Sonntag, 4. August 2019


PS:
https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/den-neuen-hass-auf-juden-besiegt-man-nicht-mit-schoenen-worten



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Dienstag, 16. Juli 2019

Für den "Vogelschiss" von Gauland gibt es meiner Meinung nach wirklich noch eine gutwillige Lesart, von der ich annehme, dass sie dem Denken von Gauland gerecht wird. Beim "Denkmal der Schande" von Björn Höcke finde ich keine gutwillige Lesart mehr.

Ich ziehe mich nicht auf die Formalität zurück, dass man es rein logisch immernoch passend machen könnte: "Der Holocaust ist eine schandhafte Tat. Also stimmt der Begriff 'Denkmal der Schande'." – Zum einen ist "Schande" ein viel zu kleines Wort für den Holocaust. Zum anderen sagt mir mein Sprachinstinkt in der Zusammenschau mit seinen sonstigen Äußerungen, dass er auf diese formale Bedeutungsebene nicht abzielte. Er nutze sie vielleicht, um sich dahinter zu verstecken. Er meinte wohl wirklich: Das Denkmal an sich ist eine Schande. Und das ist einfach doppelt und dreifach bescheuert. Auch, wenn es selbstverständlich von der Meinungsfreiheit gedeckt ist.

Für mich ist das selbstkritische Element im Umgang mit der Nazi-Vergangenheit eher ein Anlass zum Stolz. Wir können katastrophale Fehltritte eingestehen. Wir können wenigstens im Nachhinein gut und böse unterscheiden und wir können den Tag der Niederlage Nazideutschlands wenigstens prinzipiell als "Tag der Befreiung" betrachten. (Auch, wenn dies eine sehr verkürzte Sicht ist, denn es war nicht alles gut ab diesem Tag, gerade auch in menschenrechtlicher Hinsicht.)

Dass Höcke hier darin versagt, dass Positive in unserer heutigen "Erinnerungskultur" zu sehen, ist traurig. Und ich verstehe auch, wenn hier der Nazi-Gesinnungsverdacht aufkommt. Allerdings bleibe ich erstmal noch bei dem Verdacht stehen. Ich müsste jetzt erst noch weitere Aussagen von ihm analysieren, um zu einem ordentlichen Urteil zu gelangen, jedoch habe ich darauf keine Lust.

Gleichzeitig aber hat Höcke auch ein bißchen Recht, wenn er eine "erinnerungspolitische Wende" fordert. Vielleicht hat er nur zu 1% Recht oder oder er hat bis zu 10 oder 20% Recht. Wie viel auch immer. In jedem Fall scheint es mir so zu sein, dass wir es ein bißchen übertreiben mit unserem Fokus auf das Negative in unserer Vergangenheit. Wir kreisen ein bißchen zu viel um unsere Sünden. Ein positives Selbst-Bewusstsein kommt bei uns zu kurz, was sich schon darin zeigt, dass wir noch nichtmal mit dem Bewusstsein leben, dass so etwas überhaupt erlaubt ist. – Aber was Höcke hier veranstalten würde, wäre sicherlich auch nicht mehr gesund. Er würde sehr wahrscheinlich zur anderen Seite hin übertreiben und eine Art nationaler Selbst-Glorifizierung betreiben, dass auch ich meine Beine in die Hand nehmen und schnell das Weite suchen würde.

Insofern halte ich Höcke definitiv nicht für eine positive, gesunde Kraft. Wenn er sich jetzt in der AfD durchsetzen sollte, hätte ich ein ernsthaftes Problem. Dann wäre ein Kreuz bei der AfD fast nur Protest, und kaum noch Ausdruck von auch teilweiser Zustimmung. Es gäbe dann wieder diese eklatante Repräsentationslücke für "anständige Rechte" im politischen System. Es gäbe keine (genügend anständige) Partei, mit der ich ausdrücken könnte: So etwas wie 2015 war kompletter Irrsinn und soll sich bitte niemals wiederholen. (Insbesondere war es Irrsinn aus effektiv altruistischer Sicht.)

Natürlich habe ich auch jetzt schon ein Problem mit der AfD, denn sie hat nunmal solche Gestalten wie ein Björn Höcke in sich und noch ein paar schlimmere. Aber solange mir dieses Politik-System keine makellose Partei anbietet, mit der ich mein legitimes Interesse zum Ausdruck bringen kann, muss ich eben mit dem Vorlieb nehmen, was mir angeboten wird. Das ist einfach ein Systemfehler, von dem ich mir meinen demokratischen Willensbeitrag nicht vermiesen lassen will. Ich hab grad keine Zeit, um eine anständige(re) rechte Partei zu gründen.




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Sonntag, 14. Juli 2019

1. Es gibt keine "Menschenwürde". (Aber es gibt die Menschenrechte.)

2. Die Menschen sind unterschiedlich.

3. Ich fühle mich in meinem Land an einigen Ecken überfremdet und bin in Sorge, dass dies weiter zunimmt. (Noch kann ich es einigermaßen gut aushalten.)

4. Das Streben nach Multikulti und Masseneinwanderung ist nicht alternativlos.

5. Der Islam ist ein ernsthaftes Problem. (Neben anderen Problemen.)


Vielleicht werde ich ja bald vom Verfassungsschutz überwacht und als "rechtsextrem" eingestuft. Nach seiner Logik bin auch ich wohl ein "geistiger Brandstifter" (ein Gedankenverbrecher). Einer, der falsch denkt und falsch fühlt und aufgrund dieser Eigenschaften eine Bedrohung für die freiheitlich demokratische Grundordnung ist.

