Samstag, 24. April 2021
Mit "Stärke und Widerstandskraft" habe das armenische Volk überlebt, habe aber niemals die tragische Geschichte vergessen.



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Nun hat aber - anders als das jüdische, das kurdische, das armenische oder diverse amerikanische Völker - das deutsche Volk nie um seine Existenz kämpfen müssen, schlicht aufgrund seiner Menge: Die Einwanderungen ins deutsche Volk - durch die Hugenotten im18. Jahrhundert, durch die Polen ins Ruhrgebiet im 19. Jahrhundert, durch die Türken und Italiener im Westdeutschland des 20. Jahrhundert sowie durch die russischen Juden, die Araber und die Afrikaner am Beginn des 21. Jahrhunderts - all diese Einwanderungen haben den Kern unserer Kultur nie bedroht, im Gegenteil: sie haben ihn um Details bereichert.
Insofern: Wir Deutschen sind (anders als Juden, Kurden, Armenier etc.) Gewinner der Globalisierung und sollten uns wirklich nicht beschweren.

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Natürlich wollen Sie (und viele andere) das gleich so auslegen, als würde sich hier irgend ein Deutscher beschweren. Mir geht's aber erstmal nur um den Punkt, dass dieser Begriff "Volk" immer wieder gerne benutzt wird. Und dass scheinbar niemand ein Problem damit hat, solange man eben nicht auf das "deutsche Volk" zeigt. Auch andere europäische Völker oder alle "westlichen" Völker sind ziemlich tabu. Aber wenn man auf irgend ein kleines indigenes Völkchen in der Welt zeigt, das in seiner Existenz bedroht ist, dann stört sich niemand an dieser Begrifflichkeit.

Ich denke, es sagt einiges über den Zeitgeist aus, wenn sogar unsere Bundeskanzlerin es vorzieht, von den "Schon-Länger-Hier-Lebenden" zu reden, als von einem "deutschen Volk". Man redet heute 100x lieber von einer deutschen "Bevölkerung", denn dieses Konzept ist weicher und fließender und erzeugt weniger Ausgegrenzte. Ich kann das prinzipiell ja verstehen, aber ich kann nicht verstehen, warum man bei diesem Thema so überaus intolerant wird. Wer heute von Völkern redet, der steht gleich in Verdacht, Nazi zu sein, weil "völkisch". Ist es nicht so? Trotzdem leistet man sich dann eben immer wieder diese Ausnahmen in Bezug auf andere Völker.

Ich wäre geneigt, dies als typisch deutschen Selbsthass oder als typisch deutsche Selbstverneinung zu identifizieren: Die Liebe und Anerkennung, die man für andere hat, gönnt man sich selbst nicht. Doch es ist, wie gesagt, nicht nur "typisch deutsch". Diese "völkische Selbstverneinung" scheint ein allgemein westliches Phänomen zu sein. Und ich frage mich warum. Schließlich war die Shoa doch eine deutsche Spezialität. Woher nehmen die anderen westlichen Gesellschaften diese Negativität im Selbstbezug? – Das Einwanderungsideal (oder die Furcht vor der eigenen "Fremdenfeindlichkeit") ist heute so übermäßig stark, dass man diesem Ideal alles unterordnet. Und da stört ein echtes, wirkliches Volk einfach, denn dies ist härter abgegrenzt und kann nicht willkürlich und maßlos Einwanderung vertragen.



Und jetzt kommen Sie und sagen, dass es "uns Deutschen" doch ganz wunderbar geht, und dass sich doch bitte niemand beschweren sollte.

... Hier mache ich kurz Pause. Später mehr dazu ...

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Also ich habe insofern ein Problem mit Ihrem Standpunkt, als dass dies eben der eine erlaubte Standpunkt ist, den man schon 100x gehört hat: Einwanderung ist eine Bereicherung. Und jedes Gerede von einer Verdrängung deutscher Kultur oder eines deutschen Volkes ist falsch. Im Großen und Ganzen ist doch alles top. Uns geht's gut, gerade wegen Einwanderung.

Ein anderer Standpunkt ist hier praktisch nicht möglich. Außer natürlich man hat kein Problem damit, massiv ausgegrenzt, stigmatisiert und beleidigt zu werden.

Sie sagen sogar ganz explizit: "Wir sollten uns wirklich nicht beschweren." Nun könnte es ja sein, dass Sie das wirklich so meinen. Dass Ihr gesamter Standpunkt in dieser Frage auch Ihr ureigener ist, mehr oder weniger zufällig in Deckungsgleichheit mit dem allgemein vorgegebenen, politisch korrekten Einwanderungsnarrativ. Dass Sie gewissermaßen in aller "Unschuld" hier Ihre Überzeugung anbieten und sich wirklich nicht vorstellen können, wie das andere anders sehen könnten.

