http://www.zeno.org/nid/20009250506
Das intellektuale Gewissen. – Ich mache immer wieder die gleiche Erfahrung und sträube mich ebenso immer von neuem gegen sie, ich will es nicht glauben, ob ich es gleich mit Händen greife: den allermeisten fehlt das intellektuale Gewissen; ja es wollte mir oft scheinen, als ob man mit der Forderung eines solchen in den volkreichsten Städten einsam wie in der Wüste sei. Es sieht dich jeder mit fremden Augen an und handhabt seine Waage weiter, dies gut, jenes böse nennend; es macht niemandem eine Schamröte, wenn du merken läßt, daß diese Gewichte nicht vollwichtig sind – es macht auch keine Empörung gegen dich: vielleicht lacht man über deinen Zweifel. Ich will sagen: die allermeisten finden es nicht verächtlich, dies oder jenes zu glauben und darnach zu leben, ohne sich vorher der letzten und sichersten Gründe für und wider bewußt worden zu sein und ohne sich auch nur die Mühe um solche Gründe hinterdrein zu geben – die begabtesten Männer und die edelsten Frauen gehören noch zu diesen »Allermeisten«. Was ist mir aber Gutherzigkeit, Feinheit und Genie, wenn der Mensch dieser Tugenden schlaffe Gefühle im Glauben und Urteilen bei sich duldet, wenn das Verlangen nach Gewißheit ihm nicht als die innerste Begierde und tiefste Not gilt – als das, was die höheren Menschen von den niederen scheidet! Ich fand bei gewissen Frommen einen Haß gegen die Vernunft vor und war ihnen gut dafür: so verriet sich doch wenigstens noch das böse intellektuale Gewissen! Aber inmitten dieser rerum concordia discors und der ganzen wundervollen Ungewißheit und Vieldeutigkeit des Daseins stehen und nicht fragen, nicht zittern vor Begierde und Lust des Fragens, nicht einmal den Fragenden hassen, vielleicht gar noch an ihm sich matt ergötzen – das ist es, was ich als verächtlich empfinde, und diese Empfindung ist es, nach der ich zuerst bei jedermann suche – irgendeine Narrheit überredet mich immer wieder, jeder Mensch habe diese Empfindung, als Mensch. Es ist meine Art von Ungerechtigkeit.
Das intellektuale Gewissen hat keiner. Ich auch nicht immer. Aber ich glaube, ich darf sagen: Ich verstehe Nietzsche. Er ist irritiert, von all der Sorglosigkeit im Umgang mit Wahrheit, Wirklichkeit, Wert, Moral und Urteil. Da ist keine tiefe Leidenschaft in der Berührung der Wirklichkeit. Es herrscht dagegen reichlich Stumpfsinn in unser aller Geist. Der wirkliche Wert der Dinge interessiert uns wenig. Uns reicht eine mechanische Scheinwelt und ihre Eigendynamik.
…
Dies, um mal ganz weit auszuholen, bezüglich der Frage, wie es eigentlich um unsere Fähigkeit zur Objektivität, Neutralität und Unparteilichkeit steht.
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Will der Mensch überhaupt Objektivität und Neutralität?
Ich stelle mir diese Fragen vermehrt, seitdem ich diesen Blog hier führe und seitdem ich mich zumindest auf Twitter ziemlich umfassend an die "rechte Blase" angeschlossen habe (aber nicht nur). Ich meine, ich darf auf eine hartnäckige Gespaltenheit der Gesellschaft schließen, denn fast nirgends sehe ich Ausgewogenheit, nirgends sehe ich Brückenbauer, fast nirgends höre ich mal ein paar selbstkritische Töne. Doof sind immer nur die anderen. Chemnitz ist entweder ein weiteres Zeichen für die "unverantwortliche Flüchtlingspolitik" der Kanzlerin, oder es ist der rechte Albtraum mit "Hetzjagden" und "Progrome"…
Wir können uns noch nichtmal richtig darüber einig werden, was in diesem Video von Antifa Zeckenbiss zu sehen ist. Ein Video, perfekt reproduzierbar und für uns alle eigentlich "gleich" wahrnehmbar!
