Freitag, 23. Februar 2018

Wann gibt man einen von Krankheit oder Schwäche befallenen Organismus auf? Wann ist ein Gewebe so krank, dass man es nur noch herausschneiden kann, ja muss, weil es sonst den gesamten Körper vergiftet? Wieviel sollte man wegschneiden und wie wichtig ist es, auf jede einzelne Zelle zu schauen, damit man nicht unnötigerweise gesunde Zellen herausschneidet? Wann ist der Moment gekommen, wann man die Hoffnung aufgeben kann oder muss, dass sich eine Zelle noch heilen kann, dass sich ein Gewebe noch heilen kann? Ja, wann muss man vielleicht sogar den ganzen Organismus töten und viel Gutes aufgeben, weil die Ansteckungsgefahr für andere Organismen einfach zu groß ist? Wann ist vielleicht sogar das Töten nur auf den Verdacht einer Schädlichkeit hin erlaubt?

Ab wann wird es zur Pflicht, "die AfD" fallen zu lassen und sie als "endgültig böse" (faschistisch, rassistisch, menschenverachtend, etc.) zu behandeln?

(Man ersetzte, "die AfD" mit "die Muslime", "die Scientologen", "die Christen", etc. – und man denke an die vielen Sünden und Unmenschlichkeiten, die unter der jeweiligen Überschrift begangen wurden – und noch werden!)

Meine Antwort auf obige Frage ist: Dieser Punkt kommt bei Gruppenphänomenen eigentlich nie. Es gibt keine objektive Wahrheit über den moralischen Wert von Ideen, die sich ein Individuum im Detail immer selbst ausgestaltet. Es reichen drei, vier Figuren, ja es reicht eine einzige, die im guten Glauben an ihre Idee und ihre Organisation handeln und sie haben immer das Recht darauf, mit ihrem guten Glauben anerkannt zu werden. Und wer will schon mit Sicherheit sagen, dass sich diese paar Figuren nicht auch durchsetzen werden? Ja selbst, wenn sie sich nicht durchsetzen. Ihr Streben nach dem Guten, wie sie es sich vorstellen, ist immer erlaubt.

Vor allem halte ich die Frage für völlig offen, was der beste Weg einer "Bekämpfung" ist. Der eine Weg ist das Isolieren, Unschädlich-Machen oder gar Töten. Ein anderer Weg aber könnte so verfahren, dass man sich selbst und sein Gutes, sein gutes Herz und seine gute Absicht hineingibt. So könnte das Phänomen transformiert und "gerettet" werden – mitsamt allem guten Potential, das auch schon vorher darin war. In Bezug zur AfD hieße das: Trete DU in sie ein und mache sie dadurch ein Stück besser!

Übrigens glaube ich sehr stark an das Gute im Menschen. Vielleicht bin ich hier zu naiv.




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