Mittwoch, 12. Juni 2019

Die Sache mit der Meinungsfreiheit, das Ideal "Meinungsfreiheit gilt auch für falsche Meinungen", wird hart auf die Probe gestellt in Anbetracht des Standpunktes, dass Homosexualiät eine Krankheit sei.

Ich gehöre ja zu denen, die auch dies noch als Meinung akzeptieren wollen, obwohl ich ehrlich davon überzeugt bin, dass sie schlicht falsch ist, und obwohl ich mir darüber bewusst bin, dass sie Homosexuellen Schaden zufügen kann. Meine Überzeugung ist übrigens wirklich lebendig in mir und nicht nur "gelernt", artig vom P.C. Mainstream kopiert, wie es wohl die meisten brav moralischen Herdentiere unserer Zeit machen. Ich habe diese Wahrheit "geistig-körperlich geschaut", denn ich habe ein Talent dazu. Vielleicht ist das eine Bi-Neigung in mir, vor allem aber jede Menge Offenheit und Neugier. Ich habe mit schwulen Männern zusammen gesessen und habe spontan ihre "Energiekonfiguration" übernommen (zwei Mal bisher), und da "verstand" ich es plötzlich (d.h. ich war in dem Moment schwul). Der zwischenmenschliche Magnetismus, die "Chemie" zwischen Menschen, ist anscheinend von der Einstellung des "Astralkörpers" oder sowas abhängig. Der Homosexuelle ist hier schlicht anders eingestellt. Das deckt sich auch mit der Selbst-Wahrnehmung eines schwulen Buddhisten, mit dem ich früher regelmäßig zu tun hatte. Er sagte von sich, er sei hier einfach "anders gelagert".

So verstehe ich also beide Seiten gewissermaßen aus der Innenperspektive: Den Hetero, der nicht selten eine Tendenz dazu hat, von Homosexualität angewidert zu sein und darin etwas "Unnatürliches" sucht, der davon zumindest irritiert ist. Und ich verstehe den Homo, der ganz gewiss nicht "unnatürlich" ist, und in keiner Weise "pervers" oder "entartet" oder "abartig". Er ist nur "anders gelagert" und diese andere Erlebniswelt hat durchaus was für sich. Diese andere Einstellung hat mich durchaus fasziniert, auch wenn ich nicht weit und nicht lange mit ihr gegangen bin. (Meine Erfahrung blieb rein geistig; ich habe bisher keine schwulen Handlungen durchgeführt und war noch hetero genug, um in den Momenten der "Schau" auch ein bißchen Angst davor zu haben, jetzt vielleicht für immer schwul werden zu können.)

Argumentativ könnte man dem "Homophoben", der von der Homosexualität als Krankheit überzeugt ist, entgegensetzen, dass er das Homo-Sein noch gar nicht erlebt hat: Wie kann er es beurteilen? Eine Grippe kennt jeder und auch die körperlichen Mißempfindungen, die damit verbunden sind. So kann jeder über Grippe mitreden und ihren Krankheitswert bezeugen. Aber wie kann man etwas Krankheit nennen, bei dem andere einem von Freude, Verzückung und Anziehung berichten? Es ist eben doch eher ein kleingeistiger, faschistoider Gleichschaltungs- und Konformismustrieb, zusammen mit der "natürlichen Irritation" des Heteros, der hier den Homo korrigieren möchte. Oder es liegt zuvorderst an dieser "natürlichen Irritation" des Heteros, teilweise einfach an der Kraft des Ekels, die ihn hier so antreibt, bis hin zur Festlegung, das sei eine Krankheit.

Leben und leben lassen. Auch die Heteros können nichts für ihre Irritation, so wie Homos nichts für ihre Homosexualität können. Es ist jeweils nur ein Folgeprodukt ihrer "Energiekonfiguration". Vielleicht würde es ein bißchen helfen, wenn man nicht ständig von "Sexualität" redet. Meiner Meinung nach ist das zentrale Phänomen hier nicht Sexualität, die ist nur ein nachrangiges Detail, sondern "Magnetismus". Dieses doch sehr wunderliche Phänomen, dass man sich zu manchen Menschen(typen) hingezogen fühlt. Das ist doch zuerst mal: interessant. Vor allem, wenn man es noch allgemeiner betrachtet, in Bezug auf jede mögliche Art von "Magnetismus" (Sympathie, Chemie) zwischen Menschen. Welche Kräfte und Triebe führen uns da genau zusammen oder eben nicht und im Gegenteil? (Welche Rolle spielt z.B. Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit?) Ein Mehr an Toleranz wird vielleicht vor allem dadurch erreicht, dass man mal etwas tiefer über diese Phänomene nachdenkt? Die bloße Forderung nach "Toleranz", die auch schnell mal den reflexhaften Ekel des Heteros verurteilt, scheint mir nicht wirksam genug zu sein. Sie hat keine Tiefenwirkung, sie unterdrückt nur die Intoleranz auf der Oberfläche. Das ist zwar auch schon ein Erfolg, wenn man so will, aber kein besonders großer.

