Dienstag, 2. November 2021

Wenn mich etwas misstrauisch macht, dann sind das Wissenschaftler, die einen Irrtum kategorisch ausschließen.

Das zeugt für mich von einem verkrampften Verhältnis zum eigenen Wissen. Es zeugt von Wunschdenken. Normalerweise hat man als Wissenschaftler ein entspanntes Verhältnis zu möglichen Irrtümern, denn man freut sich ja jedesmal auch über den neuerlichen Erkenntnisgewinn. Es ist gerade die Stärke der Wissenschaftler, umdenken zu können. Doch man kann eben nicht voraussagen, wo man noch irrt und wo die nächste Erkenntnis auf sich wartet. Es ist schon unzählige Male in der Menschheitsgeschichte vorgekommen, dass sich Wissenschaftler trotz aller subjektiv empfundenen Sicherheit doch geirrt haben. Dann ist das Staunen um so größer, wenn einen dann doch noch eine bessere Erkenntnis überfällt. Vieles ordnet sich dann neu und man hat meist auch gleich eine Erklärung parat, warum man sich entgegen aller Erwartung doch geirrt hat.

Wenn mir also ein Herr Lauterbach erzählen will, dass man später auftretende Langzeitfolgen ausschließen kann, dann kann ich ihn überhaupt nicht ernst nehmen. Er artikuliert für mich nur Wunschdenken und sonst nichts. Hinzu kommt für mich die Beobachtung, dass er es in der Vergangenheit mit der Wahrheit auch nicht immer so genau nahm.

Natürlich hat man bei millionenfacher Verimpfung weltweit inzwischen eine Unmenge an Daten zur Verfügung und man kann ziemlich genaue Aussagen über Wirkungen und Nebenwirkungen treffen. Aber den kategorischen Ausschluss von Nebenwirkungen, die erst nach fünf oder zehn Jahren auftreten, halte ich für unzulässig. Das kann man erst nach fünf oder zehn Jahren wissen. Die Biologie ist auch nach Jahrzehnten voller wissenschaftlicher Fortschritte immernoch ein Quell von Geheimnissen und Rätseln. Und Wissenschaftler sind immernoch Menschen. Folglich gibt es für mich kaum etwas weniger Überzeugendes als die Behauptung, man wisse über einen neuen Impfstoff alles.




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