Freitag, 20. März 2020
Auf younggerman.com wird auch gebloggt:

https://younggerman.com/2019/01/03/deutschland-wird-seinen-humanistischen-traum-nicht-ueberleben/



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Ein Fernseh-Interview mit dem Betreiber eines Gnadenhofes für Tiere hielt eine wesentliche Erkenntnis für mich bereit: Den "natürlichen Tod" gibt es in der Natur eigentlich gar nicht. Zumindest nicht, wenn wir menschliche Maßstäbe an die todbringende "natürliche Ursache" legen. An einer "natürlichen Ursache" zu sterben, heißt in der Natur eben oft: Von einem fleischfressenden Tier erlegt zu werden. Gerade die Alten und Schwachen werden eben als Erste zu Opfern. Oder auch die ganz Jungen. Aber an Alterschwäche sterben in der freien Natur nur wenige.

So gehörte es dann auch zur "Menschlichkeit" des Gnadenhof-Betreibers, dass er den Tieren, denen er noch ein paar Lebensjahre geschenkt hatte, irgendwann den Gnadenschuss gab. Er konnte es einfach nicht mit ansehen, wie die alte Kuh, von Krankheiten und Schmerzen heimgesucht, nur noch eine leidvolle Existenz lebte.

Vielleicht ist das ja auch der tiefere Sinn, warum der liebe Gott Raubtiere und das Prinzip "Fressen und Gefressen-Werden" in die Welt getragen hat. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Vielleicht ist das ja auch der tiefere Sinn von todbringenden Krankheiten und (Corona-)Viren.

Ich glaube, dass ein Grippe- oder Grippe-ähnlicher Tod nicht der schlechteste ist. Vor allem starkes Fieber erscheint mir wie eine relativ milde Überleitung ins Jenseits. Meine letzten, richtig starken Fieber-Erfahrungen sind zwar schon über 20 Jahre her, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich diese Zustände immer sehr interessant fand. Es waren Grenzerfahrungen, in denen ich mich immer auch ein bißchen wohl fühlte; sehr in meinem "Geist" beheimatet.

Trotzdem hätte ich nichts dagegen, jetzt nochmal verschont zu werden.



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Mittwoch, 18. März 2020
Ein Framing-Lehrstück: "Hamster-Käufe".

Wie niedlich das klingt! Doch das Verhalten ist lediglich Ausdruck eines primitiven Egoismusses. Jeder ist sich selbst der Nächste. Das gilt offenbar auch für Gutmenschen.

Ich hätte auf's Hamstern ganz verzichtet, hätte ich nicht vor leeren Regalen gestanden. Nun habe ich mich auch ein klein wenig eingedeckt. Ich versuche wenigstens Maß zu halten, nicht zu übertreiben.



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Sonntag, 15. März 2020
Ich sag Ja zu Zäunen.
Ich sag Ja zu Stacheldraht.
Ich sag Ja zu Tränengas.
Ich sag Ja zu Pushbacks.
Ich sag Ja zu Abgrenzung und Abschottung.
Ich sag Ja zu Abschiebung.

Ich sag Ja, wenn mir ein Land durch Worte und Taten signalisiert, dass ich nicht willkommen bin.

Ich sag Ja zur Umwandlung des Asylrechts in ein Gnadenrecht.
Ich sag Ja zu Soforthilfe und Resettlement nach Deutschland für notleidende Kinder in griechischen Lagern.
Ich sag Ja zu einer Seenotrettung im Mittelmeer, die die (Flüchtlings)Migranten zurück nach Afrika bringt.
Ich sag Ja zum Abschießen von vollbesetzten Passagiermaschinen, sofern durch terroristische Aktivität sonst Schlimmeres droht.
Ich sag Ja zur Abschiebung von Körperverletzern, Vergewaltigern und Mördern ohne jede Rücksicht auf ihr Wohlergehen in ihrem Herkunftsland.
Ich sag Ja dazu, Schwerverbrecher auf einer einsamen Insel auszusetzen und sie sich selbst zu überlassen.

– Sage ich Ja dazu, dass wir Straftäter in Gefängnissen einsperren? –

Ich sag passiv Ja* zur Ignoranz, wenn ich an einem Obdachlosen / Menschen in Not vorbei gehe.
Ich sag passiv Ja* zur Abtreibung von (schwer) behinderten Kindern.
Ich sag passiv Ja* zu Abtreibung überhaupt.
Ich sag passiv Ja* zum Töten und Essen von Tieren.