Jens Spahn möchte Konversionstherapien verbieten lassen. – Ich tue mich trotz aller Überzeugung, dass Homos nicht "krank" sind, sehr schwer mit so einem Verbot. Denn es ist ein Verbot, dass eine weltanschauliche Position quasi als verbindlich setzt. Darüber hinaus habe nicht nur ich die Erfahrung gemacht, dass die sogenannte "sexuelle Orientierung" durchaus änderbar ist. Ein schwuler Mann hat im Radio auch schonmal davon berichtet, dass diese Konversionstherapien bei einigen durchaus funktionieren, nur "wird davon in der Regel nichts in den Medien erzählt", aus offensichtlichen Gründen. Am Ende wird sich nur der Name solcher "Therapieangebote" ändern. Man wird sie nicht ganz aus der Welt schaffen können. Vielleicht wäre es sinnvoller, eine Art Beratungspflicht anzuordnen, sodass Homos sich vorher von einer Stelle beraten lassen, die sie nicht mit irgendwelchen mittelalterlichen, konformistischen Vorstellungen bedrängt.

Oben bin ich davon ausgegangen, dass Heteros im allgemeinen eine Tendenz haben, bezüglich Homosexualität Irritation zu empfinden, häufig auch Ekel. Möchte mir hier jemand widersprechen?




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Freitag, 22. Juni 2018

Matthäus 15,21:

Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.
Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält.
Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Befrei sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns her.
Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.
Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir!
Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.
Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.
Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kanaan


Auch, wenn die völkische Gesinnung hier gleich wieder überwunden worden scheint, weil sich Jesus letztlich doch erbarmen lässt. Sie wird nicht grundsätzlich überwunden. Sie wird in dem speziellem Moment nur ausgestochen von einem anderen Ideal. Jesus macht hier keine Kehrtwende zu den Werten der Political Correctness und den Menschenrechten nach heutigem Verständnis.
Aber wollen wir es dem lieben Jesus mal nicht nachtragen. Schließlich kam auch uns das Bewusstsein von den heiligen Menschenrechten erst ca. 2000 Jahre später. Der "Sohn Gottes" kann nichts dafür. Und wahrscheinlich hat selbst Gott die Menschenrechte erst mit unserer Hilfe entdeckt. Wir sind der Segen.




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Sonntag, 4. März 2018

"Deutschland ist ein Einwanderungsland." – Dies ist kein normaler Satz. Dies ist ein Satz, mit dem man sich Zugang zur besseren Gesellschaft verschafft. Er ist eine Bekenntnisübung, Bekenntnisbezeugung, ein Signal der Zugehörigkeit, ein Signal der "Humanität", der höheren Moral, des guten Willens. So will es der Mainstream.

Es geht hier nicht um eine nüchterne Tatsachenbeschreibung. Gemeint ist immer: "Deutschland soll ein Einwanderungsland sein." Und dies sitzt so tief, dass man so tut, als sei es eine unverrückbare Tatsache, ein tiefer Aspekt der Realität, der überhaupt gar nicht zu ändern ist. Daher lässt man das "soll" weg. Als gehe es hier um etwas, das nicht mehr der freien, demokratischen Realitätsgestaltung und dem freien, menschlichen Willen unterliegt. Anscheinend hängt der Mensch bei diesem Thema dem Glauben an, dass es hier um etwas ganz Gewaltiges geht, um eine Entscheidung von so gewaltiger, moralischer Dimension, dass man sich dem Thema gar nicht mehr pragmatisch nähern darf.

Ein Pragmatiker würde an die Sache einfach so herangehen: "Lasst uns doch jedes Jahr von neuem darüber entscheiden, ob (und in welchem Maße und in welcher Weise) wir ein Einwanderungsland sind." Und ihm wäre auch ein Wechsel zwischen den beiden "Gegensätzen" (–) möglich: Das eine Jahr ein Einwanderungsland, das andere Jahr mal kein Einwanderungsland. Vielleicht auch mal ein ganzes Jahrzent von dem einen, dann ein ganzes Jahrzent von dem anderen.

