Montag, 4. Dezember 2023
"Man kann vieles an der AfD kritisieren. Es ist eine ressentimentgeladene, programmatisch widersprüchliche, völkisches Denken duldende, mit Autokraten liebäugelnde politische Kraft. Aber für den Niedergang des Landes sind andere verantwortlich." (NZZ)

Alexander Gauland saß letztens ja mal bei Maischberger und hat sich gegen den Vorwurf des "völkischen Denkens" gewehrt. Wir Deutschen seien eine "Kulturgemeinschaft" und keine "Abstammungsgemeinschaft".

Natürlich ist es aus strategischen Gründen für die AfD gut, dass Gauland das so gesagt hat. Mir ist dies inhaltlich allerdings völlig egal. Er und die AfD könnten von mir aus auch völkisch denken, dies offen zugeben, und ich hätte kein Problem damit.

Es ist doch erstmal nur ein DENKEN!! Und zwar mit großer Wahrscheinlichkeit ein Denken, das Teil einer persönlichen Philosophie UND Teil eines persönlichen Selbstbilds ist. Es ist also ein sehr elementares Denken... und man hat immer das Recht, sich in elementaren philosophischen Grundfragen persönlich zu positionieren. Selbst wenn das dann in Konflikt zu anderen Grundwerten unserer heiligen Verfassung stehen sollte... selbst das wäre noch kein Grund, dieses Denken zu verdammen und jeden, der damit sympathisiert, gleich mit. (Ich sympathisiere hier vor allem mit der Freiheit, so zu denken.)

Zumal unser Grundgesetz von Hause aus mit extremen Widersprüchen klar kommt und darüber hinaus der Grundgedanke der Verhältnismäßigkeit anzuwenden ist, wannimmer Grundrechte miteinander kollidieren. ZB kann die Meinungsfreiheit der einen mit der Menschenwürde der anderen leicht in Konflikt geraten. Das hält unser System aus. Und die Richter dieses Landes haben in Streitfragen eine recht gute Kompromislinie gefunden, in der die Meinungsfreiheit erfreulicherweise sehr großzügig ausgelegt wird.

Es gibt in meinen Augen so offensichtliche "Verfassungsbrüche" im Grundgesetz selbst, -- wie zB die Gleichheit der Geschlechter und dann die Wehrpflicht nur für Männer --, da sollte es doch ein Leichtes sein, Menschen mit einem völkischen Denken auch mit unserem Grundgesetz aktiv in der Politik dulden zu können. Wie gesagt: Interessenkonflikte sind in einer Demokratie völlig normal. Lasse man die Menschen denken und fühlen, wie es für sie natürlich ist. Zumal die konkreten Interessen eines völkisch denkenden Menschen letztlich nicht besser oder schlechter sind, nur weil sie von einem vermeintlich "gefährlichen" oder "bösen" Denker stammen. Ja, die Völkischen wollen die Grenzen schließen und Illegale nach Hause schicken. Und? Das will ich auch. Völlig unabhängig davon, ob ich völkisch denke oder nicht.

Wie kann man einem Volk Vorschriften machen, wie es über sich selbst zu denken hat? Wie kann der eine Teil eines Volkes zum anderen sagen: Du denkst falsch über uns! Und Du darfst das nicht! Bei unserem Grundgesetz! -- Mir scheint, dass die Fraktion der vermeintlich "politisch Korrekten" hier noch nichtmal bemerkt, dass ein solcher Denkzwang bzw. ein solches Denkverbot im Widerspruch zur Meinungsfreiheit und philosophischen Glaubensfreiheit steht! ... Sie bemerken es wirklich nicht! Und sie haben keinerlei Gewissensbisse oder Zweifel an ihrem Treiben. ... Auch hier wieder stinkt es zum Himmel vor Gleichschaltungsaggressionen. Und es stinkt vor unreflektierter Angst.



Kann man die Sache nicht auch etwas lockerer nehmen und zuerst einmal feststellen, dass selbst Menschen, die "völkisch" denken, für den Gedanken offen sind, dass Menschen zuwandern und zu Deutschen werden können? Diese ganze Schwarz-Weiß-Malerei ist dumm, so wie sie immer dumm ist.



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