Siehe Begründung zur Einstufung der IBD als "rechtsextrem":

… Diese geistigen Brandstifter stellten die Gleichheit der Menschen oder gar die Menschenwürde an sich in Frage, redeten von Überfremdung, erhöhten ihre eigene Identität, um andere abzuwerten und sie schürten gezielt Feindbilder. …

https://www.tagesschau.de/inland/identitaere-121.html


Natürlich fehlt es hier an Details, um über diese Sache genauer urteilen zu können. Sowohl was die IDB betrifft als auch die Arbeit des VS. Aber diese Kurzform der Begründung hat etwas unheimliches.

Falls es erlaubt ist, eine andere Meinung als der VS zu haben: Ich bin noch nicht davon überzeugt, dass die Identitären "extrem" und "verfassungsfeindlich" sind. Sie sind "stramm rechts" und sicherlich gibt es einige fragwürdige Gestalten unter ihnen. Aber ein Vorwurf wie z.B. Demokratiefeindlichkeit halte ich für vollkommen daneben. Vielleicht würde ich anders reden, wenn ich im VS arbeiten würde, aber aus den Quellen, die mir bisher bekannt sind, kann ich so etwas nicht bestätigen. (siehe z.B. https://www.patrick-lenart.eu/das-identitaere-minimum/ )

Wir leben in Zeiten, in denen die Unterscheidungsfähigkeit zwischen "rechts" und "rechtsextrem" regelmäßig versagt. Auch und gerade von Staatsseite aus. (https://twitter.com/lichtmesz/status/1150072511939457025 ) Wie soll man da eine Einstufung als "rechtsextrem" ernst nehmen?

War da nicht gerade ein Ex-Bundespräsident, der für eine erweiterte Toleranz gegenüber "rechts" geworben hat?





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Samstag, 29. Juni 2019

Da es immernoch Leute gibt, die sich an diesem vermeintlichen Skandal hochziehen:

Herr Gauland hat nicht gesagt, dass Hitler an sich ein Vogelschiss war. Herr Gauland hat gesagt, dass Hitler in Relation zur 1000-jährigen, deutschen Geschichte nur ein Vogelschiss war.

Das ist ein gewaltiger Unterschied. Aussagegegenstand ist nicht Hitler, sondern die deutsche Geschichte, das deutsche Wesen, die deutsche Identität. Über diesen Gegenstand hat er eine Aussage getroffen und er behauptet sinngemäß, dass das Ereignis Hitler eben keine große Aussagekraft über das "Deutsche" hat.

Zu diesem Schluss kommt man zumindest, wenn man ihm (gutwillig) zuhört.

Natürlich kann man sagen, dass die Ausdrucksweise bekloppt, extrem ungeschickt und möglicherweise auch respektlos ist. Und man kann auch sagen, dass man dem Aussageinhalt nicht zustimmt. Aber ihm die Aussage unterzuschieben, dass Hitler an sich nur ein Vogelschiss war, ist schlicht das Produkt mangelhaften Zuhörens.

Grundsätzlich würde ich jedem das Recht zusprechen, sich in der Selbst-Betrachtung auf die positiven Seiten zu konzentrieren. Ob es eine Einzelperson betrifft oder Gruppen, Großgruppen, Ethnien, Völker: Man hat das Recht, sich in seiner geistigen Ich- bzw. Wir-Bildung auf das Positive zu konzentrieren und das Negative von sich zu weisen. Wer von einer häßlichen Krankheit befallen ist, die einen entstellt, z.B. ein großer Tumor im Gesicht, der soll sich beim Blick in den Spiegel tapfer sagen dürfen: "Ich bin nicht dieser Tumor. Er hat keinerlei Aussagekraft über mich. Er ist im Vergleich zu meinem goldenen Seinskern nur ein Vogelschiss. Es ist nicht von Bedeutung, was ich da sehe, ganz egal, wie häßlich es ist." Entsprechend hat sich Gauland geäußert und das ist absolut legitim.

Doch dies ist die Zeit der pawlow'schen Hunde. Wenn man ihnen keine Trigger-Warnings gibt, flippen sie aus. Und die bloße Nähe zweier Worte wie "Hitler" und "Vogelschiss" vereitelt zuverlässig jede sachliche Sprachverarbeitung. Die inneren Glocken läuten viel zu laut, als dass sich da differenzierte Gedanken entfalten könnten. Man fletscht bereits die Zähne und wälzt Strategien, wie man seinen Gegner erlegen kann.

Ich würde Gauland in Bezug auf das deutsche Wesen und Hitler übrigens nur teilweise zustimmen. Ich glaube, dass das Ereignis Hitler doch etwas mehr Aussagekraft über uns hat als Vogelschiss. Ich weiß nicht genau inwiefern, aber ganz unbedeutend ist es nach meinem Bauchgefühl eher nicht.




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Mittwoch, 12. Juni 2019

Die Sache mit der Meinungsfreiheit, das Ideal "Meinungsfreiheit gilt auch für falsche Meinungen", wird hart auf die Probe gestellt in Anbetracht des Standpunktes, dass Homosexualiät eine Krankheit sei.

Ich gehöre ja zu denen, die auch dies noch als Meinung akzeptieren wollen, obwohl ich ehrlich davon überzeugt bin, dass sie schlicht falsch ist, und obwohl ich mir darüber bewusst bin, dass sie Homosexuellen Schaden zufügen kann. Meine Überzeugung ist übrigens wirklich lebendig in mir und nicht nur "gelernt", artig vom P.C. Mainstream kopiert, wie es wohl die meisten brav moralischen Herdentiere unserer Zeit machen. Ich habe diese Wahrheit "geistig-körperlich geschaut", denn ich habe ein Talent dazu. Vielleicht ist das eine Bi-Neigung in mir, vor allem aber jede Menge Offenheit und Neugier. Ich habe mit schwulen Männern zusammen gesessen und habe spontan ihre "Energiekonfiguration" übernommen (zwei Mal bisher), und da "verstand" ich es plötzlich (d.h. ich war in dem Moment schwul). Der zwischenmenschliche Magnetismus, die "Chemie" zwischen Menschen, ist anscheinend von der Einstellung des "Astralkörpers" oder sowas abhängig. Der Homosexuelle ist hier schlicht anders eingestellt. Das deckt sich auch mit der Selbst-Wahrnehmung eines schwulen Buddhisten, mit dem ich früher regelmäßig zu tun hatte. Er sagte von sich, er sei hier einfach "anders gelagert".