Wie schlimm ist das, was wir dort sehen? Wie häßlich ist es? Welchen Titel hat dieser Vorfall am besten verdient?
Ich habe versucht, mich ins Juristische zu flüchten: "Androhung einer Straftat (Körperverletzung)" – was für sich erstmal nur eine Ordnungswidrigkeit ist. Aber das gibt es auch nicht wirklich gut wieder. Diese Art von "Verstehen" kommt dem Menschen nicht genügend nah und lässt auch einiges an Qualitäten unter den Tisch fallen.
Aber ich finde wirklich – ganz ehrlich und ohne böse Verharmlosungsabsicht –, dass Begriffe wie "Jagd" oder "Pogrom" mindestens eine Liga zu hoch gegriffen sind.
Und so tendiere ich schon allein aus dem Bestreben heraus, für "Ausgleich" zu sorgen, zu milderen Bewertungen. Ich sage mir: "Immerhin wurde dort keiner zu Boden gebracht und dann mit Fußtritten ernsthaft verletzt." Und mit ein bißchen Zynismus: "Im Grunde ist das doch schon fast vorbildlich. Da geht es auf manchem Schulhof schlimmer zu. Dort wird nicht immer von einem Opfer abgelassen, sobald es am Boden liegt oder wegrennt." Ich denke sogar an Zidanes Kopfstoß, der in dieser Hinsicht ja auch vorbildlich war.
(Dies auch um zu demonstrieren, wie anders man denken kann – wenn man es nur will…)
Für mich zeigt das Video von Antifa Zeckenbiss im Grunde eine schnell "abgebrochene Attacke". Nicht mehr und nicht weniger.
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Kann man denn noch nichtmal für einen der "seinen" demonstrieren, ohne gleich von irgendwelchen pseudotoleranten Hornochsen "Nazi" oder "fremdenfeindlich" genannt zu werden? Insbesondere, wenn es sich um einen Todesfall handelt?
Dies in aller Allgemeinheit gefragt, ohne Bezug auf die vielen konkreten Zwischenfälle zu nehmen, von denen einige gewiss zu verurteilen sind. Warum kann eine Gesellschaft nicht auch tolerant gegenüber einem "völkischen Bewusstsein" sein? ("Völkisches Bewusstsein" z.B. in dem Sinne, dass man das eigene Volk als eine Art Großfamilie betrachtet. – Die meisten Menschen sind Familienmenschen…)
Selbst wenn man meint, dass dies kein guter Weg für den Menschen ist. Es gibt trotzdem unschuldige Formen eines solchen Bewusstseins, und ein Mensch, der in einem solchen lebt, erlebt nunmal Trauer und den Eindruck, angegriffen zu werden, wenn einer der "seinen" tot geschlagen wird. Ist es nicht absolut vermessen, einem solchen Menschen zu sagen, sein Fühlen und Denken seien falsch, sogar böse? Und obendrein noch seine Trauer und Wut gering zu schätzen, ja zu verachten? Ich glaube, diese linke Art von psychischer Gewalt, Übergriffigkeit und Arroganz wird das Problem gewiss nicht lösen.
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A) "Wir schufen uns die Ehe, weil wir ein Bedürfnis danach hatten."
B) "Wir schufen uns die Homoehe, weil wir ein Bedürfnis danach hatten."
Im Fall B ist die Bedürfnislage etwas komplizierter. Denn mehrheitlich haben "wir" – die wir überwiegend Heteros sind – ja nicht das direkte Bedürfnis nach Homoehe. Unser mehrheitliches Bedürfnis ist hier eher das Streben nach Idealvorstellungen wie "Toleranz", "Nicht-Diskriminierung" und "moralischer Perfektion". Und/Oder das Streben nach einem friedlichen und freundlichen Miteinander mit unseren homosexuellen Mitbürgern.
