Dienstag, 4. Juni 2019

Ich habe mir meine gründliche und rücksichtslose Respektlosigkeit gegenüber Glaubensreligionen erarbeitet. Denn ich bin ein einerseits ein tief religiöser und ständig suchender Mensch und andererseits ein sehr gewöhnlicher Mensch – und das heißt, ich war selbst mal von dieser "Malware" befallen, zumindest habe ich die Aufdringlichkeit dieser beschissenen Mentalprogramme am eigenen Leib / Geist gespürt. Ich stand hin und wieder mal in Kontakt mit solchen "Gläubigen", die dieser Malware in sich zumindest vordergründig ihr ganzes Denken opferten. Und diese Menschen brachten mich in Versuchung. – Ja, vielleicht kann nur Jesus Christus mich retten?! Geheiligt sei sein Name! Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen!…

Doch eigentlich bräuchte man nur eine kleine Menge gesunden Menschenverstand, um dieses hochkonzentrierte Destillat aus Bullshit und Nonsense für immer von sich zu weisen.

Ich kritisiere:

– den völlig unreflektierten, dogmatisch übergestülpten und nicht wirklich aus der Erfahrung gewachsenen Glauben an den Glauben (Glaubensglaube); die Annahme, dass jegliche Religion, sich immer nur oder vorrangig um "Glauben" drehen müsse; die Annahme, dass ein geisteskranker Gott den so "gläubigen" Menschen gerne hat und für seinen Glauben belohnt.

– die Folgen dieses oberflächlichen Glaubensglaubens: Selbst-Betrug und innere Spaltung. Denn der Mensch versucht nun, auf Teufel komm raus zu "glauben". Also "glaubt" er, doch meistens gilt dabei: "Wenn Du glaubst, Du glaubst, dann glaubst Du nur, Du glaubst."… Er macht sich was vor. Er betreibt eine Show auf der Oberfläche und schenkt dieser Oberfläche all seine Aufmerksamkeit.

– die zutiefst perverse Gewalbereitschaft der Glaubensreligionen gegen Seele, Psyche und Geist; die Androhung von ewiger Folter, ewiger Qual, ewiger Vernichtung; das Erzeugen eines massiven psychischen Angstdrucks.

– die extreme Widersprüchlichkeit der Glaubenssätze: z.B. in der Art, dass man behauptet, Gott ist barmherzig und voller Liebe, und gleichzeitig, es gäbe eine ewige Hölle, und dieser Gott könne Dich auch schon mal zur Hölle fahren lassen.

– die allgemein Geist lähmende Wirkung von all diesem Mist; so wirkt das Dulden extremster Widersprüche im "Glauben" und unreflektierter Glaubenssätze sich auch schädlich auf die allgemeine Psycho-Hygiene aus; man gewöhnt sich daran, dass man "dreieckige Vierecke" (kognitive Dissonanzen) im Geist mit sich herum schleppt; man hört auf, den Signalen von Konflikt, Widerspruch und Reibung nachzugehen und die damit zusammenhängenden Gedanken zu prüfen; überhaupt prüft man kaum noch etwas selbst, denn es geht ja um "Glauben", da hat "Prüfen" eher einen schweren Stand; man entwickelt keinerlei hohen Ansprüche an die Entwicklung einer eigenen Weisheit.


Es ist kein Wunder, dass die Aufklärung sich das Motto gab: "Habe Mut Dich Deines Verstandes zu bedienen." Und es irgendwie auch kein Wunder, dass die Aufklärung bis heute noch nicht flächendeckend durchgeschlagen ist. Denn so viel Mut haben dann doch nur wenige. Das geistige Gefängnis der Glaubensreligionen ist aufgrund ihrer finsteren und kaum steigerbaren Brutalität eben doch sehr mächtig. Vor allem wenn wir dem eigentlich absurden Szenario ausgesetzt sind, dass große Massen diesen "Religionen" hinterher rennen. Das beeindruckt uns Herdentiere ganz unvermeidlich. Eigentlich sollten wir diese Glaubenskulte in Massen auslachen, doch da das leider noch nicht erreicht ist, ist ihre gefährliche, lähmende Macht noch vorhanden.

Diese Glaubensreligionen kann man meiner Meinung nach auch verantwortlich machen für kulturelle Fehlentwicklungen außerhalb der Kirchen und Religionsgemeinschaften. Sie haben die gesamte menschliche Kultur abwärts gezogen, haben eine geistige Unkultur erschaffen, haben ständig ein schlechtes Beispiel vorgelebt in Bezug auf die Benutzung des eigenen Verstandes, haben Lüge, Selbst-Betrug, Stumpfsinn, Heuchelei, Fanatismus und Oberflächlichkeit vorgelebt. Und all das eben ohne ausgelacht zu werden, es war hof- und salonfähig, und das ist es immernoch.