Selbst hauptberufliche Befürworter der Multikulti-Idee geben offen zu, dass es mit der "weiteren Vervielfältigung von Vielfalt" (Özoguz) nicht eine so ganz einfache Sache ist. Und dass es, neben Erfolgen, häufig auch Defizite bei der "Integration" gibt, eben weil sie eine Herausforderung ist (für alle Seiten). – Wäre es daher nicht gut, sich mal eine Pause zu geben, wenigstens geben zu können, gerade wenn man merkt, die Integrationserfolge sind doch recht bescheiden? Haben wir die Türken-Zuwanderung schon gut genug verdaut? (Haben sie uns verdaut?) Sind unsere Neu-Bürger welcher Abstammung auch immer gut integriert und beobachten wir in der Breite eine gesunde Multikulti-Gesellschaft, frei von Diskriminierung und Parallelgesellschaften? – Es ist dabei vollkommen egal, wer an mangelnder Integration schuld ist, ob es "wir Deutschen" sind oder "die anderen". Der Mißstand ist als solcher Grund genug, um auf die Bremse zu treten. Denn der Mißstand ist nicht nur lästig. Er tut mitunter auch richtig weh, mit Opfern auf beiden Seiten. Und selbst eine beständige, untergründig schwelende Frustration ist schlimm genug. Auch ein "mildes" Leiden ist ein Leiden. Wer eine 100kg-Hantel nicht stemmen kann, sollte sich nicht 110kg zumuten. Wieso sollte es nicht möglich sein, nach diesem Prinzip zu handeln?


Vielsagend ist der folgende Ausschnitt aus "hart aber fair" aus dem Jahre 2014. Hier hat mir die AfD noch wesentlich besser gefallen. Bernd Lucke war noch mit an Bord. Die Flüchtlingskrise noch nicht passiert. Und es haben sich auch einige Migranten in dieser Partei engagiert. (Wie der Stand diesbezüglich heute ist, weiß ich nicht.) Die These, dass wir Zuwanderung brauchen, wird erst relativ sachlich und plausibel erhoben, doch dann kommt ein gehöriger Schuss Dogmatismus hinzu, bis hin zu der peinlichen Wortklauberei um "Einwanderung" oder "Zuwanderung" und eben der großen Bekenntnisprüfung an die Adresse von Bernd Lucke: "Sind wir ein Einwanderungsland?" – Hätte er "nein" gesagt, wäre er unten durch gewesen… Man merkt deutlich, wie es keinem gefallen hat, dass er die Prüfung bestanden hat.

https://youtu.be/xhO9lEWUeG0?t=44m21s




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Donnerstag, 15. Februar 2018

"Menschenwürde" / "Die Würde des Menschen": pseudophilosophische Nebelkerze, poetisch romantischer Hollywood-Kitsch, möchtegern-tiefsinnig, letztlich gegenstandslos, irreal, ein Konstrukt ohne Entsprechung in der Realität, ein Propagandabegriff, Populismus – anscheinend erfunden, um sich eine scheinbar gute Grundlage für den "logischen Schluss" auf die Menschenrechte zu schaffen. Ich vermute, das menschliche Bedürfnis nach Selbst-Bestätigung und Objektivierbarkeit durch Logik hat die Verfasser des GG zu diesem Kunstgriff getrieben. Gleichzeitig brauchte man etwas "Feierliches", Nebulöses, auf das man all seine Irrationalität, Unsicherheit und existentielle Unwissenheit abladen konnte. – Hier am Anfang unseres GG also ein bißchen "Religion", ein bißchen "Glauben", ein bißchen Schwärmerei, Verklärung und Irrationalität. Es ist das religiöse Dogma eines ganzen Staates. Das Folgende ist dann wieder Rationalität, Logik, Logos, Rechtsetzung.

Es ist fast amüsant, wie alle Welt auf diesen Zug aufspringt. Es ist immernoch so typisch menschlich, nicht besonders viel selbst zu denken, Kunstbegriffe anzubeten und sich den Gedankenmoden seiner Zeit anzuschließen.

Ich sage, dem Menschen ist weder eine "Mindestwürde" von Natur aus mitgegeben, noch eine Mindestschuld bzw. Sündhaftigkeit.

"Menschenrechte": für mich direkt mit dem Körper fühlbar, in der Bauch- und Torsogegend (zumindest immer dann, wenn ich mit ekelhaften Verstößen gegen die Menschenrechte konfrontiert bin). Ich bin mir sicher, dass dieses Gefühlswissen/Wissensgefühl weitestgehend angeboren ist. (Wahrscheinlich sitzt es direkt im "Geist".) Jedenfalls habe ich hier einen sicheren Stand und so gut wie keine Zweifel. Meine Eltern haben mich in dieser Hinsicht offensichtlich nicht verzogen, und sie mussten mich auch nicht groß erziehen. – Ich brauche also keine Begründung, die es logischerweise so oder so nicht geben kann. Wir befinden uns hier auf der Ur-Ebene. Alle Logik muss irgendwo enden, und sie endet eben hier. Die Menschenrechte gibt es. Basta. Logisch betrachtet reine Willkür, aber mit Substanz im Gefühl.

