Donnerstag, 21. Oktober 2021



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Mittwoch, 20. Oktober 2021

Ich habe mich im letzten Text einer irreführenden Formulierung bedient:

"Das Dogma, dass Homosexuelle all die Rechte von Heterosexuellen haben müssen, ist eines der stärksten unserer Zeit."

Diese Formulierung suggeriert, dass Heterosexuelle und Homosexuelle jemals "andere Rechte" hatten. Das ist aber zumindest aus formaler Sicht absolut falsch. Heterosexuelle und Homosexuelle waren schon immer vor dem Gesetz absolut gleich und hatten genau die gleichen Rechte. So hatte ein schwuler Mann genau wie jeder andere das Recht, sich eine Frau zu suchen und sie zu heiraten. Das Problem war "nur", dass dieses gleiche Recht nicht seinen Bedürfnissen entsprach. Heute wird das gerne so verpackt, als wäre es ein Fall von "Diskriminierung", wenn man homosexuellen Menschen nicht die Möglichkeit einer gleichgeschlechtlichen Ehe einräumt. Diese Denkmode halte ich für fragwürdig. – Misstrauisch macht mich hier vor allem die Leichtigkeit, mit der man aus Menschen mit anderen Bedürfnissen einen andere Menschenart ("Homosexuelle") zu machen scheint. Es ist vielleicht aber keine andere Menschenart. Es sind nur Menschen mit anderen Bedürfnissen. (Oder begründet gerade dies eben eine andere "Menschenart"?)

Menschliche Bedürfnisse jedenfalls sind, wie bereits erwähnt, der Anfang aller Politik. Es ist vielleicht notwendig, sich dies stärker ins Bewusstsein zu rufen. Der demokratische Ansatz und überhaupt alle Politik sollte um diese "Tiefendimension" erweitert werden; die politische Gültigkeit eines Bedürfnisses hängt auch von Qualität, Tiefe und Stärke ab, also weniger – oder gar nicht – von Mehrheiten in der Bevölkerung. Der Mensch ist dann gefordert, diese Tiefendimension auszuloten. Und wenn er dann zu dem Schluss kommt, dass ein Bedürfnis tief und stark im Menschen sitzt, dann ist dies ein starkes Argument dafür, eine entsprechend "freundliche" Politik zu machen.




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Mittwoch, 13. Oktober 2021

(Das Problem der maximalen Toleranz – oder: Was ist gut und was ist böse?)

Es ist wohl offensichtlich: Am Anfang aller Politik stehen menschliche Bedürfnisse. Z.B. möchte der Mensch essen und so wird es zu einer Aufgabe der Politik, dieses Bedürfnis so gut wie möglich zu befriedigen. Oder der Mensch möchte heiraten und so erfindet die Politik das Institut der Ehe und definiert gesetzliche Rahmenbedingungen.

Manchmal aber stehen sich auch unvereinbare Bedürfnisse gegenüber: Z.B. möchte ein Nudist immer und überall nackt sein, doch eine große Mehrheit in der Bevölkerung hat eben das (starke) Bedürfnis, nicht ständig auf nackte Menschen schauen zu müssen. So entsteht eine Art Kompromis, es bleiben Freiräume für Nudisten, z.B. in Form von FKK-Zonen, und im besten Fall kann sich jeder damit arrangieren. Zur Zeit leben Nudisten und Nicht-Nudisten in großem Frieden miteinander.

Könnte man das Beispiel auch auf Homosexuelle übertragen?: Die einen wollen ihre Homosexualität offen ausleben. Die anderen wollen sie einfach nicht vor Augen haben, wenigstens nicht in Form von konkreten Zärtlichkeiten. Könnte hier nicht auch ein ähnlicher Kompromis gefunden werden wie man ihn mit Nudisten gefunden hat? – Unser Zeitgeist ist hier gnadenlos fordernd. Das Dogma, dass Homosexuelle all die Rechte von Heterosexuellen haben müssen, ist eines der stärksten unserer Zeit. Doch wo genau ist der Unterschied zwischen oben dargestelltem Nudisten-Problem und einem analogen Homosexuellen-Problem?