Ich bejahe die Homoehe, weil ich vor allem das Bedürfnis sehe, anerkannt werden zu wollen, in einem Bereich, der stark persönlich bis stark intim ist, und der im allgemeinen mit zum Heiligsten gehört, was der Mensch zu bieten hat: Liebe. Dies anzuerkennen, ist wiederrum ein Bedürfnis von mir. Und ich werde ein Teufel tun, mich auf die Albernheit und den doch blasphemischen Größenwahn zu versteifen, hier irgendwelche Schubladen von Liebe aufzumachen, die von vorn herein besser oder schlechter sind. Die Liebe ist immer so heilig, wie die Liebe eben sein kann. Man kann es als Außenstehender niemals beurteilen.
Allerdings habe ich auch das seltsame Bedürfnis, darzulegen, dass es nicht unbedingt als "Diskriminierung" zu betrachten ist, wenn eine Gesellschaft Homosexuellen kein Ehe-Angebot macht. Ich finde es zwar "überwiegend falsch". Die Logik des Diskriminierungsvorwurfes fußt aus meiner Sicht allerdings auf ein paar seltsamen Prämissen, welche nicht wirklich zwingend sind.
Denn zuerst einmal sind Homosexuelle nichts anderes als Menschen mit anderen Bedürfnissen. Nicht mehr und nicht weniger. Und eine andere Bedürfnislage begründet noch nicht automatisch einen Anspruch auf Anpassung der rechtlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten. Das ist offenkundig, zumindest wenn es um mein Bedürfnis geht, Graß auf Rezept in der Apotheke kaufen zu können. Oder wenn es um das Bedürfnis des Veganers geht, in den Restaurants seiner Stadt auch ein auf ihn zugeschnittenes Angebot zu bekommen. Veganer haben das Recht, wieder jeder andere auch, zu bestellen, was sie mögen, und wenn sie nichts mögen, weil nichts vegan ist, dann ist das erstmal ihr Problem. Vor dem Gesetz und der Restaurantkarte sind alle Menschen gleich.
In der linken Diskriminierungslogik hat sich nach meinem Ermessen eine Sichtweise breit gemacht, die Homosexuelle fast zu so etwas wie einer anderen Menschenart macht. Und dass sie aufgrund dieses Statusses automatisch das Recht auf "ihre Homoehe" erwerben. Aber letztlich ist das von vorne bis hinten nur eine willkürliche Festlegung, ein Denken, das aus Prämissen besteht.
Ich behaupte, das einzig wesentliche Argument für die Homoehe besteht in der Tiefe des Bedürfnisses von Homosexuellen. Denn es gibt Bedürfnisse, die sind so tief und fundamental, dass sie Rechte begründen. Je tiefer ein Bedürfnis in der Seele sitzt, desto mehr Macht und Recht soll es haben. Ich behaupte, dass der ganze Kanon von Menschenrechten letztlich keinen anderen Grund hat. Es ist niemals ein "logischer".
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Es quietscht und knirscht im Gebälk, wenn man den Satz "Rassismus ist natürlich" hört, davon gehe ich aus. Der Satz tut weh, er tut mir weh. Und doch muss ich ihn schreiben, denn das ist hier gewissermaßen das Konzept: Grenzübertretungen ohne Rücksicht auf Verluste. Der Konformismus des Mainstreams, offensichtlich angetrieben vor allem von Feigheit, macht mich aggressiv bis selbstzerstörerisch. Realität darf nur noch lieb und nett sein. Dieses Weichspülprogramm ist unerträglich. Die massive Bevorzugung von angenehmen Wahrheiten zu ungunsten der unangenehmen ist eines erwachsenen Lebens nicht würdig.
Aber da ich meine Hausaufgaben ja jetzt gemacht habe, kann ich auch mal lieb sein und nocheinmal eine bequeme Wahrheit servieren:
Nicht-Rassimus ist selbstverständlich auch natürlich, vollkommen natürlich – und in ganz vielen Aufeinandertreffen zwischen zwei Homo Sapiens eine Selbstverständlichkeit. Es ist in diesem Sinne nichts, das man fördern oder anerziehen muss.