So verstehe ich also beide Seiten gewissermaßen aus der Innenperspektive: Den Hetero, der nicht selten eine Tendenz dazu hat, von Homosexualität angewidert zu sein und darin etwas "Unnatürliches" sucht, der davon zumindest irritiert ist. Und ich verstehe den Homo, der ganz gewiss nicht "unnatürlich" ist, und in keiner Weise "pervers" oder "entartet" oder "abartig". Er ist nur "anders gelagert" und diese andere Erlebniswelt hat durchaus was für sich. Diese andere Einstellung hat mich durchaus fasziniert, auch wenn ich nicht weit und nicht lange mit ihr gegangen bin. (Meine Erfahrung blieb rein geistig; ich habe bisher keine schwulen Handlungen durchgeführt und war noch hetero genug, um in den Momenten der "Schau" auch ein bißchen Angst davor zu haben, jetzt vielleicht für immer schwul werden zu können.)

Argumentativ könnte man dem "Homophoben", der von der Homosexualität als Krankheit überzeugt ist, entgegensetzen, dass er das Homo-Sein noch gar nicht erlebt hat: Wie kann er es beurteilen? Eine Grippe kennt jeder und auch die körperlichen Mißempfindungen, die damit verbunden sind. So kann jeder über Grippe mitreden und ihren Krankheitswert bezeugen. Aber wie kann man etwas Krankheit nennen, bei dem andere einem von Freude, Verzückung und Anziehung berichten? Es ist eben doch eher ein kleingeistiger, faschistoider Gleichschaltungs- und Konformismustrieb, zusammen mit der "natürlichen Irritation" des Heteros, der hier den Homo korrigieren möchte. Oder es liegt zuvorderst an dieser "natürlichen Irritation" des Heteros, teilweise einfach an der Kraft des Ekels, die ihn hier so antreibt, bis hin zur Festlegung, das sei eine Krankheit.

Leben und leben lassen. Auch die Heteros können nichts für ihre Irritation, so wie Homos nichts für ihre Homosexualität können. Es ist jeweils nur ein Folgeprodukt ihrer "Energiekonfiguration". Vielleicht würde es ein bißchen helfen, wenn man nicht ständig von "Sexualität" redet. Meiner Meinung nach ist das zentrale Phänomen hier nicht Sexualität, die ist nur ein nachrangiges Detail, sondern "Magnetismus". Dieses doch sehr wunderliche Phänomen, dass man sich zu manchen Menschen(typen) hingezogen fühlt. Das ist doch zuerst mal: interessant. Vor allem, wenn man es noch allgemeiner betrachtet, in Bezug auf jede mögliche Art von "Magnetismus" (Sympathie, Chemie) zwischen Menschen. Welche Kräfte und Triebe führen uns da genau zusammen oder eben nicht und im Gegenteil? (Welche Rolle spielt z.B. Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit?) Ein Mehr an Toleranz wird vielleicht vor allem dadurch erreicht, dass man mal etwas tiefer über diese Phänomene nachdenkt? Die bloße Forderung nach "Toleranz", die auch schnell mal den reflexhaften Ekel des Heteros verurteilt, scheint mir nicht wirksam genug zu sein. Sie hat keine Tiefenwirkung, sie unterdrückt nur die Intoleranz auf der Oberfläche. Das ist zwar auch schon ein Erfolg, wenn man so will, aber kein besonders großer.

Jens Spahn möchte Konversionstherapien verbieten lassen. – Ich tue mich trotz aller Überzeugung, dass Homos nicht "krank" sind, sehr schwer mit so einem Verbot. Denn es ist ein Verbot, dass eine weltanschauliche Position quasi als verbindlich setzt. Darüber hinaus habe nicht nur ich die Erfahrung gemacht, dass die sogenannte "sexuelle Orientierung" durchaus änderbar ist. Ein schwuler Mann hat im Radio auch schonmal davon berichtet, dass diese Konversionstherapien bei einigen durchaus funktionieren, nur "wird davon in der Regel nichts in den Medien erzählt", aus offensichtlichen Gründen. Am Ende wird sich nur der Name solcher "Therapieangebote" ändern. Man wird sie nicht ganz aus der Welt schaffen können. Vielleicht wäre es sinnvoller, eine Art Beratungspflicht anzuordnen, sodass Homos sich vorher von einer Stelle beraten lassen, die sie nicht mit irgendwelchen mittelalterlichen, konformistischen Vorstellungen bedrängt.

Oben bin ich davon ausgegangen, dass Heteros im allgemeinen eine Tendenz haben, bezüglich Homosexualität Irritation zu empfinden, häufig auch Ekel. Möchte mir hier jemand widersprechen?




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Montag, 10. Juni 2019

Jeder, überall auf der Welt,

… hat genug zu essen.

… hat ihn liebende Eltern.

… kann sich persönlich entfalten und sein Leben genießen.


Dann gäb's keine Massenmigration und der Fremde wäre noch eine Rarität, noch etwas Besonderes, den zu beherbergen ein Privileg wäre, um das sich sogar der "Rechte" streiten würde. Die Bejahung von Multikulti und Migration wäre kein moralisches Muss, das einem von allen Seiten her eingetrichtert wird. Migration und kulturelle Vermischung würde überhaupt nur sehr, sehr langsam voranschreiten; so langsam wie es für die aufnehmenden Gesellschaften auch verdaulich ist.