Aus meiner Sicht ist der einzig relevante Unterschied eben die andere Bedürfnislage in der Bevölkerung. Der Anblick homosexueller Zärtlichkeiten mag viele irritieren – ich gehöre zu den vielen –, aber es irrtiert eben doch nicht so stark wie der Anblick eines nackten Menschen auf der Straße irritieren würde. Und das ist schon fast alles. Das Bedürfnis, ohne Ekel und Irritation über den Tag zu kommen, ist in dem einen Fall stärker, in dem anderen Fall schwächer. Jetzt kommt noch die zeitgeistliche Mode hinzu, dass man heutzutage unbedingt "tolerant" sein will, vor allem gegenüber Homosexuellen, und damit ist die Entscheidung in der Frage schon gefallen. – Ich übrigens entscheide mich auch dafür, die Irritation auszuhalten und in diesem Sinne "tolerant" zu sein. Aber ich folge keinem Dogma, sondern ich betrachte es eher als eine Art "Übung". Eine Übung in Bescheidenheit und eine Übung in Selbstüberwindung. Ich fahre damit sehr gut und bin entspannt genug, um homosexuelle Männer freundschaftlich umarmen zu können, oder sie in meinen Freundeskreis aufzunehmen. (Derzeit zähle ich drei homosexuelle Männer zu meinen freundschaftlichen Bekannten. Ich hoffe sehr, dass sie dieser Text nicht verstören würde.)

Der Zeitgeist, der die "Toleranz" gegenüber Homosexuellen befiehlt, ist aber ziemlich intolerant. Denn er vergisst, dass alle menschlichen Bedürfnisse gleichwertig sind. Das Bedürfnis derjenigen, die mit Homosexualität ein Problem haben, ist genauso gut oder schlecht wie das Bedürfnis von Homosexuellen, sich auch mit homosexuellen Zärtlichkeiten zeigen zu dürfen. Die Intoleranz dieses Zeitgeistes, die sich dieser Realitätsebene verschließt, verachte ich.

Oder sind doch nicht alle menschlichen Bedürfnisse gleichwertig? – Das ist für mich die große Frage, von der alle Toleranz- oder Intoleranzurteile abhängen. Gibt es gute und böse Bedürfnisse? Gibt es Bedürfnisse von höherem Rang und Bedürfnisse von niederem Rang?

Es gibt definitiv gute und böse Absichten. Es gibt potentiell einen guten Willen und einen bösen Willen in uns. Es gibt den Fall, dass wir uns "vom Teufel reiten lassen" und es gibt den Fall, dass wir den Teufel abschütteln und "unschuldig" bleiben. Aber gibt es gute und böse Bedürfnisse?




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Dienstag, 12. Oktober 2021

(Das Problem der maximalen Toleranz)

Wie würden wir damit umgehen, wenn die Gruppe von radikalen Nudisten, die immer und überall nackt sein wollen, größer und größer wird? Wenn sie den alten Konsens, dass man im öffentlichen Raum im allgemeinen bekleidet sein sollte, aufkündigen wollen? Wenn diese Gruppe vielleicht sogar 10% der Gesellschaft ausmachen würde? Oder gar 20%? 30%?

Prinzipiell hätten sie all die guten Argumente auf ihrer Seite, die auch Homosexuelle oder Transsexuelle für sich beanspruchen können: Sie wollen einfach nur sie selbst sein. Und sie tun niemandem etwas Böses. Nur könnten sie nicht die vermeintliche Heiligkeit der Liebe als Argument für ihr Anliegen nutzen, weil es Nudisten ja nicht primär um Sex oder Liebe geht. Abgesehen davon aber ist die Situation der Nudisten absolut vergleichbar mit der von Homosexuellen oder Transsexuellen: Sie sind nur Menschen mit anderen Bedürfnissen und anderen Interessen und das ist alles. Warum also diese radikalen Nudisten nicht tolerieren? Warum ihnen nicht das Recht zusprechen, sich auch auf der Straße nackt zu zeigen? So tolerant werden wir doch wohl noch sein können! Oder sind Sie etwa nudistenfeindlich?