(*: Ich sage nicht laut Nein. Ich drücke mich.)

Ich sag Ja zur globalen Hilfe vor Ort für notleidende Menschen.
Ich sag Ja zu mehr effektiven Altruismus mit deutschem Steuergeld.
Ich sag Ja zu einem gesunden nationalen Egoismus.
Ich sag Ja zur globalen Menschheitsfamilie.
Ich sag Ja zur Einheit allen Lebens.
Ich sag Ja zu FairTrade.
Ich sag Ja zu Klimaschutz, Umweltschutz und Tierschutz.

Ich sag Ja zu den (Kern-)Menschenrechten.
Ich sag Ja zur Meinungsfreiheit.
Ich sag Ja zur Demokratie.
Ich sag Ja zu volksbezogener Selbstbestimmung.
Ich sag Ja zu einem kollektiven, nationalen "Wir".
Ich sag Ja zu den Völkern dieser Erde. Ich bejahe ihr Typisches oder Multi-Typisches.
Ich sag eingeschränkt Ja zur Bevölkerungsaustausch- oder Umvolkungs-Logik der Stramm-Rechten.
Ich habe Verständnis für Überfremdungsgefühle.

Ich sag Ja zu ein bißchen Nationalismus.
Ich sag Ja zu ein bißchen Kollektivismus.
Ich sag Ja zu sehr viel Individualismus.
Ich sag Ja zu einer absoluten, außermoralischen Identifikationsfreiheit für das Individuum.

Ich sag Ja zu ein bißchen Rassismus.
Ich sag Ja zu ein bißchen Typismus.
Ich sag Ja zu ein bißchen Diskriminierung.
Ich sag Ja zu punktuellen Nicht-Diskriminierungs-Gesetzen.
Ich sag Ja zu einem sparsamen Gebrauch von Frauenquoten oder Männerquoten.

Ich sag Ja zur "Herdprämie" (Betreuungsgeld).
Ich sag Ja zu Stereotypen.
Ich sag ganz ausdrücklich Ja zu Menschen, die aus der Reihe tanzen.

Ich sag Ja zu ein bißchen Multikulti.
Ich sag Ja zu kultureller Bereicherung, wenn sie denn wahrhaft empfunden wird.
Ich sag Ja zu Einwanderern, die sich unter Deutsche mischen wollen.
Ich sag Ja zu Mischehen.
Ich sag Ja zu Mischvölkern, sofern sie in gegenseitiger Liebe entstehen.

Ich sag Ja zur Toleranz.
Ich sag Ja zu Mit-Linken-Reden.
Ich sag Ja zu Mit-Rechten-Reden.
Ich sag Ja zu Mit-Georg-Restle-Reden.
Ich sag Ja zu Mit-Martin-Sellner-Reden.
Ich sag überwiegend Ja zur AfD als legitime, politische Interessenvertretung.
Ich sag überwiegend Ja zur Linken als legitime, politische Interessenvertretung.

Ich sag Ja zu Gaucks Forderung, den Begriff "Rechts" zu "entgiften".

Ich sag eingeschränkt Ja zu Gauland und Höcke.
Ich sag eingeschränkt Ja zu Habeck und Lindner.
Ich sag eingeschränkt Ja zu Kipping und Ramelow.
Ich sag eingeschränkt Ja zu Jesus Christus.
Ich sag eingeschränkt Ja zu Gottes Schöpfung, zu Mutter Natur und ihrer oft rücksichtslosen, grausamen Brutalität.

Ich sag Ja zum Hass.
Ich sag Ja zur Liebe.

Ich sag Ja zum Diesseits.
Ich sag Ja zum Jenseits.
Ich sag Ja zur ersten Hilfe und Ja zur letzten Hilfe (Sterbehilfe).

Ich sag Ja zu einem vernünftigen Begriff von Ehre.
Ich sag Nein zu einem unvernünftigen Begriff von Ehre.

Ich sag Ja zum Kriterium der Ähnlichkeit als Entscheidungsgrundlage für kulturelle Mischvolk-Experimente.
Ich sag Nein zu einem Türkei-EU-Beitritt, selbst wenn es ein vorbildliches, demokratisches Land wäre.

