Mittwoch, 23. August 2023
"Das Transgesetz ist, wie @ap_schulz richtig festgestellt hat, kein #Selbstbestimmungsgesetz. Es ist ein Fremdbestimmungsgesetz. Es regelt nicht zuvorderst, was Transgender-Personen tun müssen, sondern, was die Gesellschaft tun muss, um deren Lebenslüge mitzutragen."

https://twitter.com/ainyrockstar/status/1694405414803120159



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Ich hätte auch einiges am Selbstbestimmungsgesetz zu kritisieren - aber den Satz halte ich für ausgemachten Blödsinn. Und außerdem für boshaft, denn er unterstellt, dass Transpersonen per se eine Lebenslüge mit sich herumtragen.

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Verstehe ich. Ich würde das selbst auch nicht so ausdrücken. Es ist für mich trotzdem eine interessante Beobachtung. Dieser Kontrast: Einerseits geht es angeblich um die "Selbstbestimmung" einer bestimmten Menschengruppe. Andererseits gibt es diese nur auf Kosten aller anderen.
Ich persönlich hätte zwar kein Problem damit, einen Transmann in der Männerumkleide zu dulden. Aber dass das Frauen in Bezug auf Transfrauen eventuell anders sehen, ist ihr gutes Recht.

"Lebenslüge" ist ein hartes Wort. Aber diesen ganzen Schauspielakt, den Trans-Personen im allgemeinen vollführen -- bis hin zu einer verstellten Sprechstimme --, als Lüge zu werten, ist eine legitime Perspektive, die man zumindest in der politischen Diskussion auch mal anbringen darf.

Im konkreten Kontakt mit Transpersonen würde ich das nicht tun. Ich verlange ja auch nicht von einem Rollstuhlfahrer, dass er Treppen gehen kann. Oder von einem Blinden, dass er sich gut im Raum orientieren kann. Genauso verlange ich nicht von Transpersonen, dass sie cool bleiben, wenn ich ihre Selbst-Projektion verneine. Daher lasse ich es. Aber der Staat geht zu weit, wenn er Menschen zwingt -- auch nur graduell --, eine Lüge, die sie als Lüge empfinden, mitzutragen.

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Der Punkt ist halt, dass es keineswegs legitim ist, Transsexualität als Lüge zu bezeichnen, das ist nicht nur diffamierend, das ist sachlich falsch, selbst nach der Meinung (und den Messergebnissen) der allerkonservativsten Schulmedizin.

(... ich könnte auf diese Behauptung, wenn ich polemisieren wollte, den von Ihnen so gern benutzten Begriff der Lüge verwenden ...)

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Also das Wort "Lebenslüge" ist insofern falsch, als dass dies ja in der Regel bedeuten soll, dass sich der entsprechende Mensch selbst etwas vormacht. Und das ist, so weit ich weiß, meistens nicht der Fall. Die Personen wissen sehr gut, dass sie körperlich nicht mit ihrem Wunschgeschlecht geboren sind. Sie verdrängen diesen Fakt nicht, nehmen sich aber die Freiheit, sich wenigstens in ihrem Verhalten an ihr Wunschgeschlecht anzupassen. Insofern gebe ich Ihnen Recht. Das Wort "Lebenslüge" ist unangebracht.

Wer von außen drauf schaut und jetzt immer mehr mit dem aufkommenden gesellschaftlichen oder sogar rechtsstaatlichen Druck konfrontiert wird, diese Menschen in ihrer Wunschrealität zu bestätigen, der hat allerdings auch nicht gerade wenig Irritation zu ertragen. Man glaubt, man ist im Tollhaus. Für diese Widerwilligen (zu denen ich mich auch ein bißchen zähle) hat es den Anschein, als müssten sie sich zu einer Wahrheit bekennen (fast wie in der Kirche), die sie beim besten Willen nicht vor Augen haben. Sie haben diese "Wahrheit" weder vor Augen, noch im Herzen, und nun sollen sie aber sagen (wenigstens als Lippenbekenntnis, also genau wie in der Kirche), dass die Transfrau vor ihnen wirklich eine Frau ist? Oder sie sollen wenigstens die "richtigen" Pronomen benutzen, wenn sie über diese Person reden? -- Insofern kann ich dann auch verstehen, wenn man im Schwarz-Weiß-Modus von "Lüge" redet.

Aber es sind ja fast alle im Schwarz-Weiß-Modus. Auf der einen Seite die Fraktion "Transfrauen sind Frauen. Basta!". Auf der anderen Seite die Fraktion "Transfrauen sind Männer!" Und alle schreien sich an, als ob man diesen Kampf mit Lautstärke gewinnen könnte.

Und es hat auch den sehr deutlichen Anschein, als ob hier -- einmal mehr -- die Meinungsfreiheit unter Druck gerät. Es gibt wirklich Leute, die glauben, dass das nicht mehr von der Meinungsfreiheit abgedeckt ist! Der Staat habe das Recht, die Worte "Mann" und "Frau" zu definieren und hier eine für alle verbindliche Sprachnormierung vorzunehmen! Und er habe das Recht, jahrtausende alte Gewissheiten über den Haufen zu werfen und eine neumodische Definition an deren Stelle zu setzen!

Dabei ist das ganz offensichtlich ein Teil der Meinungsfreiheit: Die Wirklichkeit mittels Sprache und Worten zu adressieren und die Worte nach der persönlich gefühlten Stimmigkeit zu wählen, ist davon absolut abgedeckt. Wenn das nicht mehr gilt, sind wir wirklich bei Orwell angekommen.

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"Man glaubt, man ist im Tollhaus. Für diese Widerwilligen (zu denen ich mich auch ein bißchen zähle) hat es den Anschein, als müssten sie sich zu einer Wahrheit bekennen (fast wie in der Kirche), die sie beim besten Willen nicht vor Augen haben. Sie haben diese "Wahrheit" weder vor Augen, noch im Herzen, und nun sollen sie aber sagen (wenigstens als Lippenbekenntnis, also genau wie in der Kirche), dass die Transfrau vor ihnen wirklich eine Frau ist?"
Die Kirche bekennt sich allerdings nicht, zumindest was Transmänner betrifft. Zwinkersmiley
https://www.domradio.de/artikel/kirchenrechtler-sieht-konflikt-bei-selbstbestimmungsgesetz

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Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Aber was soll man denn von der kath. Kirche anderes erwarten?

Ich frage mich nur, wie weit der Zeitgeist hier noch gehen wird. Wird er irgendwann die Kirche verbieten? Wird er sie zum Gendern zwingen? Wird er sie dazu zwingen, 50 Geschlechter und non-binäre Identitäten anzuerkennen? Ich traue diesem autoritären Zeitgeist fast alles zu, denn er ist nicht nur autoritär, sondern auch noch dumm. Und das ist eine ziemlich heftige Mischung.

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