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Donnerstag, 7. Oktober 2021

"Die Berührung der Unberührbaren" oder: "Das Problem der maximalen Toleranz"

Darum geht es in diesem Blog praktisch schon die ganze Zeit. Wo verläuft genau die Grenze zwischen tolerablen und nicht mehr tolerablen Verhaltensweisen? Wo verläuft die Grenze zwischen tolerablen und nicht mehr tolerablen Denkweisen? – Bereits die letzte Frage ist für mich unmittelbar schmerzhaft, denn eigentlich meine ich, dass man den Kopfinhalt eines Menschen nicht mit solch starken Wertungen überziehen sollte. Einen Menschen zurückweisen, ihn vielleicht sogar sozial ächten, weil er mit "falschen" oder "bösen" Gedanken herumläuft? Ich meine eigentlich, dass das grundfalsch ist. Jeder sollte doch denken dürfen, was er will. Wo kommen wir denn hin, wenn man in die Freiheit des Denkens hineingreift? Sind wir geistesgeschichtlich nicht gerade erst an dem Punkt angekommen, dass wir uns von jahrtausenden alten Dogmen frei gemacht haben? Dass wir uns die Freiheit des Denkens und die Freiheit der Meinungsäußerung mühevoll erkämpft haben? – Und nun sind wir drauf und dran, das alles wieder in den Müll zu schmeißen und alle Bescheidenheit zu vergessen?

Auf der anderen Seite bin ich selbst der Meinung, dass man sich z.B. vor Scientology in acht nehmen sollte. Oder vor den großen, tradierten Glaubensreligionen wie dem Christentum oder den Islam. Wenn diese Denkschulen zumindest "ein bißchen" als unberührbar gelten, dann hätte ich damit auch weniger ein Problem. – Allerdings verneine ich immer und überall den Akt, dass man die betreffenden Menschen behandelt, als seien es Menschen ohne Würde, Menschen ohne Rechte, Menschen ohne ein Recht auf demokratische Partizipation. Und genau das passiert ja hier mit den "Neurechten". Für mich ist das ein Skandal. Ein Versagen auf dem Feld der Menschlichkeit.

Das Problem der maximalen Toleranz, die für mich prinzipiell ein Ideal ist – man könnte das Ideal auch "maximale Freiheit für jeden" nennen –, ist also nicht ganz so einfach. Es ist mir bisher noch nicht gelungen, eine griffige Formel zu finden, durch die man dieses Problem lösen könnte. Ich weiß erstmal nur, dass es nicht einfach ist. Die Formel "Keine Toleranz für die Intoleranten" befriedigt mich nicht, und all die Simplifizierer im Internet – vor allem auf Twitter –, die glauben, dass damit alles geklärt sei, erscheinen mir über eine äußerst beschränkte Toleranz zu verfügen. Ich finde, es ist noch nichtmal gut geklärt, was "Toleranz" und "Intoleranz" eigentlich ist.

Nehmen wir z.B. eine Person, die beim Anblick eines schwulen Pärchens, welches in der Öffentlichkeit ein paar harmlose Zärtlichkeiten austauscht, Ekel, Verstörung und Irritation empfindet. Diese Empfindungen alleine sind aus meiner Sicht noch nicht moralisierbar. Sie sind vermutlich noch nichtmal durch "falsche Erziehung" erlernt, sondern sogar einfach "natürlich" (was in keiner Weise ein Argument dafür oder dagegen sein muss). Teilt diese Person diese inneren Empfindungen mit seiner Außenwelt, so fängt es an, schwierig zu werden. Das bloße Bekenntnis zu diesen Gefühlen ist an sich vielleicht noch nicht problematisch. Doch was ist, wenn diese Person beim Anblick des schwulen Pärchens unmittelbar ein "Ihhh!" ausruft? Was ist, wenn das schwule Pärchen dies wahrnimmt, wahrnehmen muss? Ist das dann schon ein Akt der Intoleranz? Und müssen wir gegenüber dieser Intoleranz intolerant sein? Oder hat man sogar ein Recht auf sein "Ihhh!"? Wer einen Schmerz empfindet, darf ja auch "Aua!" schreien.