Was wäre das für eine Wohltat, wenn der Linke ein wenig von seinem "Hypermoralismus" runterkommen würde und der Rechte ein wenig von seinem "Egoismus" opfern würde und mehr über seinen Tellerand hinaus blicken würde. Dann könnte man sich zusammen tun, sich in der Mitte treffen, und richtig gute Politik machen.





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Donnerstag, 6. Juni 2019

Ich schlage vor, wir wenden uns von den Begriffen "Rassismus" und "Anti-Rassismus" ab, wo sie sich nur noch auf ein stark abstrahiertes Rassekonzept gründen und sich daher nur sehr indirekt und partiell auf Rasse im originalen Sinne beziehen. Überall da, wo die körperliche Rasse (der Körper- bzw. Gestalttyp) weit nachrangig ist, verwende man stattdessen die Worte "Typismus" und "Anti-Typismus". – Vielleicht kriegen wir mit dieser Umwortung dann auch mal eine Umwertung hin, bestenfalls eine mit sehr viel mehr Nüchternheit, Gedankentiefe und Differenziertheit. Denn nicht jeder Typismus ist gleich schlimm, ja es gibt "sogar" legitime, in Wahrheit gegründete Typismen. So wage ich z.B. die Behauptung, dass Frauen typischerweise mehr Wert auf ihre äußere Erscheinung legen als Männer und auch deutlich mehr Aufwand betreiben, um sich aufzuhübschen. Und dass es noch eine Reihe weiterer, typischer Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. – Ich denke, dass man es mir gestatten darf, so weit "Typist" zu sein.

Meine Wertschätzung für das Individuum impliziert, dass ich ihm beides bieten möchte: Die Möglichkeit, sich an Typen-Bildern und Typen-Realitäten zu orientieren und sich darin wiederzuerkennen – und die Möglichkeit, diese Typen-Bilder in keiner Weise als Anpassungsdruck zu empfinden. Das Aus-der-Reihe-Tanzen, das Untypische, soll ihm jederzeit möglich sein, aber nicht auf Basis einer aggressiven Verneinung allen Typischens, die letztlich doch nur oberflächlich bleibt, sondern aufgrund eines inneren Mutes und einer tiefen Liebe zum Individuellen, sowohl für sich selbst als auch für seinen Nächsten. Auch gönne ich diesem Indiviuum (auch mir selbst) die Möglichkeit des Welt-Genusses durch die Brille von Typen-Bildern. Der Mensch reagiert natürlicherweise auch emotional auf Typen. Häufig hat er Lieblingstypen.

Das "Typische" in der Welt zu sehen, zu erkennen, zu suchen, ist viel mehr als nur eine Anwendung auf Menschen im Gruppenmodus. Das "Typische" kann auch für jedes Individuum einzeln erkannt werden. Und auch in leblosen Einzelphänomenen kann etwas "Typisches" erkannt werden. Im Wesentlichen ist das Suchen von etwas Typischen nichts anders als ein Erkenntnisversuch über den Betrachtungsgegenstand. Natürlich kann man sich dabei auch täuschen und das kann im Kontext von Menschengruppen auch zu falschen Vorurteilen führen. Das ist dann eben in dem Maße zu kritisieren, in dem hinter dem Typismus nicht wirklich ein Erkenntnistrieb am Werk ist, oder in dem es parallel zum Typismus nicht genug Motivation gibt, dem Individuum gerecht zu werden. Eine grundsätzliche Verneinung jeglichen Typismusses aber, nur um ein Individuum niemals mit einer falschen Kategorisierung, Erwartung oder Ausgrenzung zu belasten, halte ich für maßlos übertrieben. Das ist dann eher Neurose als Vernunft.

Wenn ein John Cleese und einige andere die Aussage machen, London sei keine britische Stadt mehr, dann halte ich das für sein gutes Recht. Wenn das seine Wahrnehmung ist, dann ist das eben seine Wahrnehmung. Er könnte auch sagen, dass Nutella nicht mehr so schmeckt wie früher. Auch das wäre lediglich Ausdruck einer subjektiven Erfahrungstatsache. Dass es hier immer gleich einen Aufschrei gibt und von "Rassismus" geredet wird, ist für mich eine der unangenehmsten und ärgerlichsten Seiten unseres Zeitgeists. Es ist so stumpf mechanisch und hypermoralistisch neurotisch. Vor allem ist es eine Unsitte, die ich als elementare Übergriffigkeit erlebe. Es ist ein Griff hinein in meine Psyche, denn es wird bereits die bloße Wahrnehmungsweise als "rassistisch" sanktioniert. Auf diese Art Politik zu machen, erscheint mir äußerst verschlagen, hinterhältig, machthungrig, manipulativ. Oder es ist vor allem angstgetrieben, wiedermal. Jedenfalls wird hier der gegnerische Wille bereits in der Entstehung behindert, indem man ihm einredet, seine gesamte Wahrnehmungsbasis sei ungültig, weil unmoralisch. Du darfst hier gar nicht weiterdenken, weiterwollen, auch nicht weiterfühlen. Für mich hat das was Faschistoides oder wenigstens fundamental Intolerantes, eben weil es so früh im Geist ansetzt. Aus diesen inneren, psychischen Zonen sollte man sich anständigerweise heraushalten.

