der nie beim Militär gewesen ist.)
Wer sich an Sprache vergreift, und die ihm zur Verfügung stehende Macht dazu verwenden will, Sprach- und Meinungsnormen allgemeinverbindlich zu etablieren – unter Androhung von Sanktionen wie z.B. der der sozialen Ausgrenzung und / oder eines Karriereknicks –, der betreibt vom Prinzip her nichts anderes wie der gerade beschriebene, faschistoide Typus von Vorgesetzten im Militärapparat. Auch wenn es um eine sehr viel schwächere Form des Zwangs und einen sehr viel schwächeren Versuch von "psychischen Hausfriedensbruch" geht. Der prinzipielle Versuch des Eindringens in andere Köpfe liegt vor. Du sollst Sprache "richtig" verwenden und Du sollst "richtig" denken…
Aber gut, bis zu einem gewissen Grad, stecken wir alle in diesem "schmutzigen Geschäft" mit drin. Denn auch wir versuchen ja "unseren Senf dazu zu geben" – so wie ich gerade –, und natürlich tun wir das auch mit der Absicht, dass sich etwas in den Köpfen der anderen verändert, hin zu einer Denkrichtung, die wir eben für richtig halten. Aber es gibt hier qualitative Unterschiede, je nach Einsatz der Mittel, ob man sich an kollektiver Hetze beteiligt oder nicht, ob man an einer gesamtgesellschaftlichen Ausgrenzung für Andersdenkende, Anders-Assoziierende und Anders-Sprechende mitwirkt oder nicht.
Die starken Tendenzen zur Sprachnormierung gehen jedenfalls mit einer Tendenz zur Überrationalität einher. Und dies geht wiederrum mit einer Tendenz zur Erstarrung der Sprachintelligenz einher. Sprache wird – entgegen ihrer Natur – zu etwas Statischem. Sie wird immer weniger etwas Flüssiges, das man je nach Kontext zu interpretieren hat. So blockiert der Mensch in sich Kommunikationsfähigkeiten, die eigentlich völlig natürlich und selbstverständlich sind, wie z.B. der spielerische Umgang mit Widersprüchen und Ironien. Und er weiß eigentlich auch, dass gewisse Aussagen nur in Hinsicht von bestimmten Teilaspekten anzuwenden sind. Für mich war es jedenfalls klar, dass Gauland mit seiner Vogelschiss-Aussage nicht meinte, dass es ein "Vogelschiss" sei, wenn 5 Millionen Juden ermordert werden. Das meinte er einfach nicht. Aber die Sprachlogik-Brutalisten des Mainstreams können wohl nicht mehr anders, als ihm diese Teilaussage unterzuschieben. "Weil es ja logisch ist, so wie 2+2 = 4." – Leidet man vielleicht an Autismus? Oder es ist nur das: Man lässt an seinem politischen Erzfeind grundsätzlich kein gutes Haar und glaubt schon aus taktischen Erwägungen nicht an das Gute in ihm.
Das Kampf um das Gute nach eigener Vorstellung ist ein großes, schmutziges Hauen und Klauen, in dem jede Unfairness erlaubt ist. – Kann das dem "Guten" wirklich dienen? (Kann es teilweise, temporär, dem "Guten" dienen oder ist es sogar ein völliger Holzweg?)
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Der Populismus-Vorwurf ist in den allermeisten Fällen selbst wieder nur ein Populismus:
Weitgehend inhaltsleer, pauschalisierend, ausgrenzend, manipulativ, die Angst und die Stumpfheit der Menschen ausnutzend. Diffamierend. Unehrlich. Mit der Hinterabsicht, Anhänger zu rekrutieren, den politischen Gegner schlecht zu machen. Gesinnungsorientiert.
"die rechtspopulistische AfD", "die linkspopulistische Linke", …
Es ist schade, dass wir keine anständigeren Journalisten und Nachrichtenschreiber haben.
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Eine Aussage wie "Breivik ist aus Verzweiflung heraus zum Massenmörder geworden" wird als "Relativierung" verstanden:
https://www.vorwaerts.de/artikel/afd-politiker-jens-maier-breivik-handelte-verzweiflung
Ich bleibe derweil an der Frage hängen, ob nicht auch Psychopathen an Verzweiflung leiden können und ob nicht gerade diese Verzweiflung den letzten Schub liefern kann, um zu einem Massenmörder zu werden. Ist Verzweiflung vielleicht nicht sogar die Hauptkomponente für alles Psychopathen-Dasein? – Und auch, wer den Psychopathen unbedingt als "entarteten Menschen" ausgrenzen will, der kann ihm doch nicht automatisch die Verzweiflung absprechen. Dann ist es eben eine psychopathische Verzweiflung. Ja, auch Psychopathen sind Menschen. Ich denke, es hat jeder die Bilder vom weinenden Breivik im Gerichtssaal gesehen… (Ich hatte mindestens so viel Mitgefühl mit ihm wie mit einem Kind, das über einen verlorenen Schnuller weint.)
Aber was interessieren uns anständige Demokraten schon solche psychologisch menschlichen Erwägungen! Unser politischer Gegner hat etwas gesagt, das für uns verdammt nach "Relativierung" klingt! Also raus mit dieser Nachricht! Als Warnung! Als erneute Bestätigung für die schlimme Gesinnung unserer Gegner! Als erneute Bestätigung unserer selbst.
Aber was ist damit schon gewonnen?
Ich wünsche mir einen anderen Journalismus. Ich hätte hier lediglich eine reine Fakten-Berichterstattung vorgelegt. Dieses und jenes wurde gesagt. Und fertig. Wer hier das Urteil "Relativierung" anfügen will, der kann es ja tun. Aber bitte als Leser und nicht als Berichterstatter. Im übrigen ist "Relativierung" auch so ein Wortungetüm, das wiedermal reichlich Wertung beinhaltet ohne klar definiert zu sein. Zumindest ist der wertende Anteil darin sehr irrational, so scheint es mir. Der Gegner führt eine Perspektive ein, die einem nicht passt, weil die schöne, einfache Schwarz-Weiß-Welt mit Guten und Bösen und klarer Schuldzuschreibung angegriffen wird. Das muss ein Werk des Bösen sein!… (Und wer weiß, vielleicht ist es das ja auch?...)
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