Toleranz und Intoleranz hat auch etwas mit dem Raum zu tun, in dem etwas stattfindet bzw. stattfinden darf. Im öffentlichen Raum gelten andere Regeln als im Privaten. So sind wir fast alle intolerant gegenüber Menschen, die gerne splitternackt im Bus sitzen würden. Für Menschen mit ausgeprägten nudistischen Bedürfnissen gibt es nunmal spezielle Bereiche, z.B. FKK-Bereiche beim Baden. Auch bin ich intolerant gegenüber Leuten, die gerne in aller Öffentlichkeit Sex haben wollen. Sex darf stattfinden, wie man will – aber bitte nicht in der Öffentlichkeit. Wer unter freiem Himmel Sex haben will, muss sich wenigstens Mühe geben, nicht entdeckt zu werden.

Die maximale Intoleranz – also die Geisteshaltung, die ich am meisten verachte – greift sogar in den privaten Raum hinein. Diese häßliche Intoleranz findet man z.B. im Iran, wenn dort Schwule verfolgt werden, obwohl sie in den eigenen vier Wänden Sex hatten. In abgeschwächter Form findet man eine ähnliche Intoleranz aber auch bei uns.

Der private Raum ist für mich heilig. Daher kümmert es mich auch so stark, wenn dieser Zeitgeist versucht, in die Köpfe der Menschen hineinzugreifen, denn alles, was zu unserem "Geist" gehört, ist immer auch unser Privatraum. Ich halte es sogar für ein Verbrechen, einen Menschen gegen seinen Willen von der Tatsächlichkeit der Shoa überzeugen zu wollen. Es darf auch hier kein Glaubenszwang geben. Die öffentliche Holocaust-Leugung mag als bloße Tatsachenbehauptung gerne weiterhin verboten sein, doch wenn ein Mensch nicht daran glauben will, so muss er immernoch sagen dürfen, auch öffentlich: "Ich glaube nicht, dass dies passiert ist." Ein Satz, der mit "Ich glaube" beginnt, muss ohne jede Einschränkung weitergesponnen werden dürfen.




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Donnerstag, 30. September 2021

Benedikt Kaiser gehört zum engsten Zirkel der "Neurechten" in Schnellroda. Er ist regelmäßiger Teilnehmer bei den Podcasts "Am Rande der Gesellschaft".

Gerade hat er etwas auf Twitter geschrieben, das auch mich etwas irritiert hat:

Das muss man sich alles mal auf der Zunge zergehen lassen. „Wenn jeder Migrant ‚Deutscher’ wird, ist es kein Austausch mehr.“ Das schreibt wohlgemerkt kein Grüner, kein FDPler, keiner von der Linkspartei.


Bezug nimmt er auf den eingebetteten Tweet von Jurij Kofner:

Wenn jeder Migrant "Deutscher" wird, ist es kein Austausch mehr. Deutsch sein ist, ad extremum, eine Frage der Erziehung und nicht der Hautfarbe. Das Problem ist eher, dass diese (patriotische) Erziehung durch Kulturmarxismus verpönt wird, für ethnisch Deutsche und für Migranten.

 

Kaisers Tweet wirkt auf den ersten Blick so, als würde er einer Gesinnung fröhnen, in der Migranten überhaupt nicht zu "Deutschen" werden können. Ich glaube, dass dem nicht so ist und dass man auch andere Aussagen von ihm dazu finden kann. Trotzdem erschien mir der Tweet zu Anfang als Ausdruck einer "starken gedanklichen Enge". Dies hielt ich sogar fast für ein ernstes Problem. Ich dachte fast, ich muss meine Meinung über diese "Neurechten" revidieren und mich dem allgemeinen Kult der Verteufelung anschließen. – Wie man sieht, wirken auch in mir die Angst- und Bewertungs-Reflexe des Mainstreams.