Ich kritisiere nicht das grunsätzliche Bedürfnis des Menschen nach Religion und nach Sicherheit und nach irgend etwas, an das man "glauben" kann.

Das mit der Feierlichkeit klappt für mich aber sehr viel besser, wenn man es nicht nur auf den Menschen beschränkt. Also, z.B:

"Die Würde Die Heiligkeit (Die Schönheit) der göttlichen Schöpfung ist unantastbar."

Die Selbst-Bezogenheit des Menschen ist zwar verständlich – gerade im Falle Deutschlands mit seinen dunkelsten 12 Jahren und seinen Verbrechen gegen die Menschlichkeit – aber irgendwie auch ein bißchen kleingeistig.

Wer z.B. die Tiere nicht achten kann, übersieht etwas Entscheidendes. Er übersieht Brüder und Schwestern. Er übersieht Kinder. (Und trotzdem bin ich kein Vegetarier, aber ich achte auf's Maß Halten.)

Das Hantieren mit Kunstbegriffen wie das von der "Menschenwürde" kann sich negativ auf den Menschen auswirken. Insbesondere Kunstbegriffe – neben Begriffen im allgemeinen und überhaupt – rauben dem Menschen seine Unmittelbarkeit zur Realität. Wenn der Begriff kein unmittelbares Verständnis / kein unmittelbares Bedeutungsbild im Menschen hervorruft, zieht es den Menschen nicht in sein Gefühl hinein, sondern hinaus. Der Prozess des lebendigen Erkennens wird behindert. Der Geist (der Intellekt) ist zu stark mit seinen Konzepten, Wünschen und Ängsten beschäftigt. Denn der Mensch hat grundsätzlich Angst um seine Begriffe und Glaubenssätze, gerade wenn auf ihnen scheinbar die "Weltordnung" beruht.

Vielleicht überarbeiten wir ja mal §1 GG und befreien uns von dem unnötigen Kitsch. Ich würde es bevorzugen, die "Menschenwürde" zu streichen und stattdessen den Begriff der "Menschlichkeit" zum zentralen Orientierungspunkt zu erheben. Dieser Begriff ist viel näher dran am Denken des einfachen Mannes auf der Straße – für den das GG ja in erster Linie gemacht ist.

Diese "Menschlichkeit" sei also die "Pflicht aller staatlichen Organe". – Doch hüte sich der Staat davor, diese "Menschlichkeit" allzu stark zu normieren! Halte er sich streng aus dem Privatbereich der Menschen hinaus! "Menschlichkeit" ist zu allererst Sache der einfachen Menschen! Es ist ein Menschenrecht, sich Menschlichkeit im Privaten selbst definieren zu dürfen. Und eben dieses Recht sollte vom Staat verteidigt und nicht angegriffen werden!

Das große Irreführende an einem Begriff wie "die Würde des Menschen" ist eben, dass der Begriff "Würde" darin vorkommt.

Kann es sein, dass das leere Gerede von der "Menschenwürde" unseren normalen Begriff von "Würde" stark aus unserem Bewusstsein verdrängt hat? Allein aufgrund der begrifflichen Doppelbelegung leidet die normale (und, wie ich meine, reale) Würde unter dem Luftschloss "Menschenwürde". Das menschliche Bewusstsein und Unterbewusstsein hat sich so sehr daran gewöhnt, nichts wirklich in der Hand zu haben, wenn der Begriff "Würde" fällt, dass die normale Würde praktisch in Vergessenheit geraten ist. Sie wird fast gar nicht mehr "übersetzt" im psychischen Apparat. Zumindest ist sie als Denkmode gerade alles andere als "in". Man legt heute keinen besonderen Wert darauf.

Leben wir nicht in sehr "würdelosen" Zeiten? – Ich nehme es so wahr, dass Ideale wie "Würde" und "Anstand" kaum noch Anhänger haben. Und mit dem noch deutlich stärkeren Begriff der "Ehre" können wir gar nicht mehr umgehen. Wie überlassen ihn fast gänzlich den Rechten der stumpfesten Sorte oder sonstigen primitiv archaischen Kulturen. ("Gott! Ehre! Vaterland!" ist einer ihrer Schlachtrufe – aber wieso nicht auch unserer? Okay, "Gott" und "Vaterland" sind natürlich Ansichtssache…)

Mit der normalen Würde verhält es sich jedenfalls wieder ganz entzückend einfach und pragmatisch! Es gibt hier kein Dogma, dass jeder "die gleiche Menge Würde" hat! (Wie langweilig! Wie mechanisch! Wie starrsinnig und kindisch!) Es gibt hier nur die Taten, die zählen, im Positiven wie im Negativen, und es ist durchaus möglich, ein würdeloses Arschloch zu sein, ein Mensch ohne Würde, zumindest mit herzlich wenig Würde.

