Es ist vielleicht nichts offensichtlicher. Und doch ist es gerade deshalb manchmal schwer zu erkennen. Wir sind psychisch gestört. Alle miteinander.
Ich nehme mich hier ausdrücklich nicht aus und ich sage dies nicht aus einer "rechten Arroganz" heraus, primär an die Linken gerichtet. Ich bin zwar schon der Meinung, dass die Linke einen ganz gehörigen Haufen von nur ihnen eigenen Phobien und Irrtümern zu bearbeiten hat – vor allem die Phobien vor "rechts" und vor den Konzepten "Nation", "Rasse", "Volk", "Kollektiv" und "Faschismus" –, aber im Großen und Ganzen nehmen wir uns alle nicht viel. Die Linke hat historisch betrachtet ja auch ihre guten Gründe für ihre Phobien, zumindest scheinbar.
Es befindet sich eine Art Krebsgeschwür in unserer "Seele" oder im (kollektiven) "Bewusstsein". Eine negative Programmierung, eine auf Negativität ausgerichtete Denkmode, ein dunkler Fleck, der uns auf mehrere Arten und Weisen angreift. Als hätte man uns einen Dämon ins Hirn gesetzt, der uns mit Teufelslist stetig zu schwächen versucht. Wir haben ihn uns selbst ins Hirn gesetzt. Wir haben nicht konsequent genug gedacht, nicht tief genug gedacht. Und dann haben wir uns von unseren Ängsten besiegen lassen. So haben wir ihn erschaffen. – Wir haben vielleicht auch Angst vor uns selbst? Vor der Bestie in uns. Vor dem Menschen an sich und wozu er fähig ist.
Dieser dunkle Fleck ist ein Meister von Verführung zur Selbst-Verneinung. Er wechselt stetig die Taktik, um nicht angreifbar zu sein, um unsichtbar zu bleiben. Er leugnet seine Existenz, seine Aggressivität, seine verheerende Wirkung. Mal tut er so, als würde er die Selbst-Bejahung bis zu einem gewissen Grad erlauben. Dann wieder leugnet er, dass eine Selbst-Bejahung überhaupt möglich ist. Dann wieder ist er offen anti-deutsch und offen selbst-zerstörerisch. Hauptsache, es kommt am Ende ein genügend starkes "Nein" zum eigenen Sein heraus. Der dunkle Fleck glaubt und behauptet, dies sei "moralisch" geboten. Selbst-Verneinung, Selbst-Leugnung, Selbst-Zerstörung als gute, richtige und gebotene Tat. Gerne auch als Intellektuellensport: De-Konstruktivismus.
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Ich entgegne: Eine Selbst-Bejahung ist IMMER gesund und gut und schön. Auch, wenn sie im Kontext "konstruierter Identität" geschieht, die letztlich "Illusion" sein mag. Es ist egal. Sobald nur ein Fitzel dieser Identität wahrhaft geglaubt ist, sollte man sich mit diesem Teil auch selbst bejahen können. In der Regel wird das Gute in einem so mehr gefördert als dass man die Bestie in einem durch Selbst-Verleugnung unter Kontrolle bringt.
Woher ich die Sicherheit nehme, so etwas zu sagen, weiß ich selbst nicht. Vielleicht bin ich mir auch gar nicht so sicher. Vielleicht wehre ich mich auch nur instinktiv gegen den dunklen Fleck in mir und setze ihm eine Gedankenmalerei entgegen. Aber ich bin mir sicher, dass ich diesen Weg gehen will. Er fühlt sich besser an.
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Ich habe überhaupt gar kein Problem mit Leuten, die einfach nur keine Lust mehr haben, sich mit der Idee "Deutscher" zu identifizieren. Wenn die Idee für sie einfach leer ist und leer bleibt, dann bitteschön. Seid einfach nur "Mensch" oder "Kosmopolit", "Weltbürger", "Bruder", "Schwester", "Gotteskind" oder völlig namenlos… und erfreut Euch daran. Aber anderen die Suppe "Deutscher" madig machen zu wollen, ja ihnen hinein zu spucken, ist nicht sehr höflich. Es ist zum Kotzen übergriffig. Ich sage, das ist unmoralisch.
Lediglich als Reaktion auf eine rechte Übergriffigkeit kann ich einem solchen Treiben Verständnis abgewinnen. Historisch betrachtet waren Nationen ja auch nicht gerade zimperlich bei ihrem Zugriff auf das Individuum. Und auch heute noch gibt es viele Beispiele für Nationen, die sich weit über alle Maßen übergriffig verhalten: Sie verlangen von "ihren" Bürgern z.B. eine Wehrpflicht ab. Sie verlangen mitunter sogar einen Einsatz für die Nation bis in den Tod. Hiergegen auf die Barrikaden zu gehen und mit allen möglichen materiellen und geistigen Waffen zu "schießen", befürworte ich absolut. – Mein größtes inhaltliches Problem mit der AfD – gemessen am Parteiprogramm – ist vielleicht, dass sie die Wehrpflicht wieder einführen will. Das ist aus meiner Sicht ein übergriffiger Nationalismus, der nicht mehr in unsere Zeit passt. Ein Gemeinwesen sollte nach meinem Verständnis grundsätzlich immer nur so übergriffig sein, wie unbedingt nötig. Und so sehe ich das Maximalmaß bereits erschöpft, wenn ein Staat Steuern von "seinen" Bürgern verlangt. Man sollte Fußballer auch nicht dazu zwingen oder nur drängen, die Nationalhymne zu singen. Das ist affig und bescheuert. (Nur: Es ist schon irgendwie auffällig und schade, wenn ausgerechnet alle mit Migrationshintergrund nicht mitsingen. Das sollte uns zu denken geben.)