Wahrscheinlich muss man den Glaubensreligionen sogar in Rechnung stellen, wenigstens anteilig, dass wir bis heute so anfällig für Ideologien sind. Wir verehren viel zu leicht Gedankensysteme, sogar einzelne Gedankenansätze. Ob es um die neueste Ernährungsform geht, die neuesten Erziehungsmethoden, das perfekte politische System, Homöopathie, Impfen, Nationalismus oder Antinationalismus oder sonstwas. Überall finden sich glaubensverrückte, unreife Menschen, die Lust zu haben scheinen, ihren Geist ständig in einen Modus totaler Bejahung oder totaler Verneinung zu werfen. Und nur eine auf Dummheit und "Glauben" dressierte Menschheit war wohl in der Lage, solch überklügelte Gedankengebäude wie den Kommunismus oder Sozialismus anzubeten. (Im Grunde hat man ja nur den "Gott" ausgetauscht, den man angebetet hat.) Man hat die Ignoranz der Wirklichkeit und die Erhabenheit über jeden Zweifel jahrhundertelang geübt und fest in den Gesellschaften verankert; da konnte es einen noch nichtmal erschüttern, dass es einen "antifaschistischen Schutzwall" brauchte, um die eigenen Bürger bei sich zu halten und sie ggf. mit der Schusswaffe an der Republikflucht zu hindern. – Diese Borniertheit, Blindheit und Vernunftwidrigkeit ist gewissermaßen unsere Normalität. Wir brauchen uns gar nicht so sehr darüber wundern, solange unsere geistige Umwelt so voller Schmutz und Finsternis ist und wir uns so nachlässig um geistige Reinigung bemühen. Solange wir diese Glaubenskulte nicht für ihre Dummheit und Absurdität auslachen.

Relevant für das Rechts-Links-Thema und unsere Gesellschaft ist die Sache dann insofern, als dass ich davon ausgehe, dass solche engstirnigen und engherzigen Glaubenskulte nicht förderlich sind für das Gedeihen einer multikulturellen Gesellschaft. Solange die relevanten Religionen einer Gesellschaft in einem Bündel aus Zumutungen bestehen, die das Individuum niederdrücken, verwirren, verängstigen und in seiner Entwicklung behindern, solange wird von diesen Religionen auch immer ein großer Hemmungseffekt ausgehen, was die Bereitschaft zur ethnischen und kulturellen Vermischung angeht. Denn man ist so beladen von so viel Mist in seinem Kopf – da braucht man nicht noch den Kontakt zu Andersgläubigen, denn das macht die Sache ja noch viel komplizierter. Deswegen lebt man lieber unter sich und nebeneinander her – im besten Fall. Häufig verachtet man sich auch gegenseitig für den "falschen Glauben".

Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen und das Multikulti-Projekt, das wir leider schon gestartet haben, erst dann in Gang setzen, sobald die Menschheit ihre Glaubensreligionen gründlich überwunden hat.



Nietzsche, Friedrich, Der Antichrist
http://www.zeno.org/nid/20009257144 :

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Daß der Glaube unter Umständen selig macht, daß Seligkeit aus einer fixen Idee noch nicht eine wahre Idee macht, daß der Glaube keine Berge versetzt, wohl aber Berge hinsetzt, wo es keine gibt: ein flüchtiger Gang durch ein Irrenhaus klärt zur Genüge darüber auf. Nicht freilich einen Priester: denn der leugnet aus Instinkt, daß Krankheit Krankheit, daß Irrenhaus Irrenhaus ist. Das Christentum hat die Krankheit nötig, ungefähr wie das Griechentum einen Überschuß von Gesundheit nötig hat – krank-machen ist die eigentliche Hinterabsicht des ganzen Heilsprozeduren-Systems der Kirche. Und die Kirche selbst – ist sie nicht das katholische Irrenhaus als letztes Ideal? – Die Erde überhaupt als Irrenhaus? – …

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Das Christentum steht auch im Gegensatz zu aller geistigen Wohlgeratenheit – es kann nur die kranke Vernunft als christliche Vernunft brauchen, es nimmt die Partei alles Idiotischen, es spricht den Fluch aus gegen den »Geist« …



George Carlin arbeitet hier in den ersten 1-2 Minuten die größte Absurdität der von Himmel und Hölle redenden Glaubensreligionen heraus:




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