Ich sag Nein zu Ideologen, Prinzipienreitern und mentalfixierten Glaubenshornochsen.
Ich sag Nein zum Glaubensglauben als Aberglauben.
Ich sag überwiegend Nein zu den Glaubensreligionen auf diesem Planeten. Ich sag überwiegend Nein zu Scientology, überwiegend Nein zum Großkirchen-Christentum und überwiegend Nein zum Islam.
Ich sag Ja zur Aufklärung.

Ich sag Nein zur deutschen Feigheit und Schüchternheit, zur deutschen Depression, zur deutschen Selbst-Verneinung, manchmal auch "deutscher Selbsthass" genannt.
Ich sag Nein zur deutschen Dummheit, Trägheit und Wehrlosigkeit.
Ich sag Nein zur negativen Selbst-Diskriminierung der Deutschen.
Ich sag Nein zu dieser billigen Hitler-Nazideutschland-Auschwitz-Neurose.
Ich sag Nein zu inflationärem und würdelosen Da-ist-ein-Nazi-Geschrei.
Ich sag Nein zu der geringen Hemmschwelle heutzutage, jemanden Faschist zu nennen und damit vogelfrei zu machen.
Ich sag Nein zu weiteren Gedenk-"Stolpersteinen" in Deutschland, denn sie fügen dem öffentlichen Raum eine Friedhofsatmosphäre zu, die ich nicht mag.
Ich sag Ja zu einem tiefgründigen Durchdenken menschlicher Irrwege wie dem Holocaust.

Ich sag Nein zu diesem manischen, dysfunktionalen, heuchlerischen, völlig inkonsequenten Doppel- und Dreifach-Moralismus der Mainstream-Öffentlichkeit.
Ich sag Nein zum Herdentrieb im Menschen.
Ich sag Nein zur menschlichen Schwäche, sofern sie auf Faulheit und Bequemlichkeit basiert.

Ich sag Nein dazu, sich immer nur auf das Schlechteste in seinen Mitmenschen zu konzentrieren.
Ich sag Nein zur gesellschaftlichen Hetzjagd auf die AfD.
Ich sag Nein zu rassistischen Hetzjagden.
Ich sag Nein zu Germany's Next Topmodel.
Ich sag Nein zu Mord- und Totschlag in Deutschland.
Ich sag noch ein bißchen lauter Nein, wenn Mord- und Totschlag von denen ausgeht, denen wir eigentlich helfen wollten und halfen.

Ich sag Nein zu Zwangsehen.
Ich sag Nein zu Zwangsmultikulturalisierung.
Ich sag Nein zum Mainstream-Populismus, der so tut als sei er nicht populistisch.
Ich sag Nein zur weitgehenden, inhaltlichen Gleichförmigkeit der GEZ- und Mainstream-Medien.

Ich sag Nein zur linken Intoleranz.
Ich sag Nein zur rechten Intoleranz.

Ich sag Nein zu Migration, die ausschließlich auf materiellen Motiven fußt.
Ich sag Nein zu den Zuständen in den griechischen Flüchtlingslagern.
Ich sag Nein zu dem Zustand, dass es Menschen gibt, die hungern.
Ich sag Nein zu dem Zustand, dass all das Elend in der Welt nicht unmittelbar von denen behoben wird, die in unglaublichem Überfluss leben.



