Donnerstag, 17. Januar 2019
gedankenmaler, 14:57h
Ich ziehe meine Frage vom letzten Beitrag zurück. Ich will nicht fragen: "Wo ist Eure Empörung?" Sondern eher so: "Wo ist Eure Ausgewogenheit?" – Und diese Frage stelle ich auch mir selbst.
Ich bemerke an mir selbst, dass ein Teil meiner "Gesinnung" und meiner rechtslastigen Tendenzen auch dadurch bedingt ist, dass ich – wie jeder Mensch – mit einer begrenzten psychischen Kraft haushalten muss. Ich kann mich schon allein deswegen nicht über alles "angemessen" aufregen, weil es mich zu sehr erschöpfen würde. Ich muss eine Auswahl treffen und ich brauche Pausen zwischen den Aufregern.
Ich bin mir z.B. einer Schwachstelle bewusst in Bezug auf das Thema Lybien und die KZ-ähnlichen Flüchtlingslager, die es dort geben soll. Ich verdränge es die meiste Zeit.
Man muss sich ja so oder so eine gewisse Abschottung gegenüber all dem Leid in der Welt leisten, weil man sonst wahnsinnig werden würde. Nicht wahr? Wenn ich in Gedanken um Lybien kreisen würde, dann könnte ich genauso um irgendwelche Folterpraktiken in Syrien, im Iran, in Eritrea oder in Nord-Korea kreisen. Und das wäre gewiss zu viel für mich. Oder "nur" die Tatsache, dass so viele Menschen in der Welt an Hunger sterben. Oder die Suizide im eigenen Land; dieses unbekannte Heer von Verzweifelten, die in der Regel einsam und ohne Hilfe sterben müssen… Oder, oder, oder…
Es steht von vorn herein fest, dass man irgendwo für sich eine Grenze ziehen muss. Und dass man in dieser Grenzziehung auch von seinen politischen Präferenzen beeinflusst ist, ist auch wieder nur natürlich. Man kann dies auch mit einer positiven Logik begreifen: Natürlich darf sich der Mensch aussuchen, wo und wie er sich in der Welt engagiert. Jeder hat da seine persönliche Ausrichtung. Das Angebot an Mißständen ist jedenfalls riesig. – Wer sich aber übernimmt, der kann am Ende Schiffbruch erleiden, und dann kann er der Welt vielleicht gar keine gute Tat mehr schenken.
Trotzdem sollte man sich vielleicht ab und zu mal darüber klar werden, dass man mitunter einen ziemlich starken Filter in der Wahrnehmung eingebaut hat. Dass es einem an Ausgewogenheit mangelt.
Das Phänomen der begrenzten psychischen Kraft, z.B. in Form von Empörungsfähigkeit, ist allerdings auch innerhalb einer politischen Ausrichtung zu finden. So konnte ich mich als "Rechter" letztes Jahr noch gut über den Mord in Chemnitz aufregen. Aber für die aus meiner Sicht schwereren Ereignisse danach – z.B. die Gruppenvergewaltigung durch 7 Syrer – war dann kein Saft mehr da. Anderen ging es anscheinend auch so. Hier stelle ich mir auch die Frage, ob wir nun unweigerlich abstumpfen und solche Gewaltakte irgendwann nicht mehr so schwer nehmen. Hier geht es nicht nur um "psychische Kraft", sondern um die allgemeine "Reizbarkeit" des psychischen Systems, das bei zu häufiger Reizwiederholung eben weniger stark reagiert.
Ich bemerke an mir selbst, dass ein Teil meiner "Gesinnung" und meiner rechtslastigen Tendenzen auch dadurch bedingt ist, dass ich – wie jeder Mensch – mit einer begrenzten psychischen Kraft haushalten muss. Ich kann mich schon allein deswegen nicht über alles "angemessen" aufregen, weil es mich zu sehr erschöpfen würde. Ich muss eine Auswahl treffen und ich brauche Pausen zwischen den Aufregern.
Ich bin mir z.B. einer Schwachstelle bewusst in Bezug auf das Thema Lybien und die KZ-ähnlichen Flüchtlingslager, die es dort geben soll. Ich verdränge es die meiste Zeit.
Man muss sich ja so oder so eine gewisse Abschottung gegenüber all dem Leid in der Welt leisten, weil man sonst wahnsinnig werden würde. Nicht wahr? Wenn ich in Gedanken um Lybien kreisen würde, dann könnte ich genauso um irgendwelche Folterpraktiken in Syrien, im Iran, in Eritrea oder in Nord-Korea kreisen. Und das wäre gewiss zu viel für mich. Oder "nur" die Tatsache, dass so viele Menschen in der Welt an Hunger sterben. Oder die Suizide im eigenen Land; dieses unbekannte Heer von Verzweifelten, die in der Regel einsam und ohne Hilfe sterben müssen… Oder, oder, oder…
Es steht von vorn herein fest, dass man irgendwo für sich eine Grenze ziehen muss. Und dass man in dieser Grenzziehung auch von seinen politischen Präferenzen beeinflusst ist, ist auch wieder nur natürlich. Man kann dies auch mit einer positiven Logik begreifen: Natürlich darf sich der Mensch aussuchen, wo und wie er sich in der Welt engagiert. Jeder hat da seine persönliche Ausrichtung. Das Angebot an Mißständen ist jedenfalls riesig. – Wer sich aber übernimmt, der kann am Ende Schiffbruch erleiden, und dann kann er der Welt vielleicht gar keine gute Tat mehr schenken.
Trotzdem sollte man sich vielleicht ab und zu mal darüber klar werden, dass man mitunter einen ziemlich starken Filter in der Wahrnehmung eingebaut hat. Dass es einem an Ausgewogenheit mangelt.
Das Phänomen der begrenzten psychischen Kraft, z.B. in Form von Empörungsfähigkeit, ist allerdings auch innerhalb einer politischen Ausrichtung zu finden. So konnte ich mich als "Rechter" letztes Jahr noch gut über den Mord in Chemnitz aufregen. Aber für die aus meiner Sicht schwereren Ereignisse danach – z.B. die Gruppenvergewaltigung durch 7 Syrer – war dann kein Saft mehr da. Anderen ging es anscheinend auch so. Hier stelle ich mir auch die Frage, ob wir nun unweigerlich abstumpfen und solche Gewaltakte irgendwann nicht mehr so schwer nehmen. Hier geht es nicht nur um "psychische Kraft", sondern um die allgemeine "Reizbarkeit" des psychischen Systems, das bei zu häufiger Reizwiederholung eben weniger stark reagiert.
... comment