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Vielleicht geht es mir am Ende sogar nur um die Freiheit, sich nach Belieben ein Konzept von "deutsch" und "deutschem Volk" zu machen. Die Freiheit, die eben auch eine Freiheit des Individuums ist, mache ich niemandem streitig und ich verlange auch von jedem anderen, dass man sie mir nicht streitig macht. Mein Deutsch-Sein ist mir weit weniger wichtig als die Freiheit zum Deutsch-Sein. Doch wenn man mir dies nehmen will oder mir unter Moralmißbrauch in mein Selbst-Verständnis einengend hineinredet, dann wehre ich mich.
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Vielleicht bin ich aber auch nur ein zu guter Mensch, eine zu gute Seele. Und vielleicht bin ich zu naiv, wenn ich meine guten Eigenschaften auf die breite Masse übertrage. Ich bin kein Heiliger, weiß Gott, aber ich sehe schlichtweg nicht ein Milligramm Aggressivität und Erhöhungsbedürfnis gegenüber anderen Nationen in mir, wenn ich mich als "Deutscher" selbst bejahe. Ich bin beim Fußball auch immer ganz leicht zu trösten, wenn "wir" verlieren: Freuen sich doch die anderen, das andere Volk! Ich gönne es ihnen von Herzen. Ich habe es Korea gegönnt… Was für eine Party müssen die gefeiert haben! Ich freue mich jetzt noch einmal mit ihnen. (In Wahrheit ist Verlieren ja eigentlich das größere Glück. Denn die Chance zum seelischem Wachstum ist hier viel größer.)
Gibt es heute noch zu viele Seelen, bei denen die nationale Idee immer zu einer negativen Dynamik führt? Die von einer möglichen Kollektivdynamik allzu leicht berauscht werden? Die dann so nach einem Beweis und einem Ausdruck dieser rauschhaften Kraft gieren, dass sie sich sogar nach einem Krieg sehnen? Müssen wir wirklich so extrem vorsichtig sein, wie es einige Linke offenbar glauben? Heute bejahen wir uns selbst ganz unschuldig als Deutsche – und morgen fordern wie die "besetzten Gebiete" von Polen zurück und steuern auf einen Krieg zu? Ich glaube es eben nicht, bin aber bereit, Vorsicht walten zu lassen. Ich möchte keine "deutschen Gebiete" zurück. In Angesicht deutscher Verbrechen ist es nur fair, Gebiete verloren zu haben.
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Man kann sich übrigens auch auf humorvolle, selbstironische Weise selbst bejahen. Vielleicht wäre das ein Kompromiß für all die Deutsch-Muffel. Ich schlage vor, wir geben uns eine neue Nationalhymne: "I've been looking for freedom" von David Hasselhof. Ich bin sicher, er gibt uns die Rechte dazu. Rammstein wäre für mich persönlich auch eine Alternative. Diese Band transzendiert sogar den Faschismus – und eine Nation, die Headbangig kann, ist eine gesunde Nation. Da machen dann bestimmt auch alle mit Migrationshintergrund mit.
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Der Unterschied zwischen Vernunft und Wahnsinn liegt häufig nur in der Übertreibung einer Sache, einer Ansicht, eines Wunsches, einer Überzeugung. Die Übertreibung kann fahrlässig geschehen, aus purer Dummheit und Unerfahrenheit im Denken, aus einem fehlenden Bewusstsein für das Prinzip des "Wegs der Mitte" (Buddha) und die Rolle der richtigen Betonung einer "Wahrheit" (nur in ihrer richtigen Betonung ist die Wahrheit auch eine Wahrheit). Oder sie kann aus einer Angststörung, irgend einem emotionalen Krampf, her rühren, sodass man etwas für ganz unbedingt wichtig hält, obwohl es das eigentlich gar nicht ist.
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Ich schlage vor, dass wir uns alle bis aus weiteres in Therapie begeben. Vielleicht sollten wir die Schar von Journalisten, Politik-Experten, Moderatoren, Politikern, etc. in der öffentlichen Diskussion mal komplett beiseite schieben und durch psychologische Psychotherapeuten und Philosophen ersetzen. Und wir sollten viele Kleingruppen bilden. Und natürlich Einzelsitzungen nehmen. Über Gefühle, Ängste, Wünsche und Glaubenssätze reden. Sowohl die Linken als auch die Rechten.
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https://twitter.com/Spessart2/status/1062975568386408449
(siehe auch Bild im Tweet)
Frage an alle Fans des Großen Austausches: Sieht so Vielfalt aus? Das Bild stammt aus Savile Town in Yorkshire (wer erinnert sich an „Der Doktor und das liebe Vieh“?). 43 von 5,000 Einwohnern sind Engländer: Sharia-Gerichte, Vollverschleierung,Kinderehe,FGM. Bunt. Diversity. Ende…
en.wikipedia.org: Savile_Town
Savile Town is perhaps most famous for its role in the British Muslim community and has experienced significant white flight, with the 2011 census recording a 93% Asian Muslim population and experiencing significant economic decline.https://en.wikipedia.org/wiki/White_flight
https://www.dailymail.co.uk/...-no-white-residents.html
a detailed breakdown of the last census of 2011 recorded that only 48 of the 4,033 people living here were white British.