(Anti-Rassismus dagegen ist oft etwas Unnatürliches.)
Wo liegt also das Problem?
Offensichtlich läuft irgendwas im Kopf schief.
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Fortsetzung / Nachtrag zu "Rassismus ist natürlich (1)"
1.
Als ich das erste Mal die These "Rassismus ist natürlich" formulierte, hatte ich das Gefühl, ich betrete einen dunklen Wald voller gefährlicher Tiere. Einen verbotenen Ort, den aufzusuchen, nicht nur gefährlich für einen selbst ist, sondern auch ein böser Akt an sich. Oder: Ich fühlte mich, als hätte ich mich geistig ins Weltall geschossen. In eine unerschlossene Welt, in der es keinen Halt gibt. – Es brauchte lange, bis ich diese These einfach nur nüchtern als Faktum behandeln konnte.
Die These verließ das erste Mal meinen Mund, als ich mich auf Englisch mit einem russischen Freund unterhielt und er mir von seinen Erfahrungen in den USA berichtete. Er erzählte von seiner Erfahrung in einem Betrieb, in dem es zwei Pausenräume gab. Aus irgend einem Grunde (–) spaltete sich die Belegschaft hier deutlich nach Rassen auf. Die Weißen nutzten alle den einen Raum, die Schwarzen den anderen. Ihm selbst fiel das erst gar nicht auf. Er setzte sich geitesabwesend in einen Raum und bemerkte dann irgendwann, dass er "weird looks" (seltsame Blicke) abbekam. Dann fiel es ihm auf: Er war der einzige Weiße im "Raum der Schwarzen"! Sie waren zwar alle nett zu ihm und es gab keinerlei aggressive Ausgrenzung, aber offensichtlich erzeugte er eine Art von Irritation, die man nicht gänzlich verheimlichen konnte.
Mein russischer Freund wunderte sich auch allgemein über die Kultur in Amerika. Er wunderte sich über die Tatsache, dass die Ethnien dort zum großen Teil separiert sind, während sie gleichzeitig in einer Art positivem Nationalismus geeint sind. Ob Schwarze, Weiße oder Hispanics, viele von ihnen würden mit Stolz von ihrer Nation reden.
Als er mir das alles erzählte, sagte ich: "Maybe, racism is natural."
Mein russischer Freund entgegnete: "Strange things are coming from you, today!" (Offensichtlich hatte ich schonmal etwas Unerwartetes an diesem Tag von mir gegeben.)
2.
Die Aussage "Rassismus ist natürlich" muss nicht unbedingt als eine positiv wertende oder den Rassismus entschuldigende Aussage begriffen werden. "Natürlich" ist für den Menschen unter gewissen Umständen ja auch die rauschhafte Mordlust, aber das heißt nicht, dass wir sie gut finden müssen. Weiterhin ist auch eine gewisse Faulheit, Trägheit und Ignoranz unter den Menschen "natürlich", aber uns ist genauso "natürlich" klar, dass wir diese fragwürdigen Eigenschaften im Zaum halten müssen. Ähnlich verhält es sich z.B. mit Ängstlichkeit und Feigheit: Es sind dies in gewissem Sinne ganz "natürliche" Eigenschaften des Menschen. Aber der Mensch ist dazu geboren, auch im geistigen Sinne zu wachsen und diese "Schwächen" hinter sich zu lassen. – Vielleicht sollte man "Rassismus" ganz ähnlich betrachten?… Vielleicht nicht?…
Ein unverkrampfter Umgang mit dem Thema scheint aber nicht möglich. Man geht lieber den Weg, Rassismus zu verteufeln, zu verbieten und zu unterdrücken. Hier kommt offensichtlich wieder die "natürliche" Angst des Menschen ins Spiel: Denn was könnte nur alles passieren, wenn wir den "Rassismus" nicht mehr wie bisher bekämpfen, wenn wir ihn nicht nur als schlechte Sitte betrachten, sondern als zumindest partielles Naturphänomen?