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Sonntag, 8. März 2020

Ich kann mir 100x sagen, dass es keinen logischen Grund gibt, mich für irgend eine Trivialität zu schämen – ich schäme mich doch. Z.B. lasse ich es zu, dass mich ein häßlicher Pickel im Gesicht stimmungsmäßig runterzieht. Er reduziert meine Bereitschaft, mich in aller Öffentlichkeit zu zeigen. Ich neige anscheinend zu der Annahme, dass man mich mit Pickel im Gesicht weniger mag; und ja, in dieser oberflächlichen Welt gibt es allen Grund zu dieser Annahme. Teilweise trage ich diese Oberflächlichkeit auch in mir, vielleicht weniger als "Täter", aber als "Opfer", das darauf fixiert ist, dass seine Umwelt doch ganz gewiss oberflächlich ist, und daher erwartet, gemieden und geschmäht zu werden. Manchmal bin ich aber auch Täter und meide selbst einen Menschen, nur weil ich sein Optisches abstoßend finde. Allerdings bin ich mir hier überhaupt nicht sicher, ob irgend eine der beiden Rollen, die Rolle des Täters oder die Rolle des Opfers, besser ist. Die Sünde der Oberflächlichkeit ist in beiden Rollen mein persönliches Versagen und als "Opfer" denke ich immerhin ganz betont schlecht von meinen Mitmenschen (eben, dass sie oberflächlich sind). Und ich fühle mich mit einem Pickel im Gesicht ja schon betroffen, nur weil ich in meiner Vorstellung der Situation ausgesetzt bin, dass ich vielleicht gemieden werden könnte. Vielleicht ist das also die größere Egomanie. In jedem Fall ist all das zusammen eine erbärmliche Egomanie. Und sicherlich habe ich Recht, wenn ich annehme, dass ganz viele so erbärmlich egomanisch sind?

(Sich für die eigene Egomanie zu schämen; das ist leider noch nie zur Massenbewegung geworden. Oder ist jede Scham eine Form von Egomanie, sodass man auch von dieser Scham abraten sollte? Oder könnte eine Scham vor der Scham uns befreien?)

Man vergleiche diesen Scham-Komplex mit dem Schlechtes-Gewissen-Komplex.

In etwa der gleichen Weise lasse ich ein "schlechtes Gewissen" in mir zu, das ich mit rein logischem Denken nicht nachvollziehen kann. Ich kann mir 100x sagen, dass es unlogisch oder falsch ist. Es ist doch da. Z.B. wenn ich hier den Rechts-Blogger gebe. Auf der logischen Ebene bin ich davon überzeugt, dass ich hier nichts Böses veranstalte. Aber ich kann mich einfach nicht von den (vermuteten) Wertungen des Mainstreams lösen, zumindest nicht ganz. Sie dringen in mich ein. Es gibt also hartnäckige Überreste von schlechtem Gewissen in mir. Und wie es scheint, rührt dies zu 99,9% daher, dass ich mich hier gegen die "Links=gut–Recht=böse"-Dogmatik stelle. Das schlechte Gewissen geht also nicht auf irgend welche konkreten Text-Sünden zurück, die ich hier veranstaltet habe. Ich habe kein schlechtes Gewissen, weil ich mich hier z.B. für die Erschießung von Flüchtlingen an EU-Grenzen ausgesprochen habe (was ich natürlich nicht getan habe). Konkret inhaltlich fällt mir nichts Substantielles ein, keine These oder Aussage, für die ich mich hier selbst anklagen sollte. Aber dass ich diese heile Welt störe, in der "Links" und "Rechts" wundervoll klar und einfach verständlich für jedermann der "guten" und "bösen" Ecke zugeordnet sind – das, ja das muss dann wohl "böse" sein?

Ist es vielleicht auch wirklich böse? Sprache ist ja relativ und wenn ich zum Mainstream spreche – und man spricht ja immer ein bißchen zum Mainstream –, dann gilt für diesen eben die erwähnte Dogmatik, ganz egal wie oberflächlich sie im kollektiven Bewusstsein verankert ist. "Rechts" und "Links" mögen zu bloßen Worthülsen entartet sein. Sie mögen keinerlei konkreten Inhalt mehr haben und nur noch allein aus (fanatischer) Wertung bestehen. Wenn ich darauf aufsetze und behaupte, "man darf ruhig ein bißchen rechts sein", dann wird das vom Mainstream-Bewusstsein wahrgenommen, als würde ich sagen, "man darf ruhig ein bißchen böse sein". Und ein solches Signal ist natürlich etwas sehr Kritisches. Denn wenn wir unser "Gut" und unser "Böse" wirklich ernst nehmen, dann gibt es hier keinerlei Spielraum für Verhandlungen. Für keine Seele ist es gesund, zum Bösen zu streben. Für keine Seele ist es gesund, auch nur einen kleinen Funken bewusster Bösartigkeit in sich zu dulden oder gar zu kultivieren. (Außer vielleicht man glaubt an den Ausspruch von Ernst Jünger: "Es ist nicht die größte Sünde böse zu sein, sondern stumpf." Hier erscheint die Bösartigkeit gar als möglicher Ausweg aus einer seelischen Stumpfheit.)