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Ich gehe davon aus, dass wir die Informationen zur Täterherkunft auch nur deswegen bekommen, weil die Medien in den letzten Jahren konsequent von rechter Seite unter Druck gesetzt wurden. Weiterhin gehe ich davon aus, dass wir immernoch nicht die volle Wahrheit serviert bekommen, sondern nur ab und zu, vorzugsweise in Fällen, in denen sie so oder so nicht mehr leugbar ist, z.B. weil das Verbrechen aufgrund seiner Grausamkeit ohnehin unter genauer öffentlicher Beobachtung steht.
Doch selbst diese nur graduelle Annäherung an eine "vollständige Ehrlichkeit" erzeugt in mir bereits eine gewisse Besänftigung (und nicht mehr Hass! nicht mehr Hass auf Syrer!). Sollte ich eine repräsentative rechte Seele sein, so kann ich schonmal das beruhigende Feedback geben, dass auch diese graduelle Annäherung an die Wahrheit schonmal fruchtet. Wahrheit ist für mich so ein tiefes Grundbedürfnis. Ich will sie immer und in jedem Fall. Egal, ob sie schön oder häßlich ist.
Das grundsätzliche Interesse an der Täterherkunft ist dabei etwas paradox, denn zum Teil entsteht es erst dadurch, dass man es tendenziell nicht bedienen will und als eine Art "böses Interesse" hinstellt. Da erwacht es dann erst recht und es gibt keinen anderen Ausweg mehr aus diesem Verlangen als es umfassend und ohne jede Schonung zu bedienen. Und natürlich kann auch der Verdacht aufkommen, dass, wenn etwas "verheimlicht" oder zurückgehalten wird, es dafür ja auch einen Grund geben muss. Und dann gibt es einfach auch eine Sachebene: Es gibt aufgrund der erlebten Historie – in meinem Fall auch aufgrund eigener Berliner Erfahrungen – einen berechtigten Anfangsverdacht, dass Migranten/Flüchtlinge (graduell) krimineller sind. Und überall wo ein Anfangsverdacht besteht, muss man auch ermitteln bzw. Informationen sammeln dürfen – und überhaupt: sich interessieren dürfen. Das ist letztlich wie mit allem anderen auch. Wenn z.B. der Anfangsverdacht besteht, dass Frauen weniger verdienen als Männer, dann hat ja auch niemand was gegen genauere statistische Untersuchungen und Interesse.
Ich habe auch ein anderes Interesse und eine andere Frage: Nämlich die nach der Schmerzgrenze von Linken und von Gutmenschen. Wie viele Kapitalverbrechen braucht es, um beim linken Gutmensch irgendwann den Geduldsfaden reißen zu lassen? Natürlich nicht so, dass er sagt "Alle Ausländer raus!" – das sagen ja noch nichtmal Rechte mit einem gewissen Mindestanstand –, aber so, dass er sagt: "Angela, Du hast einen schweren Fehler gemacht! Und Du hast wohl auch Deinen Amtseid gebrochen. Das ist nicht mehr verantwortbar und steht in keinem Verhältnis, was Du an Leid über dieses Land gebracht hast. Für ein Handeln, das nur vermeintlich moralisch notwendig und alternativlos gewesen ist." Noch ist die Schmerzgrenze wohl nicht erreicht. Ich stelle die Frage dann wieder beim nächsten Kapitalverbrechen. Also hoffentlich nie mehr, aber das dachte ich bei Chemnitz auch schon.
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- Es gibt in den Streitereien zwischen "Rechts" und "Links" kein Maß und keine Mitte. Bzw. viel zu wenig davon. Dies hat auch damit zu tun, dass der Mensch immernoch unter einem allgemeinen (Selbst-)Überforderungsyndrom unter der Moral leidet. Er steht auf Kriegsfuß mit dieser, hat ein grundsätzlich gestörtes Verhältnis zur Moral und zur bedrohlich wirkenden Gut-Böse-Dualität. Er kennt nur Himmel oder Hölle, Jesus Christus oder Hitler, die totale Selbst-Aufgabe oder den totalen Egoismus. Eine gesunde Mitte kennt er nicht. "Ein bißchen gut" gibt es für ihn nicht. Er ist es zumindest nicht gewohnt, in solchen Abstufungen zu denken. Jesus Christus, sein vorgelebtes Opfer, seine Maximalmoral und seine extreme Definition von Gut-Sein hat hieran sicherlich auch seinen Anteil. Der Mensch denkt lieber in Extremen und alles, was moralisch assoziiert ist, wird leicht ins Extreme getrieben. So läuft das Nicht-Diskriminierungsideal in der Hand von hochidealistischen Linken letztlich auf die Forderung hinaus, alle Staaten und Nationen abzuschaffen, denn schon die Staatsangehörigkeit ist für sie eine Diskriminierung. Und so gibt es in ihrem Denken z.B. auch keine Möglichkeit, Multikulti zu dosieren und nur "ein bißchen Multikulti" zu wählen. Es gibt nur bunt oder braun, Vielfalt oder Einfalt. Liebe oder Hass. Zustimmung oder totale Opposition. Sogar ein "Ja, aber… " ist verpönt. Ein leiser Zweifel oder Einwand ist nicht genug Zustimmung. Und bereits die bloße Wir-Bildung, die Unterteilung in ein "Wir" und "die anderen", trifft der Rassismusvorwurf. – Das sind alles sehr extreme, wenn man so will, extremistische, in jedem Fall fragwürdige Positionen, die keine Mitte und kein Maß erlauben.