Oder sind wir heute schon so weit, sagen zu können?: Nun gut, im Sinne eines Strebens nach oberflächlicher Ähnlichkeit, im Sinne eines Strebens nach ähnlichen Menschen, ist "Rassismus" nunmal natürlich. Der Mensch, der täglich in den Spiegel guckt, und sich über Falten, Pickel, graue Haare und andere Schönheitsmakel aufregt, – aber dabei fast nie an den ganzen Menschen zu diesem Gesicht denkt, an sein Innenleben und seine Seele –, der ist nunmal so primitiv. Was soll's. In das menschliche Auge fällt vor allem die Oberfläche der Dinge. Und Oberfläche ist für uns in so vielen Situationen die ganze Realität!
Für Details bemühe man die Wahrnehmungspychologie. Was unseren Wahrnehmungsapparat dazu verleitet, Unterklassifikationen einer gleichen Art aufzumachen, und diesen dann einen eigenen Namen zu geben, erfrage man von dieser Disziplin. Dass wir Menschen mit schwarzen Haaren nicht notwendigerweise in eine eigene Rasse packen, aber von einer Vielzahl von anderen Äußerlichkeiten, die noch hinzukommen (Hautfarbe, Form der Nase, Haare, Kiefer, Stirn, Augen), dann dazu verleitet werden, hier einen eigenen Typus zu sehen, – das scheint mir zum Teil sehr subtilen Wahrnehmungsgesetzen zu gehorchen. Dass unsere Wahrnehmungsgewohnheiten teilweise auch konditioniert / sozial geprägt sind, widerspricht dem nicht. (Wie und warum sind diese Wahrnehmungsgewohnheiten entstanden?)
Biologisch genetische Fakten, die angeblich nahe legen, dass es "in Wirklichkeit" ja gar keine Rassen gäbe, sind jedenfalls irrelevant. Diese Sichtweise unterschlägt, dass es für den Menschen in seiner subjektiven Wahrnehmungweise nunmal Gene gibt, die bedeutsamer sind als andere: nämlich alle diejenigen, welche über das äußere Erscheinungsbild entscheiden. Offensichtlich vererben sich diese Faktoren innerhalb einer Rasse ja mit lückenloser Kontinuität. Die Rasse ist und bleibt eine wahrnehmungspsychologische Tatsache, welche für den Menschen eine gewisse Bedeutsamkeit hat bzw. haben kann.
Die Existenz von Rassen aufgrund von genetischen "Fakten" zu leugnen, ist Ausdruck einer neumodischen, menschlichen Eigenschaft, die ich übrigens nicht für natürlich halte: Ich nenne sie "Überrationalität" oder auch "Verkopftheit". Grob gesprochen, tun sich die Menschen von heute schwer damit, eine gesunde Mitte zwischen subjektiven Denken und objektiven Denken zu finden. Der Wille, sich an objektiv wissenschaftlichen Fakten zu orientieren, kann auch über das Ziel hinausschießen. Wie am Beispiel des Rassenthemas gut zu erkennen, führt das dazu, dass man die elementaren Bedürfnisse des Menschen und seine eigentümliche Wahrnehmungsweise vergisst. Man vergisst, was für den Menschen in seiner Wahrnehmungswelt praktisch von Bedeutung ist. – Und es ist ja nicht gerade glaubwürdig, die Existenz von Rassen nur für den Menschen zu leugnen, während man in der gesamten Tierwelt an dieser Einteilung festhält… Offensichtlich ist der Mensch ist in seiner Selbstwahrnehmung befangen. Ein "typisch menschlicher" Angstkrampf fordert hier ganz selektiv eine strenge Verschiebung der Wahrnehmungsmaßstäbe ein, sobald es um die eigene Spezies geht.