Kommunikation ist naturgemäß schwierig, wenn man seinem Gegenüber immer gleich böse Absichten unterstellt. Philosophie ist schwierig, wenn an jedem Gedanken und jeder Wahrnehmung die Angst vor einem eventuellen Mißbrauch klebt. Mir ist schon bewusst, warum sich hier so viele Anti-Rassismus-Schreier zu Wort melden. Sie fürchten wohl, dass sich eine Unterscheidung etablieren könnte in "echte Briten" und "Briten 2. Klasse". Doch die Rassismus-Keule ist nicht die einzige Art und Weise, wie man mit dieser Angst umgehen kann. Und die bloße Wahrnehmung als "rassistisch" zu attackieren ist, wie bereits dargelegt, übergriffig. Prinzipiell gibt es ja auch die Möglichkeit zu sagen: "Na und? Dann ist London eben keine britische Stadt mehr." Dann kann man im Gegenzug wenigstens das Typen-Bild "Brite" bzw. "britische Kultur", "britische Stadt", lassen wie es ist und muss es nicht im Namen der vermeintlich höheren Moral zu etwas völlig Beliebigen machen. Dann könnte man ehrlich sagen: "So ist das eben mit Multikulti und Masseneinwanderung. Die Nationalitäts- und Kulturtypen, das Typische und die spezifische Eigenarten im Kollektiv verschwinden sehr weitgehend bzw. sie ändern sich sehr weitgehend bzw. sie werden durch andere Kulturtypen ersetzt."

Ich habe mich mal mit der Idee auseinandergesetzt, nach Australien auszuwandern, als sich mir eine Gelegenheit dazu bot. Mir wurde dabei relativ schnell klar, dass ich es in diesem Leben niemals dahin bringen würde, mein "Deutsch-Sein" abzustreifen. Bei aller Liebe zur englischen Kultur, zur Sprache und zum Land würde ich doch niemals ein "typischer Australier" werden. Na und? Ich bräuchte diesen Status nicht, um mich dort wohl zu fühlen. "Typischer Australier" ist keine Ehrenbezeichnung, genauso wenig wie "typischer Brite" oder "typischer Deutscher". Es sind Typ-Bezeichnungen und diese sind vollkommen legitim.

Für ebenfalls legitim halte ich das Bestreben eines Volks / einer Großgruppe, auf den Erhalt seines spezifischen Charakters / Typs zu achten.

Wie praktisch Nationalitätstypen im kulinarischen Bereich sind! Ob man japanisch, chinesisch, koreanisch, italienisch oder sonstwie essen geht. Man weiß immer ziemlich gut, was einen dort erwartet. – Bereits die Kategorisierung von Genuss ist ein Genuss. So geht’s zumindest mir.




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Dienstag, 4. Juni 2019

Ich habe mir meine gründliche und rücksichtslose Respektlosigkeit gegenüber Glaubensreligionen erarbeitet. Denn ich bin ein einerseits ein tief religiöser und ständig suchender Mensch und andererseits ein sehr gewöhnlicher Mensch – und das heißt, ich war selbst mal von dieser "Malware" befallen, zumindest habe ich die Aufdringlichkeit dieser beschissenen Mentalprogramme am eigenen Leib / Geist gespürt. Ich stand hin und wieder mal in Kontakt mit solchen "Gläubigen", die dieser Malware in sich zumindest vordergründig ihr ganzes Denken opferten. Und diese Menschen brachten mich in Versuchung. – Ja, vielleicht kann nur Jesus Christus mich retten?! Geheiligt sei sein Name! Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen!…

Doch eigentlich bräuchte man nur eine kleine Menge gesunden Menschenverstand, um dieses hochkonzentrierte Destillat aus Bullshit und Nonsense für immer von sich zu weisen.

Ich kritisiere:

– den völlig unreflektierten, dogmatisch übergestülpten und nicht wirklich aus der Erfahrung gewachsenen Glauben an den Glauben (Glaubensglaube); die Annahme, dass jegliche Religion, sich immer nur oder vorrangig um "Glauben" drehen müsse; die Annahme, dass ein geisteskranker Gott den so "gläubigen" Menschen gerne hat und für seinen Glauben belohnt.

– die Folgen dieses oberflächlichen Glaubensglaubens: Selbst-Betrug und innere Spaltung. Denn der Mensch versucht nun, auf Teufel komm raus zu "glauben". Also "glaubt" er, doch meistens gilt dabei: "Wenn Du glaubst, Du glaubst, dann glaubst Du nur, Du glaubst."… Er macht sich was vor. Er betreibt eine Show auf der Oberfläche und schenkt dieser Oberfläche all seine Aufmerksamkeit.

– die zutiefst perverse Gewalbereitschaft der Glaubensreligionen gegen Seele, Psyche und Geist; die Androhung von ewiger Folter, ewiger Qual, ewiger Vernichtung; das Erzeugen eines massiven psychischen Angstdrucks.

– die extreme Widersprüchlichkeit der Glaubenssätze: z.B. in der Art, dass man behauptet, Gott ist barmherzig und voller Liebe, und gleichzeitig, es gäbe eine ewige Hölle, und dieser Gott könne Dich auch schon mal zur Hölle fahren lassen.

– die allgemein Geist lähmende Wirkung von all diesem Mist; so wirkt das Dulden extremster Widersprüche im "Glauben" und unreflektierter Glaubenssätze sich auch schädlich auf die allgemeine Psycho-Hygiene aus; man gewöhnt sich daran, dass man "dreieckige Vierecke" (kognitive Dissonanzen) im Geist mit sich herum schleppt; man hört auf, den Signalen von Konflikt, Widerspruch und Reibung nachzugehen und die damit zusammenhängenden Gedanken zu prüfen; überhaupt prüft man kaum noch etwas selbst, denn es geht ja um "Glauben", da hat "Prüfen" eher einen schweren Stand; man entwickelt keinerlei hohen Ansprüche an die Entwicklung einer eigenen Weisheit.


