Samstag, 15. Juli 2023
Großbritannien möchte Flüchtlinge nach Ruanda abschieben

Ich bin immernoch davon überzeugt, dass ein Land (ein Volk) das Recht hat, Einwanderung zuzulassen -- oder eben nicht. Ein Volk darf Land besitzen. Ein Volk darf sein Hausrecht ausüben. Und wenn es in Ruanda ein zumutbares Sicherheitslevel gibt -- das kann ich nicht beurteilen und im obigen Video wird das Thema leider nicht genügend erörtert (was mich misstrauisch stimmt) --, dann ist das eine Vorgehensweise, die man nicht skandalisieren muss. Natürlich ist das kein Beispiel, das ein Ausdruck von großer Menschenliebe ist. Aber sind wir hier schon in der Zone des Hasses? Sind wir hier schon in der Zone der Menschenverachtung und Menschenwürdeverletzung? Ich sage nein. Gerichte in Großbritannien haben sich lediglich an der Frage zu orientieren, ob in Ruanda eine sichere, menschenwürdige Unterbringung möglich ist. Das ist auch mein Maßstab.

Oder müssen wir im Namen der Menschlichkeit noch mehr fordern?
Noch einen Schritt weiter denken?
Ok. Denken wir einen Schritt weiter...

Was passiert mit diesen Menschen in Ruanda auf lange Sicht?
Haben sie dort eine Chance auf ein "gutes Leben"?
Hier muss ich mich erst noch schlauer machen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ruanda

Reicht es zu fordern, dass diese Menschen in Ruanda die gleichen Chancen haben sollten, wie ruandische Staatsbürger? -- Wenn nicht; wenn man im Namen der Menschlichkeit mehr fordern muss: Dann müsste man doch ganz Ruanda Asyl gewähren... (Und muss es uns hier wirklich kümmern, ob Asylberechtigte in der ganzen Welt dicht vor unseren Grenzen stehen -- oder 6000 Kilometer entfernt?)


Das Hausrecht eines Volkes und die Legitimität einer entsprechend entschiedenen Demokratie
-VS-
Der Wunsch eines Menschen in Großbritannien zu leben

Mir scheint, der Gutmenschensinn von heute glaubt ganz grundsätzlich, dass der Wunsch eines Menschen, von dem Land aufgenommen zu werden, das man illegal betreten hat, schwerer wiegt als das Hausrecht eines Volkes. Das Volk (die Bevölkerung, die Demokratie, die Gesellschaft) muss sich damit abfinden und basta. Denn in Wirklichkeit gibt es dieses "Hausrecht" ja gar nicht. Das ist nur so ein "rechtes Konzept". Dieses ist genuin inhuman, kalt, ohne Verständnis für die armen Geflüchteten. Und Menschen zurückzuweisen ist per se: Menschenfeindlichkeit.


Ich denke dabei immer auch an "das große Ganze": Es ist nicht immer eine gute Idee zu flüchten. Es ist nicht immer eine gute Idee, auf eine große, unbeschwerliche Reise zu gehen. Viele sterben bei dem Versuch. Und das nicht nur im Mittelmeer, sondern bereits in der Sahara. Die Mütter, Väter und Freunde dieser Reisenden werden im Todesfall vermutlich ein Leben lang nicht wissen, welches Schicksal ihren Freund ereilt hat.
Jetzt könnte man zwar sagen: "Lass das doch die Menschen selbst beurteilen, ob sie einen Grund zum Flüchten/Migrieren haben! Wer sich auf eine lange, gefährliche Reise begibt, der wird schon genügend Leidensdruck gehabt haben!"
Doch so einfach ist es nicht. Es gibt de facto auch falsche Anreize (Pull-Faktoren). Es gibt auch die "Wirtschaftsflüchtlinge", die nur deswegen "füchten", weil sie sich ein besseres Leben wünschen. Es gibt auch viel Leichtsinn im Menschen, sogar angesichts des Todes, und diesen Leichtsinn sollten wir nicht unterstützen.

Der moralische Imperativ für einen Staat ist nicht: Du sollst jeden Einwanderer willkommen heißen.
Sondern: Du sollst weltweit Menschen in Not helfen, sofern Du dazu in der Lage bist.



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