- Ich glaube der Mensch ist auf tiefster Ebene gut. Daher gelingt es mir auch, mich meinen Phobien zu stellen und im Denken trotzdem die Wege zu gehen, die von irgendwo her in meinem Bewusstsein als "gefährlich" gebranntmarkt werden. Ich glaube an die Legitimität aller einfachen, elementaren Wünsche im menschlichen Bewusstsein. Wie z.B. der Wunsch nach einem homogenen Volkskörper oder auch der Wunsch nach einer Portion Himbeereis. Wo einem elementaren Wunsch ein aggressiv moralisches "Nein!" entgegengesetzt wird, ist der Mensch immer ein wenig irritiert. Er versteht es nicht.
- Die allerwenigsten haben tiefen Respekt vor dem Geist des anderen, weil es grundsätzlich noch keinen tiefen Respekt vor dem Geist gibt. Man hat auch die Würde des eigenen Geistes noch nicht entdeckt. (Aber man schwafelt gerne von der Würde des Menschen.) Was? Wie? Mein Geist hat Würde?
- Einer der Gründe für diesen Mangel an Respekt vor dem Geist ist: Der Mensch ist immernoch vom durch die Glaubensreligionen in die Welt gesetzten Glaubensideal bzw. Glaubensglauben vergiftet. Daher dieses fast überall zu beobachtende wilde Greifen nach ideologischen Prämissen und sonstigen Mentalfixierungen, nach "Glauben", oder was man dafür hält. Selbst, wer nicht religiös ist, bekommt etwas davon ab, weil er ständig mit einer Gesellschaft in Kontakt steht, in der es überhaupt nicht als verächtlich oder peinlich gilt, mit Eifer einerseits und Ignoranz andererseits den größten Scheiß zu glauben. Nein, es ist sogar normal, sogar ein Ideal. Man konnte so bisher noch kein Schamgefühl bezüglich ideologischer Befangenheit und Realitätsverlust entwickeln und man geht mit Gedanken und "Wahrheit" teilweise um wie mit Kleidungsstücken. Man wählt sie aus je nach Mode des Zeitgeists und dem "letzten Schrei" in der Gesellschaft. Man trägt, was andere tragen. Oder man stellt sich absichtlich dagegen und ist "Punk" oder sonstiger exzentrischer Individualist mit einer ganz "eigenen" Mischung absonderlicher Gedanken. Die wenigsten streben in Reinheit nach den wahreren, teils unspektakuläreren Gedanken. Der Glaube an Wahrheit ist oft auch grundsätzlich gestört. Die Existenz von Wahrheit wird unter Hobbyphilosophen gerne verneint und verkompliziert. – Weniger (künstlicher) Glaubensglaube, mehr (natürlicher) Wahrheitsglaube sollte zur Gesundung beitragen. – In all dieser Grobheit konnte bisher nur wenig Feinheit und Ausgeglichenheit gedeihen.
- Die freie Wir-Bildung ist ein Elementarrecht des Ichs, des Geistes. Ein Wir-Bewusstsein ist immer unschuldig, egal wie oberflächlich es orientiert ist, solange es erstmal nur um das Wir-Bewusstsein und Wir-Erleben geht. Folglich ist auch ein "völkisches Wir-Bewusstsein" absolut unschuldig.
- Man beachte, wie der auf Hyperkorrektheit bedachte Mainstream, der ein "völkisches Wir-Bewusstsein" unbedingt verhindern will – sich also massiv in das gruppenbezogene Identitätsverhalten des Individuums einmischt –, keinerlei hohe Ansprüche an das ich-bezogene Identitätsverhalten des Einzelnen richtet und auch keinerlei grundsätzlichen Forderungen an die Menschenwahrnehmung stellt. Für das berühmte Ideal "innere Werte" interessiert sich dieser Mainstream nicht. Nicht wirklich. Nicht genug. Germany's Next Top Model erzeugt bei zu wenigen Menschen Schamgefühle, Herzschmerzen und Kopfschütteln. Man darf heute oberflächlich genug sein, um sich für einen Pickel im Gesicht zu schämen, nur nach "hübschen" Frauern/Männern Ausschau zu halten oder sich würdelose Castingshows im Fernsehen anzugucken – aber nicht, um eine völkisch homogene Gesellschaft zu mögen und erhalten zu wollen. Dieser Kontrast "schreit zum Himmel" und ist ein Zeichen von Unehrlichkeit und inkonsistentem Bewusstsein. In diesem Sinne ist der Anti-Rassismus unehrlich, ein Witz, eine antrainierte Moraldressur ohne jede Tiefe aber mit jeder Menge Willkür, Angst und Neurose.