Die Betrachtung der Natur in ihrer Gesamtheit ergibt aber auch, dass es nicht nur eine "verfehlte" menschliche Eigenschaft ist, stark auf Äußerlichkeiten zu setzen. "Die Natur selbst" hat ein stark ausgeprägtes "Oberflächenbewusstsein". Sie spielt dieses Spiel in 1000-fachen Formen: Die Prahlerei von Tieren mit ihrem Äußeren bei der Partnerwahl, das Tarnen von Tieren durch Farbanpassung, die Irreführung von anderen Tieren durch Verstellung, das Sich-Tot-Stellen, um sich uninteressant zu machen, der Symmetrie-Sinn in der Konstruktion der Lebewesen, welche gleichzeitig, was die innere Lage der Organe angeht, asymmetrisch sind: Man sieht, wie es in der Natur und in vielen Lebewesen offensichtlich auch ein Bewusstsein für die Außenwirkung der eigenen Erscheinung gibt, ein Bewusstsein für die eigene "Gestalt". Offensichtlich hat dieses Bewusstsein in der Natur auch bei der Evolution der vielen Arten und Unteraten mitgewirkt. – Es geht nicht immer nur um das Überleben, den Kampf und die zufällige Mutation. Die Darwin'sche Sichtweise ist beschränkt. Es ist in der Natur immer auch ein Spieltrieb am Werk gewesen. Eine Lust an unterschiedlichen Farben und Formen. Die Natur ist ein großer Künstler (oder das Werk von tausenden Künstlern) – welcher Rassen geschaffen hat. Seien wir nicht so verbohrt, und weisen ausgerechnet diesen Aspekt zurück. Abgesehen davon, dass diese Zurückweisung auf einem inneren Konflikt basiert, der nicht natürlich und nicht gesund ist: Man bringt sich damit auch um einen Teil des Genusses in diesem großen Kino.
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Wissenschaftliche Befürworter einer Frauenqoute in der Berufswelt argumentieren: Ähnlichkeit ist eine Art Sympathiebonus bei der Einstellung von Bewerbern. Weil die Personalentscheider so oft Männer sind, führe das aufgrund der Bevorzugung von Ähnlichen eben dazu, dass Männer bei der Einstellung bevorzugt werden…
Man muss mit dem "Rassismus" also als eine natürliche Kraft rechnen, die die menschliche Gesellschaft durchzieht und in einem gewissen Maße wirkt. Daneben gibt es natürlich noch andere Kräfte, viele andere Motivationen, die diese Kraft überlagern und häufig überstimmen. Und es gibt ja auch die Gegenkraft, die Lust am Andersartigen. Unterm Strich bleibt aber bestehen, dass der Ähnlichkeits-Trieb zur Geltung kommt und sich in der Gesellschaft erkennbar ausdrückt. Und wenn "nur" in der Partnerwahl.
Warum wirkt ein Ähnlichkeits-Trieb in uns? Wohl als Folge von Selbst-Verliebtheit und Schwäche, die uns das Vertraute suchen lässt. Er ist also vielleicht kein "Ur-Trieb".
…
Und was macht man nun mit der Erkenntnis, dass "Rassismus" natürlich ist?
Man sollte noch eine andere Erkenntnis hinzu nehmen: Dass diese Triebe in dem Maße in den Hintergrund rücken, in dem sich das Individuum geistig in die Höhe entwickelt. Je höher das Individuum steht, desto unwichtiger wird ihm oberflächliche (an Körpertypen orientierte) Ähnlichkeit. Multikulti verlangt eine gewisse Mindestentwicklungshöhe.
Schlussfolgerung: Wer Multikulti will, der muss eine Erziehung in den Schulen gewährleisten, die die Schüler nicht nur mit Wissen und Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt ausstattet, sondern die auch die "innere Entwicklung" des Menschen fördert. Ich meine damit nicht Ethikunterricht und das Herunterbeten des moralischen Grundsatzes "Rassismus ist böse", sondern eine fundamentale Förderung der Seele und der geistigen Substanz des Menschen. Vielleicht durch Maßnahmen wie Meditationsangebote, Philosophie, Psychologie, Selbst-Erfahrung und Schauspielunterricht, oder einfach durch eine freundliche, den Menschen einladende Atmosphäre an der Schule.