Es ist kein Wunder, dass die Aufklärung sich das Motto gab: "Habe Mut Dich Deines Verstandes zu bedienen." Und es irgendwie auch kein Wunder, dass die Aufklärung bis heute noch nicht flächendeckend durchgeschlagen ist. Denn so viel Mut haben dann doch nur wenige. Das geistige Gefängnis der Glaubensreligionen ist aufgrund ihrer finsteren und kaum steigerbaren Brutalität eben doch sehr mächtig. Vor allem wenn wir dem eigentlich absurden Szenario ausgesetzt sind, dass große Massen diesen "Religionen" hinterher rennen. Das beeindruckt uns Herdentiere ganz unvermeidlich. Eigentlich sollten wir diese Glaubenskulte in Massen auslachen, doch da das leider noch nicht erreicht ist, ist ihre gefährliche, lähmende Macht noch vorhanden.

Diese Glaubensreligionen kann man meiner Meinung nach auch verantwortlich machen für kulturelle Fehlentwicklungen außerhalb der Kirchen und Religionsgemeinschaften. Sie haben die gesamte menschliche Kultur abwärts gezogen, haben eine geistige Unkultur erschaffen, haben ständig ein schlechtes Beispiel vorgelebt in Bezug auf die Benutzung des eigenen Verstandes, haben Lüge, Selbst-Betrug, Stumpfsinn, Heuchelei, Fanatismus und Oberflächlichkeit vorgelebt. Und all das eben ohne ausgelacht zu werden, es war hof- und salonfähig, und das ist es immernoch.

Wahrscheinlich muss man den Glaubensreligionen sogar in Rechnung stellen, wenigstens anteilig, dass wir bis heute so anfällig für Ideologien sind. Wir verehren viel zu leicht Gedankensysteme, sogar einzelne Gedankenansätze. Ob es um die neueste Ernährungsform geht, die neuesten Erziehungsmethoden, das perfekte politische System, Homöopathie, Impfen, Nationalismus oder Antinationalismus oder sonstwas. Überall finden sich glaubensverrückte, unreife Menschen, die Lust zu haben scheinen, ihren Geist ständig in einen Modus totaler Bejahung oder totaler Verneinung zu werfen. Und nur eine auf Dummheit und "Glauben" dressierte Menschheit war wohl in der Lage, solch überklügelte Gedankengebäude wie den Kommunismus oder Sozialismus anzubeten. (Im Grunde hat man ja nur den "Gott" ausgetauscht, den man angebetet hat.) Man hat die Ignoranz der Wirklichkeit und die Erhabenheit über jeden Zweifel jahrhundertelang geübt und fest in den Gesellschaften verankert; da konnte es einen noch nichtmal erschüttern, dass es einen "antifaschistischen Schutzwall" brauchte, um die eigenen Bürger bei sich zu halten und sie ggf. mit der Schusswaffe an der Republikflucht zu hindern. – Diese Borniertheit, Blindheit und Vernunftwidrigkeit ist gewissermaßen unsere Normalität. Wir brauchen uns gar nicht so sehr darüber wundern, solange unsere geistige Umwelt so voller Schmutz und Finsternis ist und wir uns so nachlässig um geistige Reinigung bemühen. Solange wir diese Glaubenskulte nicht für ihre Dummheit und Absurdität auslachen.

Relevant für das Rechts-Links-Thema und unsere Gesellschaft ist die Sache dann insofern, als dass ich davon ausgehe, dass solche engstirnigen und engherzigen Glaubenskulte nicht förderlich sind für das Gedeihen einer multikulturellen Gesellschaft. Solange die relevanten Religionen einer Gesellschaft in einem Bündel aus Zumutungen bestehen, die das Individuum niederdrücken, verwirren, verängstigen und in seiner Entwicklung behindern, solange wird von diesen Religionen auch immer ein großer Hemmungseffekt ausgehen, was die Bereitschaft zur ethnischen und kulturellen Vermischung angeht. Denn man ist so beladen von so viel Mist in seinem Kopf – da braucht man nicht noch den Kontakt zu Andersgläubigen, denn das macht die Sache ja noch viel komplizierter. Deswegen lebt man lieber unter sich und nebeneinander her – im besten Fall. Häufig verachtet man sich auch gegenseitig für den "falschen Glauben".

Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen und das Multikulti-Projekt, das wir leider schon gestartet haben, erst dann in Gang setzen, sobald die Menschheit ihre Glaubensreligionen gründlich überwunden hat.



Nietzsche, Friedrich, Der Antichrist
http://www.zeno.org/nid/20009257144 :

51

Daß der Glaube unter Umständen selig macht, daß Seligkeit aus einer fixen Idee noch nicht eine wahre Idee macht, daß der Glaube keine Berge versetzt, wohl aber Berge hinsetzt, wo es keine gibt: ein flüchtiger Gang durch ein Irrenhaus klärt zur Genüge darüber auf. Nicht freilich einen Priester: denn der leugnet aus Instinkt, daß Krankheit Krankheit, daß Irrenhaus Irrenhaus ist. Das Christentum hat die Krankheit nötig, ungefähr wie das Griechentum einen Überschuß von Gesundheit nötig hat – krank-machen ist die eigentliche Hinterabsicht des ganzen Heilsprozeduren-Systems der Kirche. Und die Kirche selbst – ist sie nicht das katholische Irrenhaus als letztes Ideal? – Die Erde überhaupt als Irrenhaus? – …

52

Das Christentum steht auch im Gegensatz zu aller geistigen Wohlgeratenheit – es kann nur die kranke Vernunft als christliche Vernunft brauchen, es nimmt die Partei alles Idiotischen, es spricht den Fluch aus gegen den »Geist« …



George Carlin arbeitet hier in den ersten 1-2 Minuten die größte Absurdität der von Himmel und Hölle redenden Glaubensreligionen heraus:




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Samstag, 1. Juni 2019

Ich bleibe bei diesem Thema meinem Grundsatz treu, dass ich Ausdruck, Symbolik und Sprache nur dann versuche, objektiv zu "fixieren", wenn es mir wirklich aus ernsten Gründen geboten scheint.