Kaiser denkt gewissermaßen "enger" als ich, wenn es um Fragen des Deutsch-Seins geht. Und er denkt enger als Kofner. Und bereits Kofner denkt (vermutlich) enger als ich.

Diese Feststellungen aber sind zuerst rein formal zu begreifen. "Enge" muss nicht negativ gewertet werden. Genauso wenig wie das Gegenteil, "Weite", mich automatisch adelt. Denn in diesem Kontext geht es im Prinzip um Fragen des Identifikationsverhaltens. Es geht um die Art und Weise, wie man sich im Geiste in ein Wir hineinsetzt. Wo man dieses Wir beginnen und wo enden lässt. Wenn sich Kaiser als "deutsch" sieht ("identifiziert") und im Geist ein Band zu "seinesgleichen" knüpfen möchte, und er dabei anhand von Kriterien selektiert, die zu einer "engeren" Auswahl führen als die meine, dann ist das sein gutes, gottgegebenes Recht. Denn Identifikationsverhalten ist immer frei und außermoralisch. Das gilt selbst für "rassistische" Arten der Wir-Definition und Identifikation. Das kollektive, gruppenbezogene Identifikationsverhalten erbt gewissermaßen alle Freiheitsrechte der persönlichen Ich-Definition und -Suche. – Wir würden doch auch keinem moralische Vorwürfe machen, weil sich jemand z.B. mit seinem Körper und seiner Gestalt identifiziert! Oder weil er sich gerade nicht mit seinem Körper identifiziert und sich nur für einen reinen "Geistmenschen" hält! Oder weil jemand sein Hirn für wichtiger hält als seine Geschlechtsteile. Oder andersrum! Das sind alles so hochpersönliche Fragen und Angelegenheiten einer elementarsten Freiheit, dass ich im Grunde ständig fassungslos bin, wie alle Welt (der Mainstream) sich hier ohne jede Bescheidenheit und Selbstbeschränkung zum Richter erhebt, und über angeblich richtige und gute und angeblich falsche und schlechte Formen der Identifikation urteilt – und damit auch über angeblich gute und schlechte Menschen! Die Beziehung zum eigenen Körper muss aber jeder mit sich selbst aushandeln. Ebenso die Beziehung zu den möglichen Volks- und Kollektivkörpern, zu den man potentiell gehören kann.

Elementarbedürfnisse sollten immer frei sein. Auch von dieser Perspektive aus gibt es für mich keine Möglichkeit, sich an der geistigen Freiheit zu vergreifen. Es soll Menschen geben, die beim Anblick geometrischer Formen erotische Gefühle entwickeln. Was soll man dazu sagen? Wie soll man das bewerten? – Gar nicht. Es ist okay, so wie jede andere Art des elementaren Fühlens und Denkens. Wenn wir alle so drauf wären, dann gäbe es an den Schulen eine Schnittmenge zwischen Mathematikunterricht und Sexualkunde. Nur sind wir mehrheitlich nicht so drauf. In Politik und Gesellschaft setzen sich natürlich am leichtesten die Bedürfnisse, Wahrnehmungen und Interessen durch, die von einer großen Mehrheit geteilt werden. Andere Menschen haben es eben mit der Einwanderung und dem eigenen Volk und haben in Bezug darauf ihre persönlichen, spezifischen Gefühle und Bedürfnisse. Und das gleiche gilt nochmal für das Thema "Rasse", zu dem ich in den Texten "Wirkende Wirklichkeit" [1] [2] [3] ausführlicher Stellung genommen habe. Auch hier gilt: Erlaubt ist, was gefällt.

