Donnerstag, 23. September 2021

Haben die Inder wirklich diese schreckliche Erfindung in die Welt gesetzt? Ich bin nicht informiert. Ich weiß nicht, ob die Übersetzung dieses Namens einer Kaste in Indien wortgetreu ist. Ich wäre etwas enttäuscht von den Indern, wenn sie wirklich der Urheber dieser grausamen Idee und Praxis wären: "Unberührbare" – allein dieses Wort! Diese Idee! Als wäre ein "Unberührbarer" "unberührbar"!

Oder sollte ich hier lieber die Ehrlichkeit und Weisheit der Inder sehen? Natürlich hat auch dieses Volk seine Aggressionen und seine Grausamkeiten. Sodass sich beides eben auch miteinander vermischen muss. Ihre Klarsicht führt dann eben auch zu einer besonders klarsichtigen Art und Weise der Grausamkeit. Es gibt für mich kaum eine direktere Art, sich mit einem geistigen Mittel gemein und grausam gegen andere Menschen zu verhalten: Man erklärt sie einfach für "Unberührbare". Ich finde, das ist begrifflich noch fieser als das nazideutsche "Untermensch"-Unwort. Es scheint mir noch kälter, noch gerissener. – Natürlich sind die Kontexte jeweils sehr andere. Im indischen Fall geht es um die konstante Abschottung gegenüber einer gesellschaftlich "niedrigen" bzw. "niedrigsten" Schicht. Im deutschen Fall um die Legitimation der Vernichtung von Menschengruppen. Im Allgemeinen gibt es aber Gemeinsamkeiten: Sowohl bei "Unberührbaren" als auch bei "Untermenschen" steht das Seinsrecht grundsätzlich auf dem Spiel. Entweder das oder mindestens das Recht auf ein Sein in Würde. – SIE als Mensch gefragt: wie dicht liegt das beieinander oder ist es am Ende gar das Selbe? Das Seinsrecht an sich und das Recht auf ein Sein in Würde?

Genug über die Inder und ihre Verbrechen. Hier in Deutschland wird das ekelhafte Spiel mit den "Unberührbaren" praktiziert. Die Antirechten spielen es immernoch sehr erfolgreich mit den Rechten. Ich finde das immernoch scheiße.

Nach gegenwärtigem Stand wird ein Götz Kubitschek oder ein Martin Sellner ausdrücklich nicht in eine deutsche Talkshow eingeladen. Und daher bleibt mir nichts anderes übrig, als in regelmäßigen Abständen zum Gegenteil aufzurufen:

Redet mit ihnen! Geht auf Tuchfühlung! Berührt!
Redet mit den Götz Kubitscheks und Ellen Kositzas und Martin Sellners dieser Welt!
Redet mit ihnen auf Augenhöhe!
Berührt ohne Angst, ohne Vorbehalte, ohne irrationales Misstrauen! Berührt von Mensch zu Mensch.
Vielleicht auch um die Selbstberührung wieder zu lernen.
Und die Realitätsberührung.
Oder auch nur: den einzelnen Gedanken.

Ich bin der, der das Spiel auf spirituelle Art spielen will, spielen muss. Und ich nehme jeden in die Pflicht: Das Denken des Menschen ist entweder gut genug, um den irrigen Verlockungen am Wegesrand zu widerstehen, und es findet so zur Wahrheit. Oder es ist nicht gut genug, und dann wird der Mensch untergehen, weil er in die Irre geht.

Wenn wir es nötig haben, uns gegenüber bestimmten Gedanken "unberührbar" zu machen, weil wir ihr vermeintliches Unheil schon aus der Entfernung zu wittern glauben. Wenn wir es darüber hinaus nötig haben, Menschen wie "Unberührbare" zu behandeln – weil sie diese "unberührbaren Gedanken" haben. Wenn wir das nötig haben, stimmt was mit uns nicht.

Oder wir sind wirklich noch nicht in dem Entwicklungsstadium, in dem man geistig in der Lage ist, "alles" zu berühren. Oder noch nicht "diese besonders gefährlichen Gedanken". – Aber das glaube ich eigentlich nicht.





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