- Das kulturelle, geistige Niveau des heutigen Menschen ist allgemein ziemlich niedrig. Und gerade Multikulti verlangt eine gewisse geistige Mindesthöhe aller Beteiligten, verlangt ein Mindestmaß Kultiviertheit, ausreichende Kulturstufe. Mal ganz abgesehen von einem Willen zu - und Lust auf - Multikulti. Was von alledem in der Realität unserer Gesellschaft anzutreffen ist, ist möglicherweise aber nicht ausreichend? Es macht nicht jeder freiwillig und voller Begeisterung mit und das kulturelle Niveau ist in allen beteiligten Lagern lausig. Wo ist unsere Geduld, Anstand, Bescheidenheit, Reinheit…? Wir sind kaum genügend zivilisiert, um uns anständig zu streiten und uns dabei nicht auf die Fresse zu hauen. – Wieso braucht es Polizisten, um Demonstranten und Gegen-Demonstranten auseinander zu halten? Wieso kann der "Kampf" nicht zivilisiert an der Wahlurne ausgetragen werden? Wieso versucht man sich gegenseitig niederzubrüllen? Wieso ist Fairness im politischen Wettbewerb kein Ideal?
- Auch das Niveau unserer Liebe ist recht lausig. – Vor allem die linke Seite lässt nur eine äußerst simplifizierte Sprache der Liebe zu. Sie kennt nur die einfache Kuschelliebe. Liebe als Willkommen-Heißen, Liebe als Nicht-Ausgrenzen, Liebe als "Komm kuscheln!". Und alles, was nicht in diese Kuschelliebe mit einstimmt, erklärt sie zu "Hass". Die ganze, große, faszinierende Welt komplizierterer Formen von Liebe lässt sie links (rechts) liegen. Man hat Angst vor diesen Verkomplizierungen der Liebe, weil sich der Hass hierhinter ja auch tarnen könnte. Der Rechte geht hier lieber ein existenzielles Risiko ein, denn er will die ganze Welt… und warum nicht auch ein paar Mischformen, große und kleine Liebe, großer und kleiner Hass, Hassliebe?… Manchmal aber verrennt er sich auch, weil er, angeödet von der linken Kuschelliebe, dieser zu viel Kontra geben möchte und seine reflexhafte Brutalität dann überdosiert. Dies geschieht auch, weil der Rechte auf tiefe Art vom Linken und seiner Scheinheiligkeit angewidert ist, von seinen Simplifizierungen und seinem Mitläuftertum, seiner Übergriffigkeit und seinen ekelhaften Versuchen der vor allem im Geiste erlebten Freiheitsberaubung. Und hier kann in der Tat auch eine Portion echter Hass aufkommen. Der Linke hat zu wenig Respekt vor der großen, gewaltigen Wirklichkeit, so scheint es dem Rechten.
- Das, was öffentlich an "Psychologie" und Menschenkenntnis excerziert wird, ist ebenfalls von niedrigem Niveau. Rechte Gestaltungswünsche werden fast durchweg pathologisiert, indem sie auf Ängste oder Phobien zurückgeführt werden. Die Rechtsphobie der Linken fällt aber noch nichtmal auf. Und die öffentliche Sprache verflacht sogar die tiefsten Dinge. In ihr gibt es zuhauf "Hass" ohne jedes Feuer, "Liebe" ohne jedes Feuer…
- Jesus selbst hat völkisch gedacht. – Falls das irgend jemand interessiert.
Matthäus 15,21
https://de.wikipedia.org/wiki/Kanaan - Es gibt eine nicht-böse Fremdenfeindlichkeit. – Der Ausdruck mag paradox klingen, doch emotional ist er sehr einfach zu verstehen. Es geht um eine "Feindlichkeit", die zwar abweisend und ausgrenzend ist, aber in keiner Weise "feindlich" im wörtlichen Sinne. Sie ist häufig auch ehrlich wohlwollend gegenüber den Fremden; man wünscht ihnen alles Gute der Welt. Der Zeitgeist und die Sprachgemeinschaft haben für diese nicht-böse Fremdenfeindlichkeit noch keine bessere sprachliche Bezeichnung gefunden, vor allem weil man es aus politischen, machttaktischen Gründen nicht will. Die einflussreichsten Sprachpfleger wie Journalisten und Nachrichtenredakteure haben kein Interesse an einer angemessenen Wortschöpfung. Man steckt ja noch in diesem Dualismus zwischen Kuschel-Liebe und Hass fest.
- Rassismus ist natürlich. (Dazu die Meta-Erkenntnis: Ich habe Angst vor dieser Wahrheit. Mein Denken will sie immernoch nicht richtig in sich hineinbauen, so wie ein Organismus unverdauliche Nahrung nicht aufnehmen will. – Das liegt wohl an der ungeheuren "Aufladung" des Wortes "Rassismus" im kollektiven Bewusstsein und daran, dass auch ich an reflexhaft antrainierten Ängsten leide.) Anders formuliert: Es gibt einen natürlichen "Ähnlichkeitstrieb" im Menschen, also die Tendenz zur Bevorzugung von Ähnlichen. Dies gilt sowohl mit Bezug auf das Äußere als auch im übertragenen Sinne. "Ähnlichkeit" kann auch heißen, gleiche Interessen oder Fähigkeiten zu haben. – Der Ähnlichkeitstrieb wirkt wie die Gravitationskraft und führt zu Grüppchenbildungen in der Gesellschaft. Je größer die Ähnlichkeit und je zahlreicher die Ebenen, auf denen Ähnlichkeit erlebt wird, desto größer die Wirkung. Dies kann die Entstehung von Parallelgesellschaften erheblich fördern. (Dies ist auch mein Erklärungsansatz für die teilweise schlechte Integration von Muslimen und Türken. Sie sind einfach unähnlicher, "fremder", als andere Einwanderergruppen. Natürlich können auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Mentalität, mitgebrachte Kultur, Stolz, negative Erfahrungen in der Vergangenheit, Kränkung, fehlender Integrationswille auf beiden Seiten…)
- Es ist vor allem die Aufgabe der Linken, wesentlich mehr dafür zu tun, dass sich die Spaltung der Gesellschaft wieder zurückentwickelt. Vor allem sie hat die große Aufgabe und Verantwortung, über ihren Schatten zu springen und auf "Rechts" zuzugehen.