Diese normale Würde hat auch die wundervolle Eigenschaft ganz real "unantastbar" zu sein! (Sonst ist damit ja nur "indiskutabel" gemeint…) Es ist in einem Gewaltverbrechen der Täter, der seine eigene Würde beschädigt! Das Opfer erleidet zwar eine tiefe Mißachtung seiner Grundrechte und seines Rechts auf Anerkennung und Respekt – wodurch auch das Selbst-Bewusstsein und das Würde-Empfinden erschüttert werden kann – aber es erleidet nicht wirklich, nicht objektiv, einen Würde-Schaden! (Und dieser Gedanke wirkt auf mich sogar heilsam und tröstend in Hinblick auf die Juden und andere Opfer des Dritten Reiches. An ihrer Würde wurde nichts verbrochen!)

Das menschliche Bewusstsein kann also mit allerlei heeren Begriffen ausgestattet sein – und doch das Wesentlichste verfehlen. Ja, gerade weil man diese heeren Begriffe in seinem Bewusstsein mit sich herum trägt. Das Unmittelbare, die Unmittelbarkeit geht verloren. Letztlich kann es dahin kommen, dass man die Menschlichkeit verfehlt. Dass man sie nicht mehr umittelbar erkennt. Dass man etwas mit einem Nazi gemein hat…

Genau genommen kann auch ein Begriff wie "die Menschlichkeit" schon eine Entfernung von der Unmittelbarkeit bewirken. Dies ist aber letztlich auch ein unvermeidbarer Bestandteil menschlicher Existenz. Begriffe sind eben Begriffe und Erfahrung ist Erfahrung. Eine gewisse Spannung zwischen Realität und Begriffen ist natürlich.

Das Bundesverfassungsgericht entscheidet aller Voraussicht nach dieses Jahr über die Kriminalisierung der Sterbehilfe in der letzten Legislaturperiode. Ich mache mir etwas Sorgen über die Richter: Kennen sie noch Würde? Kennen sie noch Anstand? Haben sie Ehre? Sind sie menschlich? – Im Bundestag hat die Mehrheit diesbezüglich versagt. – Ich würde ihnen gerne zurufen: Vergesst all die Jahre Eures Jura-Studiums! Vergesst all die Begriffe und Konstrukte in Eurem Kopf! Vergesst alle Paragraphen! Schließt die Augen, atmet tief durch, und nehmt Kontakt mit Eurem Mensch-Sein auf. Und urteilt dann erst über richtig und falsch. Und behandelt andere so, wie Ihr selbst behandelt werden wollt.




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Sonntag, 11. Februar 2018

Die Flüchtlingskrise / Völkerwanderung kostet Deutschland X Milliarden im zweistelligen Bereich.

Ein Rechter: "Das Geld hätte man in deutsche Schulen, Krankenhäuser und Pflegeheime stecken können."

Ein Linker: "Deutschland spart derzeit extrem viel Geld durch günstige Kredite am Finanzmarkt. Da kann man sich das locker mal leisten. "

Ein effektiver Altruist: "Hätte man das Geld zur Hilfe im Ausland aufgewandt, hätte man wohl 10 mal so viel Menschen helfen können."

Hans Müller: "Die Hälfte des Geldes in deutsche Schulen und Krankenhäuser! Die andere ins Ausland!" (Hans Müller ist ein Rechter mit Anstand und Sympathien für den effektiven Altruismus…)

Wikipedia – Effektiver Altruismus:

"Der Effektive Altruismus (abgekürzt EA) ist eine Philosophie und soziale Bewegung der frühen 2010er Jahre, die darauf abzielt, die beschränkten Ressourcen Zeit und Geld optimal einzusetzen, um das Leben möglichst vieler empfindungsfähiger Wesen möglichst umfassend zu verbessern. Als Mittel hierzu dienen empirische Erkenntnisse und rationale Argumente.

Effektive Altruisten streben danach, alle bekannten Ursachen und Maßnahmen zu berücksichtigen, um so zu handeln, dass ihr Handeln die größten positiven Auswirkungen hat. Dieser auf Evidenz basierende Ansatz unterscheidet den Effektiven Altruismus vom traditionellen Altruismus oder der klassischen Wohltätigkeit. Zu Befürwortern des Effektiven Altruismus zählen Facebook-Mitgründer Dustin Moskovitz, die Philosophen William MacAskill, Toby Ord, Peter Singer, Thomas Pogge sowie die professionelle Pokerspielerin Liv Boeree."

https://www.2-euro-helfen.de/ (Spenden! Jetzt!)