Interessenkonflikte zwischen Menschen mit unterschiedlichen oder schwer vereinbaren Grundbedürfnissen müssen demokratisch und mit größtmöglicher Fairness ausgehandelt werden. Man muss hier keinen Krieg zwischen den angeblich "gesunden" und guten und den angeblich "kranken" und bösen Menschen vom Zaun brechen. Lasse man alles zu, lasse man alles zu Wort kommen, und dann überlege man sich, wie jeder seine größtmögliche Selbstverwirklichung und Freiheit leben kann. Verzichte man auf das Mittel der Unterdrückung. Verzichte man auf geistige Gewalt und Schmähung. Verzichte man darauf, Menschen zu "Unberührbaren" zu machen.




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Donnerstag, 23. September 2021

Haben die Inder wirklich diese schreckliche Erfindung in die Welt gesetzt? Ich bin nicht informiert. Ich weiß nicht, ob die Übersetzung dieses Namens einer Kaste in Indien wortgetreu ist. Ich wäre etwas enttäuscht von den Indern, wenn sie wirklich der Urheber dieser grausamen Idee und Praxis wären: "Unberührbare" – allein dieses Wort! Diese Idee! Als wäre ein "Unberührbarer" "unberührbar"!

Oder sollte ich hier lieber die Ehrlichkeit und Weisheit der Inder sehen? Natürlich hat auch dieses Volk seine Aggressionen und seine Grausamkeiten. Sodass sich beides eben auch miteinander vermischen muss. Ihre Klarsicht führt dann eben auch zu einer besonders klarsichtigen Art und Weise der Grausamkeit. Es gibt für mich kaum eine direktere Art, sich mit einem geistigen Mittel gemein und grausam gegen andere Menschen zu verhalten: Man erklärt sie einfach für "Unberührbare". Ich finde, das ist begrifflich noch fieser als das nazideutsche "Untermensch"-Unwort. Es scheint mir noch kälter, noch gerissener. – Natürlich sind die Kontexte jeweils sehr andere. Im indischen Fall geht es um die konstante Abschottung gegenüber einer gesellschaftlich "niedrigen" bzw. "niedrigsten" Schicht. Im deutschen Fall um die Legitimation der Vernichtung von Menschengruppen. Im Allgemeinen gibt es aber Gemeinsamkeiten: Sowohl bei "Unberührbaren" als auch bei "Untermenschen" steht das Seinsrecht grundsätzlich auf dem Spiel. Entweder das oder mindestens das Recht auf ein Sein in Würde. – SIE als Mensch gefragt: wie dicht liegt das beieinander oder ist es am Ende gar das Selbe? Das Seinsrecht an sich und das Recht auf ein Sein in Würde?

Genug über die Inder und ihre Verbrechen. Hier in Deutschland wird das ekelhafte Spiel mit den "Unberührbaren" praktiziert. Die Antirechten spielen es immernoch sehr erfolgreich mit den Rechten. Ich finde das immernoch scheiße.

Nach gegenwärtigem Stand wird ein Götz Kubitschek oder ein Martin Sellner ausdrücklich nicht in eine deutsche Talkshow eingeladen. Und daher bleibt mir nichts anderes übrig, als in regelmäßigen Abständen zum Gegenteil aufzurufen:

Redet mit ihnen! Geht auf Tuchfühlung! Berührt!
Redet mit den Götz Kubitscheks und Ellen Kositzas und Martin Sellners dieser Welt!
Redet mit ihnen auf Augenhöhe!
Berührt ohne Angst, ohne Vorbehalte, ohne irrationales Misstrauen! Berührt von Mensch zu Mensch.
Vielleicht auch um die Selbstberührung wieder zu lernen.
Und die Realitätsberührung.
Oder auch nur: den einzelnen Gedanken.

Ich bin der, der das Spiel auf spirituelle Art spielen will, spielen muss. Und ich nehme jeden in die Pflicht: Das Denken des Menschen ist entweder gut genug, um den irrigen Verlockungen am Wegesrand zu widerstehen, und es findet so zur Wahrheit. Oder es ist nicht gut genug, und dann wird der Mensch untergehen, weil er in die Irre geht.