Die oberflächliche Scham, der Pickel im Gesicht, und das oberflächliche schlechte Gewissen, der Verstoß gegen eine empfindliche Wort-Wertungskonvention; oberflächliche Ästhetikidale, oberflächliche Moralfestlegungen; weitestgehend "unlogisch" (willkürlich) und doch sehr, sehr hartnäckig. Dabei immer die Angst vor seinen Mitmenschen und ihren potentiell "vernichtenden" Urteilen. Mir scheint, es geht hier jeweils um das Gleiche. Ein schwaches, aber höchst egomanisches Ich flattert wie die Fahne im Wind. Das "allgemeine Urteil" kann es jederzeit zertreten. Dieser Blog ist wie eine selbstauferlegte Übung, sich auch mit Pickel im Gesicht rauszutrauen.

Angenommen, wir sind alle so schwach und egomanisch. Welchen Wert hat dann unser Werten und Urteilen? Welchen Wert hat unsere Moral? Welchen Wert hat unser "gut"?

Der Schein-Egoismus. – Die allermeisten, was sie auch immer von ihrem »Egoismus« denken und sagen mögen, tun trotzdem ihr Leben lang nichts für ihr ego, sondern nur für das Phantom von ego, welches sich in den Köpfen ihrer Umgebung über sie gebildet und sich ihnen mitgeteilt hat; – infolgedessen leben sie alle zusammen in einem Nebel von unpersönlichen, halbpersönlichen Meinungen und willkürlichen, gleichsam dichterischen Wertschätzungen, einer immer im Kopfe des andern, und dieser Kopf wieder in anderen Köpfen: eine wunderliche Welt der Phantasmen, welche sich dabei einen so nüchternen Anschein zu geben weiß! Dieser Nebel von Meinungen und Gewöhnungen wächst und lebt fast unabhängig von den Menschen, die er einhüllt; in ihm liegt die ungeheure Wirkung allgemeiner Urteile über »den Menschen«, – alle diese sich selber unbekannten Menschen glauben an das blutlose Abstraktum »Mensch«, das heißt an eine Fiktion; und jede Veränderung, die mit diesem Abstraktum vorgenommen wird, durch die Urteile einzelner Mächtiger (wie Fürsten und Philosophen), wirkt außerordentlich und in unvernünftigem Maße auf die große Mehrzahl, – alles aus dem Grunde, daß jeder einzelne in dieser Mehrzahl kein wirkliches, ihm zugängliches und von ihm ergründetes ego der allgemeinen blassen Fiktion entgegenzustellen und sie damit zu vernichten vermag.

http://www.zeno.org/nid/20009245081
Nietzsche, Friedrich, Morgenröte, Zweites Buch, 105. Der Schein-Egoismus

Vielleicht kommt es darauf an, die Urteilskraft in jedem einzelnen Moment bei sich zu behalten. Dass man sie keinen einzigen Moment aus der Hand gibt.

 




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Dienstag, 3. März 2020

Hat hier irgend jemand Lust auf einen Gemeinschaftsblog mit mehreren, gleichberechtigten Autoren?

2-3 "Linke", 2-3 "Rechte" und 2-3 "Mittige"?

Und dann nennen wir den Blog: "Multikulti"? :-)

 

Ich glaube, ich kann diesen Blog hier nicht allzu lange weiter betreiben. Bereits jetzt habe ich das Gefühl, dass man so viel mehr zum Tagesgeschehen schreiben könnte, doch ich komme so oft nicht dazu. Auch, was auf Rechts- und Links-Twitter so abgeht, wäre öfter mal eine gepflegte Reflektion oder Dokumentation wert.

Und dann habe ich hier ja auch das "Handicap", dass mein Blog "Rechtes Denken" heißt. Es würde mich nicht wundern, wenn das einige abschreckt. Denn was Herr Gauck neulich mal gefordert hat – den Begriff "Rechts" zu entgiften – ist noch lange nicht geschehen. Und vielleicht wird es auch nie geschehen; der ein oder andere "Linke" ist wahrscheinlich total glücklich mit dieser Mainstream-Konditionierung. Daher bin ich auch sehr skeptisch, dass sich hier nur zwei Mitstreiter finden, die bereit sind, die "rechte" Rolle auszufüllen.