"Mit 2 Euro im Monat finanzierst du einem Schulkind eine Schuluniform – mit 6 Euro im Monat gleich die ganze Schulgebühr."

Mit 20 Milliarden könnte man demnach 277 Millionen Kindern ein ganzes Schuljahr finanzieren.

Wie schade!

Deutschland hat nur den zweitbesten Weg gewählt…

Schade vor allem für die Menschen, denen nun nicht geholfen wird.




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Donnerstag, 18. Januar 2018

Für den Fall, dass wir dieses Jahr doch nochmal die Ehre haben, an die Wahlurnen gerufen zu werden. Eine Suggestion:

Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.

Ich schreibe dies nicht, weil ich behaupte, dies sei eine einfache, klare Wahrheit.

Ich schreibe dies auch nicht, weil ich will, dass Du dies glaubst.

Ich schreibe dies nur deswegen nieder, um dem Überangebot an entgegengesetzten Suggestivbotschaften im öffentlichen Raum eine entsprechende Gegenkraft beizufügen.

Auf dass sich Kraft und Gegenkraft aufhebt, und sich auch schwache, beeinflussbare Geister wieder auf die eigene Meinung besinnen können. Dann könnte man mal ganz unvoreingenommen zum AfD-Programm greifen und schauen, was einem dort gefällt und was nicht. Frei von moralischen Verboten, subtiler Verkrampftheit, sonstigem irrationalen, psychischen Druck und sozial programmierter Voreingenommenheit.

Wir kennen in unserer Demokratie das Prinzip der geheimen Wahl, weil wir um die Schwäche und Beeinflussbarkeit des Individuums wissen. Und weil wir um den häßlichen Trieb des Menschen zur Übergriffigkeit wissen.

Was uns in diesem Bewusstsein noch fehlt, ist das ausdrückliche Prinzip und der Wille zum Verzicht auf Suggestionen. Denn uns fehlt grundsätzlich die Disziplin zu einer inneren Sauberkeit und – damit zusammenhängend – zur Fairness im Umgang miteinander. Stattdessen bedrängen wir uns ständig gegenseitig, sind übergriffig und wollen die Bewusstseinsinhalte und das Verhalten unserer Mitmenschen auf ziemlich grobe Art und Weise bestimmen. Und meistens geschieht das deswegen, weil auch unser Kopf nicht wirklich uns gehört. Es herrscht ein kleiner Krieg in uns und unter uns.

Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.

Hinweise zur Benutzung:

Man spreche den Satz ohne jeglichen Glaubenszwang. Die Absicht zum Andersglauben ist nicht notwendig. Man spreche ihn also immer wieder aus und lasse alles hochkommen, was hochkommt. Wenn sich jedes Mal eine Gegenstimme meldet, die sagt "Nein, es ist nicht okay!", ist das kein Problem. Man spreche unbeirrt weiter, ohne jegliche Wertung von Stimme oder Gegenstimme. Wenn sich auf die Dauer nichts ändert, dann lasse man davon ab. Möglicherweise aber passiert auch ein plötzliches Umschlagen der vorgefassten Meinung.

Falls der Satz überhaupt nicht mit dem eigenen Gefühl kompatibel ist, kann man auch den Versuch machen, ihn anzupassen, die Formulierung etwas zu variieren.

Es ist exakt diese Phänomenlage, die der erste und vielleicht einzige Grund ist, dass ich so einen Blog hier verzapfe.

Ich bin, wie gesagt, empfindlich, wannimmer es um die innere und äußere Freiheit des Menschen geht. Und ich bin empfindlich, wenn es um die Ehrlichkeit des Menschen und das Einlösen von Versprechen geht. Ehrlichkeit, Zu-seinem-Wort-Stehen und Demokratie sind für mich immernoch Ideale. Da ich das Versprechen der "Demokratie" (das Etikett, die Behauptung) immernoch einigermaßen ernst nehme (naiverweise?), bin ich also leicht zu triggern, wenn ich Kräfte bemerke, die der Demokratie entgegen wirken.

Eine Demokratie ist aber immer nur so gut realisiert, wie auch der einzelne Mensch in ihr das notwendige Maß von Mündigkeit / geistiger Reife und Selbstständigkeit aufweist. Wenn große Teile der Bevölkerung unter dem Druck einer Ideologie oder einzelner, wahnhafter Ideen stehen, ist es mit der Demokratie nicht weit her. Denn dann ist die "freie Wahl" an der Urne meistens nicht mehr wirklich frei. (Hier ließe sich natürlich auch die grundsätzliche Frage aufwerfen, inwieweit der Mensch von heute überhaupt schon reif für die Demokratie ist. Und diese Frage ließe sich vielleicht genauso gut bejahen wie verneinen.)