Wenn wir es nötig haben, uns gegenüber bestimmten Gedanken "unberührbar" zu machen, weil wir ihr vermeintliches Unheil schon aus der Entfernung zu wittern glauben. Wenn wir es darüber hinaus nötig haben, Menschen wie "Unberührbare" zu behandeln – weil sie diese "unberührbaren Gedanken" haben. Wenn wir das nötig haben, stimmt was mit uns nicht.

Oder wir sind wirklich noch nicht in dem Entwicklungsstadium, in dem man geistig in der Lage ist, "alles" zu berühren. Oder noch nicht "diese besonders gefährlichen Gedanken". – Aber das glaube ich eigentlich nicht.





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Samstag, 4. September 2021
Ich habe im letzten Beitrag die Frage der Todesstrafe berührt und mich dabei ziemlich offen gezeigt.

Etikettiert als "Todesautomatismus" ohne jeden Anspruch auf Rache oder Strafe, ja noch nichtmal mit einem Anspruch auf Gerechtigkeit, könnte man so etwas Ähnliches wie eine Todesstrafe doch einrichten. Warum nicht.

Allerdings denke ich nicht wirklich so. Vielleicht ein kleines bißchen, aber niemals entscheidend. Im Wesentlichen bleibt meine fundamentale "Beißhemmung" der dominante Faktor und ich sage als absoluter Idealist: Eine Todesstrafe sollte eigentlich daran scheitern, dass sich kein Henker und auch kein Soldat findet, der die Todesstrafe oder den "Todesautomatismus" verwirklicht.

Auf der anderen Seite aber bleibt ein gutes Argument: Man muss unbedingt auch die Frage stellen, ob es denn so viel "menschlicher" ist, einen Menschen anstatt einer Todesstrafe für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu sperren. Einem Menschen nicht das Leben nehmen zu wollen, impliziert für mich eigentlich auch, dass ich das ebenfalls nicht darf. Denn ich nehme einem Menschen das Leben, wenn ich ihn für immer hinter Gitter sperre. – Ich fordere mindestens, dass ein jedes Individuum hier das Recht auf ein eigenes Urteil hat; denn es geht hier ja auch um das eigene Leben.

Es muss in der Konsequenz darauf hinauslaufen, dass der Staat den Tod nicht als Todesstrafe oder Todesautomatismus anbietet, sondern als ein Angebot an jeden, der gerade eine "Freiheitsstrafe" abzusitzen hat. Erst so, in dieser Gesamtkonstellation, gelingt es mir, die heutige Form des Strafens als eine sublimierte und humanisierte Form zu schätzen: Das physische Leben nicht nehmen, aber so massiv einschränken, dass automatisch Leidensdruck entsteht. Hier den Tod als Notausgang wenigstens zuzulassen, ist etwas, das viele Menschen als menschlich begreifen. Ich gehöre zu diesen vielen. Es ist ein Akt der Menschlichkeit, den Tod zuzulassen.

Ansonsten sollte auch gelten, dass auch die Existenz in einem Gefängnis grundsätzlich noch Möglichkeiten bietet, wenigstens im Geiste ein erfülltes Leben zu leben.



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Montag, 16. August 2021

Die Begründungsweisen, mit denen man die bevorstehenden Schikanen für Impfunwillige rechtfertigt, haben für mich eine fast kindische Qualität: "Wir akzeptieren die persönliche Entscheidung, aber wer sich nicht impfen lassen möchte, der muss dann auch die Konsequenzen tragen."

So ähnlich könnte man auch die Todesstrafe für Vergewaltiger rechtfertigen. Man nennt die Strafe nur nicht Strafe, sondern z.B. "Automatismus" oder "Konsequenz". In einem Land, in dem für Vergewaltigung ein Todesautomatismus festgesetzt ist, weiß doch jeder Bescheid! Wer vergewaltigt, wählt gewissermaßen selbst den Tod. Und den Tod selbst wählen, das darf man. Also, wo ist das Problem? Es ist ja wirklich keine Strafe, sondern lediglich ein Automatismus, frei von Hass, Rachsucht oder Menschenverachtung. Das Leben kennt so einige Automatismen, an deren Ende der Tod steht, und wenn wir den ein oder anderen künstlichen Automatismus hinzufügen, dann ist das kein Ausdruck von Unmenschlichkeit, sondern im Gegenteil: Ausdruck einer Gesellschaft, die den Menschen in Freiheit und Eigenverantwortung würdigt.