An anderer Stelle poche ich ja auch auf meine persönliche Ausdrucksfreiheit, wenn ich z.B. Lust darauf habe, dass Wort "völkisch" rein denotativ und nicht wertend als Adjektiv zu Volk zu nutzen und die Assoziationen bezüglich Hilter und Nationalsozialismus für nicht verbindlich zu halten.

Daher habe ich auf abstrakter Ebene eine grundliberale Haltung zum Kopftuch: Es lässt sich keine objektive Wahrheit dazu aufstellen, wofür es "wirklich" steht. Man muss es in jedem einzelnen Fall neu ergründen, welche Gedanken und Kräfte dahinter am Werk sind.

Diese Liberalität erscheint mir auch geboten, weil Ausdruck in 99% aller Fälle immer auch ein hoch individueller Prozess ist. Und der dabei genutzte Mechanismus ist schlicht die psychische Assoziation, die "Verlinkung", die Zuordnung bzw. Abbildung. Und dieser Mechanismus ist absolut flexibel, was ja irgendwie auch das Tolle ist. Mit welchem Wort ich vom Gedanken auf das Phänomen zeigen möchte, ist allein meine persönliche Wahl, zumindest wenn wir über Ausdruck reden und nicht über Kommunikation. Man kann "Äpfel" und "Birnen" eben wirklich vertauschen, wenn man da Lust drauf hat. Aufgrund dieser Relativität in allem Ausdruck gibt es auch keine Möglichkeit zu sagen, wofür das Kopftuch "wirklich" steht (ebenso: Das Wort "völkisch"…). In einem Fall kann das Kopftuch für Unterdrückung und Unterwerfung stehen, im anderen Fall kann es für genau das Gegenteil stehen und Emanzipation ausdrücken.

Es gibt zwar ein paar Möglichkeiten hier auf ein gewisses Maß von Objektivierung zuzustreben, aber diese scheinen mir letztlich einfach nicht zwingend genug. So ist das Argument, dass die Frauen im Iran gerne ohne Kopftuchzwang leben würden, zwar schon irgendwie bedrückend – aber es gibt eben keine Pflicht dazu, die Solidarität mit diesen Frauen eben durch den Verzicht auf das Kopftuch überall in der Welt auszudrücken. Oder das Argument, dass der eigentliche Grund für die weibliche Verhüllung doch eigentlich ein ziemlicher beschissener, primitiver Grund ist: Der Mann soll vor zu vielen Reizen geschützt werden… Wie krank ist das denn bitte? – Das ist gewiss auch kein schlechtes Argument, aber es ist eben auch nicht so zwingend, als dass es alle Möglichkeiten ausschließen würde, in denen das Kopftuch eben doch auch ein Ausdruck von Emanzipation ist.

Es erscheint mir also von vorn herein ausweglos, hier irgendwelche Argumente zu finden, die die eigene Lieblingsvorstellung von Symbolinterpretation zu einer objektiven Norm erhebt, der sich dann alle anpassen müssen. Und so finde ich es auch ziemlich albern, wenn man das überhaupt nur versucht. Wozu alle Streiterei über die "wirkliche" Bedeutung? Ob sich Professoren darüber streiten oder Imame, Muslime, Ex-Muslime oder Feministinnen hat im Grunde keine Relevanz. Dafür ist eben jedes Individuum zu sehr Individuum und darf seine eigene, persönliche Wahrheit dazu haben.

"Objektive" Überlegungen zum Kopftuch scheinen mir an anderer Stelle sinnvoller:

1. Der Mensch hat ein Hang dazu, das, was er ständig verstecken soll, mit Schuld und Scham in Verbindung zu bringen. Zumindest gilt dieser Zusammenhang in umgekehrter Richtung: Wenn wir uns schuldig oder beschämt fühlen, neigen wir dazu, uns bzw. unser Fehlverhalten zu verstecken. Ich glaube allerdings, dass dieser Mechanismus eben auch in beide Richtung wirkt, einfach weil das so nah beieinander liegt. (Vielleicht entwickeln wir als Kinder erst ein Schamgefühl für unsere Sexualität, weil uns beigebracht wird, dass man seine Genitalien im allgemeinen verstecken soll?) – So kann eine Kopftuch tragende Frau möglicherweise auch ein Schamgefühl bezüglich ihrer Haarpracht entwickeln und das ist aus meiner Sicht nicht unbedingt von Vorteil. Psychisch hat das eher Krankheitswert. Der Mensch muss im allgemeinen nicht das Sich-Verstecken üben, sondern das Sich-Zeigen.

2. Der Kontext dieser vermeintlich "islamischen" Tradition ist katastrophal. Denn der Islam ist eben eine Glaubensreligion und diese Art "Religionen" sind aus meiner Sicht der größte Griff ins Klo seit Menschen denken können. Muslime leiden eben zum Teil unter all den Krankheiten, unter denen auch brave Kirchenchristen leiden bzw. gelitten haben (heute wohl etwas weniger als früher, aber es gibt bestimmt noch einige): Angst vor einem grausam strafenden Gott, Angst vor der Hölle, Angst vor seelischem Tod oder ewiger Folter. Und so muss man wohl leider annehmen, dass viele Muslima ihr Kopftuch eben um einen Kopf hüllen, der diesen zutiefst ungesunden, quälenden und menschenfeindlichen geistigen Müll beherbergt. Darüber zu sprechen scheint komischerweise niemand für notwendig zu halten. Ich habe schon mehrfach Interviews mit Muslima im Fernsehen geschaut, und auch entsprechende Zeitungsartikel gelesen, in denen die Frauen eben von ihrer Angst vor Gott berichtet haben. Diese können das Kopftuch gar nicht mehr abnehmen. Weil sie Angst haben. Vielleicht wird Gott mit ihnen nach dem Tod nicht gnädig sein?…