Im gleichen Sinne hilft auch keine Glaubensfreiheit, die vorrangig auf dem Papier existiert: Es gibt in der Tat immernoch Menschen unter uns, die noch Mitglied in einer der großen Kirchen sind, weil sie sich einfach nicht trauen, auszutreten! Es sollte uns unglaublich in den Ohren klirren, dass so etwas sich immernoch unter "Erwachsenen" ereignet. Es sollte Lachen oder Erstaunen oder völlige Konsterniertheit erzeugen. Aber es ist immernoch zu normal für uns. Immernoch wirkt der eigentlich kindische Glaube an Himmel und Hölle in vielen unserer Gehirne. (Es gibt nicht wenige Kopftuchträgerinnen, die ihr Kopftuch nicht ablegen können – aus Angst vor Allah, aus Angst vor den Gott-Konzepten, die man ihnen eingetrichtert hat.)

Muss ich den ungeheuren Druck erläutern, der bezüglich der AfD vom Mainstream her erzeugt wurde?

Würdest Du Dich auch nur trauen, Dein Kreuz bei der AfD zu machen? Und dann öffentlich dazu stehen?

Könntest Du mit einem Freund, der AfD gewählt hat, in der U-Bahn sitzen und offen mit ihm über Politik und seine Wahlentscheidung reden? Oder würdest Du lieber als jemand dastehen, der keine AfD-Wähler persönlich kennt? Wäre es Dir peinlich? Und würdest Du vielleicht sogar befürchten, Pöbeleien ausgesetzt zu sein?

Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.
Es ist vollkommen okay, die AfD zu wählen.

 




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Dienstag, 29. August 2017

Da ist er wieder: Einer dieser Momente, in denen ich mich frage, ob die Welt verrückt ist, oder ob ich es bin. Und ich bin ziemlich sicher, dass es doch eher die Welt ist. Oder nicht die ganze Welt. Nur ein Teil davon – unter ihnen auch viele "Journalisten"...

Da bringt die Welt (Autor: Matthias Heine) doch in der Tat einen eigenen Artikel zu der Frage heraus, ob "entsorgen" ein Nazi-Wort sei...

welt.de: Ist Gaulands 'entsorgen' wirklich ein Naziwort?

Was kann man hierzu noch sagen?

Nur so viel: Das Wort "Wortschatz" gehört zu den schönsten Schöpfungen der deutschen Sprache. – Weil es ein Wort voller Wahrheit ist. Worte sind Schätze. Wer das nicht versteht, ist ein Dummkopf. Wer ein Wort verbieten oder verdrängen will, der ist in der Pflicht für gleichwertigen Ersatz zu sorgen. Und wenn dies nicht gelingt, muss von jeglichen Verdrängungsabsichten Abstand genommen werden. Worte sind so elementar für den Menschen, dass es auch egal sein muss, von wem oder was sie her stammen. Sie sind Ausdruckswerkzeuge. Nicht mehr und nicht weniger! Und wie begrenzt ist der menschliche Ausdruck doch so oder so schon! Wie sehr ringt man häufig mit der Sprache, um genau "ins Schwarze" zu treffen.

Man verbietet oder schmäht Worte ebenso wenig wie man dem Maler seine Farben verbietet.

Das ist für mich eben auch eine moralische Norm. Und hier bin ich Moralist von schlimmster Sorte: D.h. ich will Dir ganz bewusst und berechnend ein schlechtes Gewissen machen, wenn Du nicht nach meiner Norm handelst. Du bist für mich ein "böser Mensch", wenn Du anders handelst. Einen, den ich auf den Mond schießen will – wenn ich gnädig bin: normalerweise droht Dir Schlimmeres.

Und so kriege ich die Krätze, wenn ich nur jemanden die Frage stellen höre, ob dieses oder jenes Wort ein "Naziwort" ist. Ich habe obigen Artikel noch nichtmal gelesen. Ich habe aber mir Schrecken wahrgenommen, dass der Artikel dort sogar in der Rubrik "Kultur" gelistet ist.




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Sonntag, 27. August 2017

Hat es je der Satz "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert!" in Ihr Gehirn geschafft?

In einem Maße, dass Sie sich innerlich der Verpflichtung verschrieben haben, einen Pfennig auch immer aufzuheben, wenn Sie einen auf der Straße liegen sehen?

In einem Maße, dass Sie sogar ein schlechtes Gewissen befallen kann, wenn Sie es einmal nicht tun?

Wenn ja, dann gehören Sie vermutlich zur Mehrheit in unserer Gesellschaft. Oder auch nicht, vielleicht leben ja gar nicht so viele unter der Herrschaft dieses Leitgedanken. Aber in jedem Fall gehören Sie zu der Mehrheit in unserer Gesellschaft, die irgendwie total anfällig ist für – unbegründeten, ungeprüften Scheiß jeder Art.