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http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=75959
ab 31:17… (Gert Scobel)
Alle Menschen, die gelebt haben, und die jetzt leben, und folglich also auch all diejenigen, die in Zukunft leben werden, haben eine einzige, gemeinsame Herkunft: Wir alle kommen genetisch und geographisch aus Afrika. Das ist keine hübsche Metapher oder Fake-News von neoliberalen Spinnern und Lügnern, sondern eine nach allen Regeln der Wissenschaften fundierte Tatsache. Diese Tatsache verdrängen –wir–, damit meine ich die Europäer, und zwar massiv. Warum? Weil wir dann nämlich zugeben müssten, dass Europa in Wahrheit ein Kontinent ist, auf dem es nur deshalb menschliches Leben und Kulturen gibt, weil Menschen dort hingewandert sind. Wir alle sind Migranten, seit über 100.000den von Jahren und vor allem in den letzten Jahrhunderten. Wenn Europa sich also heute abschirmen will gegen die Migranten, woher auch immer sie kommen, dann verdrängt es damit seine eigene Geschichte und verleugnet die eigene, ursprünglich afrikanische Herkunft.(hier als Audio-Take: scobel - wir sind alle afrikaner und migranten (mp3, 1,071 KB) )
Ich fühle mich mal wieder auf ziemlich billige Weise belehrt. Und es ist so billig, dass es weh tut. Sowohl mein Grundbedürfnis nach stichhaltigen Argumenten wird verletzt, weil ich hier nur Scheinargumente aufgetischt kriege, als auch mein Bedürfnis, mit Respekt behandelt zu werden. Das unterirdische Niveau der "Argumente", der Tonfall und die langsame Sprechweise, die offensichtliche politische Stoßrichtung und dazu noch – wie so häufig – die Pathologisierung derer, die sich gegen Migration "abschirmen" wollen, mitsamt dem Gerede von "Verdrängung" und "Verdrängung der eigenen Herkunft"…
Da wird zuerst eine scheinbar seriöse Fassade aufgebaut, indem man mit Nachdruck auf die Fundiertheit der präsentierten Tatsache hinweist und sich fernab von jeglichen Fake-News-Vorwurf stellt. Dann wird unterstellt, dass "wir Europäer" diese Tatsache unterdrücken. – Ich tue es nicht. – Und es wird behauptet, dass, wenn wir diese Tatsache nicht unterdrücken würden, dass wir dann doch etwas zugeben müssten, was wir sonst ja auch nicht wahrhaben wollen. Also praktisch wiederrum die Unterstellung von Verdrängung. Dann wird nochmal alles schön in die Formel "Wir alle sind Migranten" gegossen und nun sollte doch alles klar sein. Subtext: Wer geistig gesund ist, wer nichts verdrängt und über das notwendige Wissen verfügt, der ist letztlich natürlich für Migration.
Ich finde, es ist allein schon unverschämt, solch einen Mist nur in den Äther zu gießen. Hat die Linke oder die Pro-Migrations-Fraktion keine besseren Argumente? Man kann man hier wohl von einem Bärendienst sprechen, denn ein schlechtes oder offensichtliches Schein-Argument ist häufig schlechter als gar kein Argument. Mich macht so etwas nur wütend. Und es ist ja nur ein Beispiel von vielen. Seitens des Mainstreams wird man sehr häufig mit solchem Schwachsinn massiert.
Den Menschen draußen vor den Empfangsgeräten traue ich aber sehr wohl zu, solche kognitiven Dissonanzen wahrzunehmen, ob bewusst oder unbewusst über das Gefühl. Man registriert, wenn irgendetwas nicht stimmt oder verlogen ist. Sogar Affen sind in der Lage, den Unterschied zwischen einem gekünstelten und einem ehrlichen menschlichen Lächeln zu erkennen. Das gekünstelte Lächeln macht sie aggressiv.
Und auch wir werden aggressiv. Immer mehr und mehr.
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Meine Liebe ist begrenzt.
…
"Linke" – und alle anderen – messe ich vor allem an einem Kriterium: Wie oft haben sie eine Münze für einen Obdachlosen? (In Berlin gibt es dazu täglich mehrmals Gelegenheit.) Wer nicht öfter mal sein Portmonnaie herausholt, kann mir gestohlen bleiben. Und er sollte sich auch nicht "links" nennen, finde ich.