Ich kann im übrigen fast nicht glauben, dass die Politiker ihr Das-ist-keine-Impfpflicht-Framing wirklich ernst meinen. Es ist mehr ein Säbelrasseln in der Hoffnung, dass dies noch ein paar mehr zur Impfung treibt.

Aus philosophischer Sicht halte ich es durchaus für eine gültige Sichtweise, einen "Todesautomatismus" nicht für eine "Todesstrafe" zu halten. Genauso wie ich es für eine gültige Sichtweise halte, die eine oder andere Schikane für Ungeimpfte nicht als Impfpflicht zu interpretieren. Auch ist es möglich, sich auf den Standpunkt zu stellen, dass das Glas halb voll anstatt halb leer ist.

Das Kindische liegt für mich in dem Umstand, dass sich ein Erwachsener jeweils auf die ein oder andere Sichtweise versteift in der absoluten Überzeugung, dass man im Besitz der einzig gültigen Interpretation ist.




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Dienstag, 3. August 2021
Wenn der Staat Cannabis legalisiert, lasse ich mich impfen.

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Bisher habe ich mich noch gar nicht mit der Impffrage auseinandergesetzt. Ich habe mich nämlich für einen Genesenen gehalten und war mir darüber sicher genug, auch ohne offizielle Diagnose. Nun wird die Frage doch noch relevant für mich. Denn die anfänglich zur Schau gestellte Toleranz bezüglich der persönlichen Impfentscheidung schwindet Tag für Tag. Politiker, die lügen und Wort brechen, kennt man ja schon; es ist anscheinend ein inhärenter Teil eines jeden Politikers. Doch in diesem sensiblen Bereich ist das nochmal etwas ärgerlicher.

Das stößt mich alles massiv ab.

Und so überlege ich mir wenigstens einen saftigen Preis für meine eventuelle Käuflichkeit. Warum sollte ich mich billiger verkaufen? Impfpflicht gegen Gute-Politik-Pflicht. Ich finde, das ist ein fairer Deal. Man wird ja auch bald mit allerlei Schikanen die Impfmüden erpressen wollen. Dann darf man das auch zurückgeben.


Nachtrag 6.8.21

Natürlich werde ich meine Entscheidung letztlich auf rationalen Erwägungen aufbauen. D.h. ich werde es versuchen. Ich werde die Entscheidung hier aber nicht kundtun, denn ich will nicht in die Nähe einer Rechtfertigung geraten oder eine öffentliche Rechtfertigungspflicht fördern. So etwas erschiene mir unanständig. (Ich bin eben eher dieser "Individualist", der jede ungefragte, unerwünschte Kollektivierung ablehnt. Jede Kollektivierung, die nicht wirklich nötig ist, ist eine zuviel.)

Die politische Ebene ist allerdings durchaus ein Störfaktor, den ich nicht allzu einfach ausblenden kann. Wenn ich z.B. höre, dass eine Eva Herzig ihren Job verliert, nur deswegen weil sie sich noch nicht für eine Impfung entscheiden konnte und erstmal noch ein bißchen warten wollte, und ich gleichzeitig registriere, dass sie nicht wirklich von irgend einem Politiker nennenswert verteidigt wird, dann schiebt sich dieser Skandal durchaus vor meine sonstige Rationalität.
Ich finde es sehr verächtlich, sich hier nicht für die Freiheit einzusetzen.



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Sonntag, 1. August 2021
Niemand migriert in ein Zielland, weil er am dort stattfindenden multikulturellen Experiment teilhaben will. Und auch sonst wird sehr selten aus Gründen einer allgemeinen kulturellen Wertschätzung migriert. Der Mensch migriert fast immer aus materiellen Motiven.

Die Idealisierung von Multikulti ist also ein Akt von "Aus der Not eine Tugend machen".



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