Für mich klingt das aber unvermeidlich nach geistiger Enge und dogmatischer Festgelegtheit. Ich kann mir nämlich sehr wohl vorstellen, dass "Bereicherung" eine relative Geschichte ist, die jeder anders empfinden kann. Genauso wie "völkische" Identität, Typizität und Zugehörigkeit.

Ich persönlich bin da auch gar nicht so festgelegt. Ich würde der Frage, ob die Einwanderung mehr Bereicherung als Probleme mit sich gebracht hat, eher ausweichen. Ich bin gewissermaßen immernoch mit der Bilanzierung und Auswertung beschäftigt. Auch bin ich mir nicht sicher, wie ich genau ein "echten Deutschen" von einem "Passdeutschen" abgrenzen würde. – Der politische korrekte Mainstream nimmt mir allerdings schon allein diese Offenheit und Nicht-Festgelegtheit übel. Dass ich überhaupt in solchen Kategorien wie "echter Deutscher" und "Passdeutscher" denken kann! Das macht mich in vielen Augen sogar schon zum Rechtsextremisten!!!

Eine Definition von "Passdeutscher" scheint mir allerdings ziemlich klar zu sein: Wenn der Passinhaber sich selbst aktiv als Nicht-Deutscher definiert, z.B. als Türke, was gar nicht so selten vorkommt. Manchmal ist dann sogar eine aktive Verachtung des Deutschen mit im Spiel. Solche Leute kann ich beim besten Willen nicht als Deutsche behandeln und ihre Anwesenheit ist für mich auch keine Bereicherung.

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Niemand hat etwas dagegen, vom deutschen Volk zu reden. Wenn Angela Merkel von den schon hier länger Lebenden spricht, dann meint sie allerdings nicht das ganze deutsche Volk, sondern nur einen Großteil desselben. Denn natürlich gehören Zugewanderte, wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben, zum deutschen Volk: Man kann de Maiziere oder Golombiewski oder Özdemir heißen und ein Deutscher sein. (Sicher macht das Datum der Einwanderung - ob nun 17.., 19.., oder 20.. einen Unterschied, aber nur einen graduellen.) Man kann sich auch als Türke fühlen und doch ein Deutscher sein, ebenso wie wie man ein "Antideutscher" sein kann, obwohl die eigenen Vorfahren seit Jahrhunderten hier wohnen. Das muss man alles nicht gut finden, aber das gibt es eben.

Und selbstverständlich können Sie, was die Zuwanderung betrifft, anderer Meinung sein als ich. Dass es so verschiedene Ansichten innerhalb eines Volks gibt, empfinde ich ebenso als Bereicherung wie die erwähnte Bereicherung durch Einwanderer.

Was allerdings den Begriff "völkisch" betrifft, da hatten wir ja schon die Diskussion, da kommen wir nicht zusammen: Selbstverständlich bezeichnet "völkisch" eine ganz bestimmte, recxhtsextreme Ideologie, und wer den Begriff verwendet, der meint auch diese Ideologie. Genausogut könnte man ja auch daher kommen und sagen "kommunistisch" ja, aber ich verstehe unter "Kommune" eben was anderes als die sogenannten Kommunisten, bitte werft mich nicht in diesen Topf. Oder "liberal" ja, aber mein Freiheitsbegriff hat überhaupt nichts mit dem zu tun, was die sogenannte liberale Ideologie beinhaltet. Sowas geht nicht. Wörter bedeuten das, was sie bedeuten. Und "völkisch" kennzeichnet eine spezifische Sichtweise innerhalb des Rechtsextremismus.

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Ja, in Bezug auf das Wort "völkisch" werden wir wohl nicht zusammen kommen. Ich werde es wohl weiterhin in aller Unschuld benutzen und meinen Lesern die entsprechende Übersetzungsleistung abverlangen. Immerhin schreibe ich es oft in Anführungszeichen. Das scheint mir schon wie ein Kompromiss. Bei mir heißt das Wort wirklich nur: "volksbezogen". (Worte bedeuten nicht das, was sie bedeuten, sondern sie haben die Bedeutung, die wir ihnen geben.)

Ich muss und will eben auch immer gegen allzuviel Konformismus rebellieren. Bei manchen Sprachstandards einfach nicht mitzumachen und seinen eigenen Standard dagegenzusetzen ist da so eine Art Nebenbeschäftigung. Vielleicht werde ich ja mal wider Erwarten berühmt und dann wird mein persönlicher Standard vielleicht zum allgemeinen.

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