Wenn ich eine Kopftuch tragende Frau sehe, dann stelle ich mir vor allem diese Frage: Hat auch sie Angst vor Gott? Ist auch sie von all diesen düsteren Gedanken geplagt? Da man wohl davon ausgehen muss, dass dies für einen gehörigen Prozensatz zutrifft, vielleicht sogar die deutliche Mehrheit, sehe ich das Kopftuch im allgemeinen nicht gern. Es ist ja mindestens Zeugnis davon, dass diese Glaubensreligion in diesem Kopf in irgend einem Maße lebendig ist. Und das ist aus meiner Sicht etwas zutiefst Tragisches, Problematisches und also Bedauernswertes.

Die gesamte Auseinandersetzung mit dem Islam sollte aus meiner Sicht an dem Punkt ansetzen, dass er eine auf den Glaubensglauben überfixierte Glaubensreligion ist, und dass das etwas höchst Fragwürdiges ist, gerade auch in Hinblick darauf was da alles "geglaubt" wird. Dies müsste uns "christlich kultivierten" Menschen dann natürlich auch dazu treiben, dass wir unsere eigene Glaubensreligion kritischer betrachten und uns um glaubenskranke Menschen in den "eigenen" Reihen kümmern.

In der Praxis, ob nun an Schulen, am Arbeitsplatz oder sonstwo, würde ich eine Kompromisslinie vorschlagen: Streiten wir uns weniger darüber, ob ein Kopftuch erlaubt sein sollte oder verboten gehört. Fordern wir die Kopftuch tragende Muslima öfter mal heraus, indem wir sie darum bitten, das Kopftuch wenigstens ab und zu abzunehmen: Z.B. eine Woche im Monat, oder einen Tag in der Woche, oder fifty-fifty Woche für Woche. Das wäre gerade für Lehrerinnen ein ganz sinnvolle Praxis, weil sie in ihrer Vorbildfunktion dann gleich etwas ganz Wichtiges transportieren würden: Man muss es mit der Religion nicht immer so todernst nehmen. Man kann auch religiös sein, ohne Angst vor einem engstirnigen, faschistoiden Gott zu haben. – Diejenigen Muslima, die sich auf diesen Kompromiss partout nicht einlassen wollen, die sind allerdings ein Verdachtsfall für Fanatismus, Dogmatismus und Angsterkrankung. Also für einen psychischen Zustand mit Krankheitswert.


https://twitter.com/SeyranAtes/status/1134379758047899649 :
Für viel zu viele Mädchen und Frauen gilt: "Ich werde nicht als vollwertiger Teil meiner Gemeinschaft anerkannt – #NichtOhneMeinKopftuch."


https://twitter.com/AliCologne/status/1134540042322489344 :
Das Kopftuch/die Hijab bedeutet keine Diversität, sie teilt Muslimas in gute mit Kopftuch und schlechte ohne Kopftuch auf. Denn nach ihrem Verständnis sind Frauen mit Kopftuch moralischer als die ohne. Die Männer wollen Muslime Spalten. Es sind Islamisten mit einer Agenda.



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Samstag, 25. Mai 2019

Bei Parlamentsreden geht es mir mit AfD-Abgeordneten im Grunde genau so wie mit jeder anderen Partei: Ich höre einiges, das sinnvoll ist, und einiges, dem ich weniger zustimme. Einige Reden sind richtig gut. Andere wieder zum Haare-Raufen. (Demnächst vielleicht mal ein paar mehr AfD-Reden hier zum analysieren…)

Was die AfD aber grundsätzlich interessant macht, ist, dass sie genau die Themen anspricht, die von anderen Parteien immer wieder tabuisiert werden, wie z.B. das Thema Flüchtlinge und die Folgen für die einheimische Bevölkerung. So füllt sie schlicht eine Lücke im Themenspektrum. Und das ist aus abstrakter Perspektive etwas sehr Gutes. Zumindest dann, wenn man, wie ich, an den Wert und das Heil in Wahrheit glaubt. Wo Probleme gelöst werden sollen, müssen sie zuerst einmal auf den Schirm gebracht werden. Und wenn die Altparteien hier bei manchen Themen ihre Aussetzer haben, dann ist es gut, eine Partei zu haben, die diese Aussetzer kompensiert. Dies gilt auch dann, wenn es nur noch um das eine Thema Flüchtlinge gilt. So wie ich das sehe, fixiert sich die AfD in genau dem Maß auf das Thema Flüchtlinge und damit zusammenhängende Probleme, in dem es von den anderen Parteien verdrängt wird. So entsteht eine Art Eskalationsspirale: Die einen verdrängen immer mehr, und die anderen zeigen immer nachdrücklicher auf das Verdrängte. Und man endet dann in der völligen Spaltung, in der man noch nicht einmal mit einander reden will.

Wäre ein Boris Palmer nicht die Ausnahme sondern die Regel unter den Grünen, so würde ich mit Freude die Grünen wählen.




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Freitag, 24. Mai 2019
https://twitter.com/dushanwegner/status/1131458577313480704 :

Am Sonntag ist EU-Wahl. Das manipulative Wort »Europawahl« ist Propaganda. Die US-Wahlen sind ja auch keine »Amerikawahl«, die Wahlen in Bayern sind keine »Deutschlandwahl« und wenn es Wahlen in China gäbe, wäre es noch immer keine »Asienwahl«.




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