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Ich möchte die Bibel umschreiben.
Woimmer "Liebe Deine Feinde!" steht, möchte ich ein "Verstehe Deine Feinde!" anfügen.
Ich möchte es sogar vorn anstellen:
1. Verstehe Deine Feinde.
2. Liebe Deine Feinde.
Zuerst die mentale Berührung im Geiste. Der Einsatz von Vorstellungskraft. Dann eventuell die Liebe.
Oder: Liebe und Verstehen lassen sich gar nicht sauber trennen. Im Akt des Verstehens und offenen Wahrnehmens ist bereits "Liebe" enthalten. Es ist eine sehr leise, feine Liebe.
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Wann gibt man einen von Krankheit oder Schwäche befallenen Organismus auf? Wann ist ein Gewebe so krank, dass man es nur noch herausschneiden kann, ja muss, weil es sonst den gesamten Körper vergiftet? Wieviel sollte man wegschneiden und wie wichtig ist es, auf jede einzelne Zelle zu schauen, damit man nicht unnötigerweise gesunde Zellen herausschneidet? Wann ist der Moment gekommen, wann man die Hoffnung aufgeben kann oder muss, dass sich eine Zelle noch heilen kann, dass sich ein Gewebe noch heilen kann? Ja, wann muss man vielleicht sogar den ganzen Organismus töten und viel Gutes aufgeben, weil die Ansteckungsgefahr für andere Organismen einfach zu groß ist? Wann ist vielleicht sogar das Töten nur auf den Verdacht einer Schädlichkeit hin erlaubt?
Ab wann wird es zur Pflicht, "die AfD" fallen zu lassen und sie als "endgültig böse" (faschistisch, rassistisch, menschenverachtend, etc.) zu behandeln?
(Man ersetzte, "die AfD" mit "die Muslime", "die Scientologen", "die Christen", etc. – und man denke an die vielen Sünden und Unmenschlichkeiten, die unter der jeweiligen Überschrift begangen wurden – und noch werden!)
Meine Antwort auf obige Frage ist: Dieser Punkt kommt bei Gruppenphänomenen eigentlich nie. Es gibt keine objektive Wahrheit über den moralischen Wert von Ideen, die sich ein Individuum im Detail immer selbst ausgestaltet. Es reichen drei, vier Figuren, ja es reicht eine einzige, die im guten Glauben an ihre Idee und ihre Organisation handeln und sie haben immer das Recht darauf, mit ihrem guten Glauben anerkannt zu werden. Und wer will schon mit Sicherheit sagen, dass sich diese paar Figuren nicht auch durchsetzen werden? Ja selbst, wenn sie sich nicht durchsetzen. Ihr Streben nach dem Guten, wie sie es sich vorstellen, ist immer erlaubt.
Vor allem halte ich die Frage für völlig offen, was der beste Weg einer "Bekämpfung" ist. Der eine Weg ist das Isolieren, Unschädlich-Machen oder gar Töten. Ein anderer Weg aber könnte so verfahren, dass man sich selbst und sein Gutes, sein gutes Herz und seine gute Absicht hineingibt. So könnte das Phänomen transformiert und "gerettet" werden – mitsamt allem guten Potential, das auch schon vorher darin war. In Bezug zur AfD hieße das: Trete DU in sie ein und mache sie dadurch ein Stück besser!
Übrigens glaube ich sehr stark an das Gute im Menschen. Vielleicht bin ich hier zu naiv.
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Wo sind eigentlich all die Konstruktivisten hin? In der Philosophie begegnet man ihnen viel zu häufig. Dort tummeln sie sich ständig um das Thema "Wahrheit" herum und betonen stets, wie kompliziert es mit dieser sei, ja dass es sie praktisch gar nicht gäbe.