Ich versuche, öfter etwas zu geben. Nationalität oder Rasse des Obdachlosen interessiert mich dabei übrigens nicht die Bohne. Außer ich habe den Eindruck, ich gerate an eine "professionelle Bettlergruppe". Hier gibt es eine schwache Korrelation in meinem Bewusstsein zu Sinti und Roma. Aber es ist im Grunde nicht die Volkszugehörigkeit, sondern mein im Einzelfall aufkommender Verdacht, dass sich hier ein Mensch mehr oder weniger bewusst für einen Lebensweg entschieden hat, bei dem er auf jede höhere Entwicklung seiner Persönlichkeit verzichtet (was ich grundsätzlich übel nehme). Diese Sorte Obdachlose strahlt nicht primär Elend aus, sondern sogar eine gewisse diebische Selbstzufriedenheit, irgend eine Form von falscher Genügsamkeit. Man hat sich im Primitiven eingerichtet. (Es ist nicht die Genügsamkeit eines buddhistischen Bettelmönchs, die mit geistiger Strenge, Disziplin und Höhe gepaart ist.)
…
ist begrenzt… Hier ist sie: die Grenze! Die Grenze, auf die es letztlich ankommt!
Oder nicht?
Ich verstehe nicht, warum alle Leute (die "Linken") so sehr auf die Überwindung "nationaler Grenzen" fixiert sind. Die nationalen Grenzen sind doch nur ein Formenspiel auf der großen Leinwand menschlicher Existenz. (Ein Formenspiel, das möglicherweise tiefer im menschlichen Bewusstsein verankert ist, als Linke es wahrhaben wollen.) Die Grundkrankheit der begrenzten Liebe wird jedenfalls nicht oder nur sehr eingeschränkt dadurch behoben, dass man die nationalen Grenzen aufhebt. Bereits jetzt kann unsere Liebe ganz widerstandslos über nationale Grenzen hinweg geschickt werden. Man braucht nur seine PIN- und TAN-Nummern griffbereit und kann loslegen.
Ein Jörg Meuthen von der AfD hat übrigens vier Patenkinder in Afrika: https://www.taz.de/!5281073/
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Frau Özoguz hat Recht. Zumindest hat sie sehr viel Recht. Deutsche Kultur ist schwer zu identifizieren. – Denn Kultur ist grundsätzlich sehr schwer zu "identifizieren".
Man versuche mal, mit Sprache seine Lieblingsmusik zu beschreiben. Oder seinen Lieblings-Orange-Ton, der irgendwo zwischen Hellorange und Dunkelorange liegt. Oder die Form einer Wolke. Oder auch nur sein äußeres Erscheinungsbild. Man wird hier mittels Sprache die Realtät immer nur ankratzen können. Darüber hinaus wird man kläglich scheitern. Aber das heißt nicht notwendigerweise, dass seine Lieblingsmusik, sein Lieblingsorange, eine spezifische Wolke oder das eigene Erscheinungsbild nicht existieren...
Dewegen rate ich auch grundsätzlich davon ab, zuviel über deutsche (oder sonstige) Kultur zu reden. Das ist wie eine Falle, in die man tappt, und die man sich auch selbst verfangen kann. Und es stimmt: Sehr oft gerät man dann in lächerliche Fahrwasser, in denen man stumpfsinnig auf Klischees beharrt. Man kann höchstens ein paar Schlaglichter heraus greifen und darf es auch mit diesen nicht zu ernst nehmen. Mehr gibt Sprache nicht her. Dafür ist die Sache zu komplex, zu graduell, zu subtil, und mit weichen Grenzen (was uns leicht dazu verfühen kann, eine Sache ganz zu leugnen).
Wer dazu aufgefordert wird, mal ein paar deutsche Eigenschaften aufzuzählen, der weise die Aufforderung zurück und fordere im Gegenzug dazu auf, mehr durch die Welt zu reisen.
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Zu welchem Schluss kommt nun ein Mensch, der viel durch die Welt gereist ist? (Außer jetzt mal wieder Nietzsche, wenn er die größte Gemeinsamkeit aller Menschen heraus hebt...)
Ich weiß es nicht, denn ich bin leider noch nicht so viel gereist. (Möchte mir jemand die ein oder andere Reise spendieren? Vielleicht heilt mich das von meiner rechten Gesinnung?...)
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Bezüglich "Kultur" habe ich die gleiche Einstellung wie zu der Frage nach einem "lebendigen Wir": Es geht hier nicht nur darum, passiv zu fragen, was "objektiv gegeben" ist. Es ist dies auch ein Feld, auf dem man Realität machen kann, auf dem man nach Möglichkeiten Ausschau halten sollte. Die Frage ist, wie "wir" sein wollen.
Die bisher sich gebildeten Klischees vom "Deutschen" als ordnungsliebend, als Dichter und Denker, als tiefgründig, halte ich in diesem Sinne für gute Anknüpfungspunkte. – Sie sind zumindest nach meinem Geschmack.
Das neue Image der Deutschen erscheint mir dagegen das Resultat einer Degeneration: Man verbindet uns im Ausland teilweise einfach mit "Party, Party, Party". (Ich glaube, das liegt daran, dass an Schulen zu wenig Philosophie gelesen wird...)
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Ich habe von deutschen Auswanderern gehört, die nach Deutschland zurück gekehrt sind, weil sie es vermissten, auch mal ein tiefgründiges Gespräch zu führen. (Mir ist das im Manchester durchaus gelungen – aber da war ich ja auch Gast in einer buddhistischen Kommune...)
