Einerseits nehmt Ihr das Leben zu ernst, und andererseits nicht ernst genug.
(vgl. Seth / Jane Roberts)
Ich will ein bißchen ernster werden. Vielleicht war ich das bisher nicht genug. Vielleicht nehme ich Politik und den Streit zwischen rechts und links zu sehr auf die leichte Schulter?
Ich bin nicht wirklich in der Lage, den Wahrheitsgehalt meiner These "Wir haben alle ne Macke" qualitativ, quantitativ, differenziert zu bewerten. Ehrlich gesagt habe ich auch selbst so meine Zweifel. Und dazu auch noch Zweifel der schlimmsten Sorte: Ein Zweifel, der sich obendrein seiner selbst unsicher ist. Eine Unsicherheit im Denken, die einem Wackelkontakt ähnelt. Mal ja, mal nein.
Ich denke auch, dass wir als Menschen einfach noch extrem wenig entwickelt sind. Wir sind einfach noch zu blöd, zu unreif, zu sehr jugendlich-dumm, übereifrig, ohne Maß und Feingespür. (siehe Nietzsche, unten)
Und ich tendiere doch deutlich in die Richtung, dass die Linke psychisch gestörter ist als die Rechte. Die Linke scheint mir nämlich ideologischer und das ist eine der intensivsten Formen von Geistesstörung. Und sie hat diese übergroßen Phobien vor der "Nation", vor "rechts", vor "Volk". Man darf dies wohl neurotisch nennen. Oder einen Fall von Traumatisierung. Mindestens ist es ein Fanatismus, der für eine entsprechende intensivse pawlow'sche Prägung sorgt. Die Menschen sind fast nur noch Automaten dieser Prägungen. Man gibt ihnen ein: "Einwanderung begrenzen!" Und sie reagieren z.B. mit: "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda!" Ein Helfersyndrom und eine allgemeine moralische Überreiztheit kann man bei vielen sicherlich auch feststellen.
Gewiss, die Linke ist die "moralisch ambitioniertere" Hälfte. Doch die Art und Weise, wie sie ambitioniert ist, hat oft auch krankhafte Züge.
Während sich die kritikwürdige Linke übereifrig in Ideologien und guten Absichten überschlägt, ist die kritikwürdige Rechte eher dumpf. Sie operiert mit Begriffen von Volk, Stamm und Nation, wie es die Menschen seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden tun. Sie steigert sich hier nicht groß hinein, obwohl eine solche Überfixierung natürlich auch bei vielen Rechten vorkommt. Im Großen und Ganzen scheint sie mir aber entspannter zu sein im Umgang mit diesen Begriffen. Sie benutzt sie in aller Unschuld und sie passen zu sehr natürlichen Gefühlen und Bedürfnissen. Vielleicht ist das meiste, was man ihr hier noch vorwerfen kann, dass sie ein bißchen zu bequem in ihren Vorstellungen verharrt, aber das ist ja gleichzeitig auch ihr gutes Recht.
Nietzsche, Friedrich, Jenseits von Gut und Böse, Zweites Hauptstück. Der freie Geist, 31
Man verehrt und verachtet in jungen Jahren noch ohne jene Kunst der Nuance, welche den besten Gewinn des Lebens ausmacht, und muß es billigerweise hart büßen, solchergestalt Menschen und Dinge mit Ja und Nein überfallen zu haben. Es ist alles darauf eingerichtet, daß der schlechteste aller Geschmäcker, der Geschmack für das Unbedingte, grausam genarrt und gemißbraucht werde, bis der Mensch lernt, etwas Kunst in seine Gefühle zu legen und lieber noch mit dem Künstlichen den Versuch zu wagen: wie es die rechten Artisten des Lebens tun. Das Zornige und Ehrfürchtige, das der Jugend eignet, scheint sich keine Ruhe zu geben, bevor es nicht Menschen und Dinge so zurechtgefälscht hat, daß es sich an ihnen auslassen kann – Jugend ist an sich schon etwas Fälschendes und Betrügerisches. Später, wenn die junge Seele, durch lauter Enttäuschungen gemartert, sich endlich argwöhnisch gegen sich selbst zurückwendet, immer noch heiß und wild, auch in ihrem Argwohne und Gewissensbisse: wie zürnt sie sich nunmehr, wie zerreißt sie sich ungeduldig, wie nimmt sie Rache für ihre lange Selbst-Verblendung, wie als ob sie eine willkürliche Blindheit gewesen sei! In diesem Übergange bestraft man sich selber, durch Mißtrauen gegen sein Gefühl; man foltert seine Begeisterung durch den Zweifel, ja man fühlt schon das gute Gewissen als eine Gefahr, gleichsam als Selbst-Verschleierung und Ermüdung der feineren Redlichkeit; und vor allem, man nimmt Partei, grundsätzlich Partei gegen »die Jugend«. – Ein Jahrzehnt später: und man begreift, daß auch dies alles noch – Jugend war!
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