Nicht so in der Politik. Da ist die Welt voll von Vereinfachern und Schwarz-Weiß-Denkern. Die "Wahrheit" wird hier mitunter peinlich genau festgelegt. Die konstruktivistische Natur einer Aussage und ihrer Interpretation wird komplett außer Acht gelassen. Stattdessen wird sogar ein sozialer Zwang erhoben, sich der festgelegten Wahrheit anzuschließen. Bestes Beispiel derzeit: "Die AfD ist eine Nazi-Partei." Anhänger dieser Wahrheit halten es für ihre moralische Pflicht, an der unangreifbaren Stellung dieser Wahrheit in der Gesellschaft mitzuarbeiten. Sie tun es, indem sie sich selbst ganz stark von dieser Wahrheit überzeugt geben. Sie tun es, indem sie "glauben". Sie tun es, indem sie es immer wieder behaupten.
Damit ist das Spiel dann festgelegt: Die Guten sind die mit weißer Fahne, die Bösen sind die mit schwarzer Fahne (bzw. blauer Fahne). Und nun musst Du Dich zum richtigen Lager bekennen!
…
Konstruktivismus (0) – des Himmelsreichs Schlüssel
"Und ich will dir des Himmelsreichs Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein." bibeltext.com
These: Die Bindungen und Nicht-Bindungen, um die es hier geht, sind die Assoziationen in unserem Kopf. Wir erschaffen/interpretieren/erkennen etwas und ordnen diesem etwas Eigenschaften, Namen, Qualitäten, Wertungen, Gefühle, Assoziationen zu. Wer diese Tätigkeit mit der Freiheit und Kraft seines "Geistes" ausübt, der ist der beste Verwalter der Realität und setzt die besten Maßstäbe. Die Gültigkeit der Bindungen reicht dann bis in den Himmel.
Konstruktivismus (1) – Ehe
Die Ehe ist eine Realität, die existiert, weil wir daran glauben und uns entsprechend verhalten.
"Und hiermit erkäre ich Sie zu Mann und Frau."
(Es können nicht alle emotional mit der Homo-Ehe mitgehen. Wenn ja, ist das okay. Aber als Konstrukt ist die Homo-Ehe natürlich genauso gültig wie die Hetero-Ehe.)
Konstruktivismus (2) – "Deutschland"
Staatsvolk, Staatsgebiet, Staatsrecht, Staatstraditionen, Kultur, Bräuche, Symbole, die Fahne, die Hymne… – plus der Glauben des Bürgers an (s)ein Deutschland.
Konstruktivismus (3) – Ehe und Staat – äußere und innere Zwänge
Der Glaube an eine Ehe und der Glaube an einen Staat und ein Land sind im Grunde sehr ähnlich.
Dabei sollte klar sein: Es sollte niemand zwangsverheiratet werden. Weder mit einem Menschen, noch mit einer Nation, noch mit Ideen. – Es sollte auch niemand zwangsgeschieden werden. Wer seine Ehe liebt, sollte sie auch leben dürfen. – Ein innerer Zwang, der aufgrund eines aufgesetzten Glaubens an die Heiligkeit des "Bundes" fordert, unbedingt an diesem festzuhalten, ist natürlich ungesund. Ein solches Konstrukt ist dann wie vergiftet.
Konstruktivismus (4) – Gruppen
AfD-ler, Muslime, Scientologen, Grüne, Flüchtlinge, Linke, Rechte, Deutsche, Türken, Europäer
– "vorgestellte Gemeinschaften"
Bezüglich vieler Menschengruppen gibt es die Konstrukteurs-Pflicht, sie genügend positiv zu konstruieren, oder zumindest nicht betont negativ ("Volksverhetzung"). Dies gilt allerdings nicht bei allen Gruppen…
Konstruktivismus (5) – die wahre AfD, der wahre Islam
"Die AfD ist eine Nazi-Partei und der Islam ist eine Terror-Religion."
"Die AfD ist eine bürgerliche, liberal konservative Partei und der Islam ist eine Religion des Friedens."
Konstruktivismus (6) – "die neue Rechte"
Demnächst auch: die allerneueste neue Rechte. Sie wird die größte, schönste und beste Rechte, die es je gab.
Konstruktivismus (7) – Reichsbürger
Genies des Konstruktivismus!
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