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Gut deutsch sein heißt sich entdeutschen. – Das, worin man die nationalen Unterschiede findet, ist viel mehr, als man bis jetzt eingesehen hat, nur der Unterschied verschiedener Kulturstufen und zum geringsten Teile etwas Bleibendes (und auch dies nicht in einem strengen Sinne). Deshalb ist alles Argumentieren aus dem National-Charakter so wenig verpflichtend für den, welcher an der Umschaffung der Überzeugungen, das heißt an der Kultur arbeitet. Erwägt man zum Beispiel, was alles schon deutsch gewesen ist, so wird man die theoretische Frage: was ist deutsch? sofort durch die Gegenfrage verbessern: »was ist jetzt deutsch?« – und jeder gute Deutsche wird sie praktisch, gerade durch Überwindung seiner deutschen Eigenschaften, lösen. Wenn nämlich ein Volk vorwärts geht und wächst, so sprengt es jedesmal den Gürtel, der ihm bis dahin sein nationales Ansehen gab; bleibt es stehen, verkümmert es, so schließt sich ein neuer Gürtel um seine Seele; die immer härter werdende Kruste baut gleichsam ein Gefängnis herum, dessen Mauern immer wachsen. Hat ein Volk also sehr viel Festes, so ist dies ein Beweis, daß es versteinern will und ganz und gar Monument werden möchte: wie es von einem bestimmten Zeitpunkte an das Ägyptertum war. Der also, welcher den Deutschen wohlwill, mag für seinen Teil zusehen, wie er immer mehr aus dem, was deutsch ist, hinauswachse. Die Wendung zum Undeutschen ist deshalb immer das Kennzeichen der Tüchtigen unseres Volkes gewesen.
Ausländereien. – Ein Ausländer, der in Deutschland reiste, mißfiel und gefiel durch einige Behauptungen, je nach den Gegenden, in denen er sich aufhielt. Alle Schwaben, die Geist haben, – pflegte er zu sagen – sind kokett. – Die anderen Schwaben aber meinten noch immer Uhland sei ein Dichter und Goethe unmoralisch gewesen. – Das Beste an den deutschen Romanen, welche jetzt berühmt würden, sei, daß man sie nicht zu lesen brauche: man kenne sie schon. – Der Berliner erscheine gutmütiger als der Süddeutsche, denn er sei allzusehr spottlustig und vertrage deshalb Spott: was Süddeutschen nicht begegne. – Der Geist der Deutschen werde durch ihr Bier und ihre Zeitungen niedergehalten: er empfehle ihnen Tee und Pamphlete, zur Kur natürlich. – Man sehe sich, so riet er, doch die verschiedenen Völker des altgewordenen Europa daraufhin an, wie ein jedes eine bestimmte Eigenschaft des Alters besonders gut zur Schau trägt, zum Vergnügen für die, welche vor dieser großen Bühne sitzen: wie die Franzosen das Kluge und Liebenswürdige des Alters, die Engländer das Erfahrene und Zurückhaltende, die Italiener das Unschuldige und Unbefangene mit Glück vertreten. Sollten denn die anderen Masken des Alters fehlen? Wo ist der hochmütige Alte? Wo der herrschsüchtige Alte? Wo der habsüchtige Alte? – Die gefährlichste Gegend in Deutschland sei Sachsen und Thüringen: nirgends gäbe es mehr geistige Rührigkeit und Menschenkenntnis, nebst Freigeisterei, und alles sei so bescheiden durch die häßliche Sprache und die eifrige Dienstbeflissenheit dieser Bevölkerung versteckt, daß man kaum merke, hier mit den geistigen Feldwebeln Deutschlands und seinen Lehrmeistern in Gutem und Schlimmem zu tun zu haben. – Der Hochmut der Norddeutschen werde durch ihren Hang, zugehorchen, der der Süddeutschen durch ihren Hang, sichs bequem zu machen, in Schranken gehalten. – Es schiene ihm, daß die deutschen Männer in ihren Frauen ungeschickte, aber sehr von sich überzeugte Hausfrauen hätten: sie redeten so beharrlich gut von sich, daß sie fast die Welt und jedenfalls ihre Männer von der eigens deutschen Hausfrauen-Tugend überzeugt hätten. – Wenn sich dann das Gespräch auf Deutschlands Politik nach außen und innen wendete, so pflegte er zu erzählen – er nannte es: verraten –, daß Deutschlands größter Staatsmann nicht an große Staatsmänner glaube. – Die Zukunft der Deutschen fand er bedroht und bedrohlich: denn sie hätten verlernt, sich zu freuen (was die Italiener so gut verstünden), aber sich durch das große Hazardspiel von Kriegen und dynastischen Revolutionen an die Emotion gewöhnt, folglich würden sie eines Tages die Emeute haben. Denn dies sei die stärkste Emotion, welche ein Volk sich verschaffen könne. – Der deutsche Sozialist sei eben deshalb am gefährlichsten, weil ihn keine bestimmte Not treibe; sein Leiden sei, nicht zu wissen, was er wolle, so werde er, wenn er auch viel erreiche, doch noch im Genusse vor Begierde verschmachten, ganz wie Faust, aber vermutlich wie ein sehr pöbelhafter Faust. »Den Faust-Teufel nämlich,« rief er zuletzt, »von dem die gebildeten Deutschen so geplagt wurden, hat Bismarck ihnen ausgetrieben: nun ist der Teufel aber in die Säue gefahren und schlimmer als je vorher!«
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