(Zugegeben: Das meiste davon saugen wir schon als Kinder auf. Insofern ist uns nicht alle Schuld zuzurechnen. – Aber die Vernunftfilter, die wir uns als Erwachsene aufgebaut haben, sind häufig auch sehr mangelhaft.)

Der Wert eines Cents lässt sich ungefähr auf eine Kugel Eis alle 120 Cents festlegen. Wer 120x am Tag einen Cent findet, kann sich dann ein Eis kaufen. Ein Cent ist 1/120 Eis wert.

Welche objektiven Gründe gibt es also zu sagen "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert"?

Es bleiben in jedem Fall nur "prinzipielle Gründe". Aber sind diese Prinzipien auch genau geprüft? Und sind es wirklich die unseren? Und welchen Grund gibt es wirklich für den Schluss von: "Du achtet diese paar Cent nicht" zu: "Du achtest Geld insgesamt nicht!"?

Und geht es nicht auch ganz allgemein etwas sachlicher, freier? Ohne eine starre Regel, die nur ein ganz bestimmtes Verhalten als zulässige Form der Wertschätzung anerkennt? Mit Raum für die persönliche Eigenart eines jeden?

Der eine drückt seine Wertschätzung auf die eine Weise aus, der andere auf eine andere...

...

Eine Stimme hat bei 30 Millionen Stimmenabgaben ein Gewicht von 1/30 000 000. Das entspricht einem Prozentwert von 0,000003333 %. Man braucht 300 000 Einzelstimmen, um einen Prozentpunkt Unterschied auszumachen.

...

Ich war schonmal nicht wählen, genauso wie ich mich schonmal nicht für ein paar Cents gebückt habe. Die Gründe waren jeweils die gleichen: Ich war gerade in Eile.




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Dienstag, 8. August 2017
Ich bin letztlich kein Immoralist. Auch wenn ich es auf philosophischer Ebene immer wieder versuche und die Grundannahmen der "Moral" lustvoll in Frage stelle – auf pragmatischer Ebene bin ich Moralist. Es gibt für mich gut und böse, richtig und falsch, besser und schlechter. Und ich formuliere Ansprüche daraus, sowohl an mich selbst als auch an andere.

Aber woran liegt es nur, dass das Wort "Moral" trotzdem einen so faden Beigeschmack hat? Ein Selbstbekenntnis zum "Moralisten" fühlt sich fast wie ein Bekenntnis zum Onanisten an. Nur mit dem Unterschied, dass ich letzteren für harmloser halte (auch für anständiger...) und er mir weit sympathischer ist.

Der Konflikt liegt vielleicht "nur" im Reich der Sprache. Wenn ich z.B. von mir sage, dass ich ein "Mann mit Prinzipien" bin – was im Grunde das gleiche meint –, dann klingt das schon wieder ganz anders. Oder wenn ich sage, dass "gut und böse" für mich existieren, dann muss man deswegen auch nicht gleich das Wort "Moral" auspacken. Ebenso "Haltung beweisen", oder "seiner Verantwortlichkeit gerecht werden" – sogar das Wörtchen "Anstand" und eine entsprechende Forderung danach ist mir nicht so unangenehm wie das Wort "Moral".

Der Grund für mein Unbehagen ist wohl dieser: Der Geltungsanspruch der Moral ist in der Regel ein absoluter. Die "Prinzipien" sind hier ausgehärtet, erkaltet, fertig, unpersönlich, "objektiv" – und eben verbindlich. Und Moral kennt keine Toleranzen, zumindest tut sie sich sehr schwer damit. In der Moral schwingt auch der Grundkonflikt zwischen Individuum und Kollektiv mit: Wieviel Normung und Einmischung in das Privatleben des Einzelnen darf sich das Kollektiv erlauben? (Z.B.: Welche Drogen erlaubt die Gesellschaft?) – Eine zentrale Frage für die Politik und jede Gesellschaftsgestaltung. Und eine Frage, die wiederrum eine moralische ist... Moral steht hier potentiell in ihrer eigenen Schusslinie. Das Setzen von (zuviel) Moral kann auch amoralisch sein.

...

Ich halte es für moralischer, Rindfleisch zu essen anstatt z.B. Hühnerfleisch. Ganz einfach deswegen, weil beim Rind pro gequälter Tierseele mehr Kg an Fleisch abfällt. So müssen weit weniger Seelen gequält werden, um eine Gemeinschaft von Menschen zu ernähren. (Gehen wir perverserweise mal davon aus, dass nicht-artgerechte und qualvolle Massentierhaltung zum jetzigen Zeitpunkt die noch unvermeidliche Norm ist.)



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