Ich selbst könnte mich auch total raushalten und nur als Kommentator in Erscheinung treten. Der ein oder andere, der hier in mir den Nazi sieht, braucht diese Abgrenzung vielleicht. Das ist das andere Grundproblem: Linke halten es oft für gefährlich, mit Rechten nur zu reden. Und ich hab mich ja einigermaßen gründlich enthemmt; ich kann "sogar" ein Götz Kubitschek, ein Martin Sellner oder die IB verlinken.

So ganz und gar enthemmt habe ich mich übrigens doch nicht. Es ist für mich immernoch und immer wieder ein kleiner Kraftakt, diese riesige Mainstream-Walze an psychischer Energie zur Seite zu schieben, die nach wie vor vehement den Gedanken einfordert: Rechts lautert das Böse. – Als Esoteriker halte ich es für möglich, dass diese Mainstream-Gedankenwalze real ist: Gedanken, Gedankendynamiken und Gedankenströme, mitsamt den Gefühlen, die an ihnen hängen, sind nicht nur subjektives Erleben, nicht nur "Software"; sie fließen sogar konkret durch Raum und Zeit und die stärksten Ströme reißen einen mit wie es ein großer Fluss tut. Der Einzelne kann hier kaum Widerstand leisten. Nun, ich habe es immerhin versucht. Doch so langsam werde ich müde. Vielleicht bin ich auch nur gestört. Oder feige. Natürlich könnte man sich auch einfach einen alternativen "Sidestream" aussuchen und dort mit dem Strom schwimmen. Aber das tue ich ja auch nicht wirklich. Ich habe kaum "Rechte" um mich, die mich in meinen Ansichten bestätigen. Ich lebe weitestgehend ohne die Nestwärme Gleichgesinnter. Überhaupt bin ich viel allein, was an sich okay für mich ist. Jedenfalls muss ich mich etwas erholen und werde jetzt wieder mehr die Rolle des esoterischen Spinners aufsuchen, die meinem eigentlichen Wesen doch am nächsten ist.




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Samstag, 22. Februar 2020
Ich glaube an einen fließenden Übergang zwischen Kuchen und Pudding.



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Freitag, 7. Februar 2020
Ich frage mich sei längerem, was "Hass" eigentlich genau ist und kann mir die Frage kaum beantworten.

Ich kenne nur Wut. "Hass", so stelle ich es mir vor, muss wohl die äußerste Steigerungsform von Wut sein. Eine Zone, die der arme Satan meist allein bewohnt. Ich glaube, 99,9% aller Menschen erreichen diese Zone nie.

"Hass" – so wie der Mainstream es ausspricht – klingt auch viel zu statisch. Als wäre er immer gleich, ein immer gleiches Maß von "Bösartigkeit".

Wut hingegen ist sogar ein gesunder, dynamischer Prozess. Einer, der anschwillt, sich im Wutausbruch bahnbricht und dann wieder abklingt und Frieden mit sich bringt. Wut gleicht einem Naturprozess wie z.B. ein Vulkanausbruch. Wut gehört definitiv zur menschlichen Natur. Sie ist "menschlich".

Die Destruktivität, die mit Wut häufig einher geht, scheint auch ihren natürlichen Platz in der Welt zu haben, auch wenn wir mit unserem Oberflächenblick auf die Welt kaum etwas Positives in Zerstörung sehen können. Die Erde, die ein Vulkanausbruch hinterlässt, soll später sehr fruchtbar sein.



All dieses statische, kalt emotionslose Gutmenschengerede über den vermeintlichen "Hass" unter AfD-Anhängern macht mir mehr Sorgen als die Wut, die der Mensch in sich trägt. Denn es ist alles so abgekapselt und abgeschnitten von den Emotionen. Es wirkt alles so tot. Die Menschen reden wie Roboter über Emotionen und sie versuchen die Liebe per Dekret durchzusetzen. Mit der emotionalen Kompetenz eines Gutmenschen lässt sich kein Blumentopf gewinnen.

Wenn etwas wirklich nazi-mäßig ist, dann ist es nicht die Wut oder der Hass in uns, sondern diese Robotorhaftigkeit und Emotionskälte. Insofern scheint mir der Gutmenschen-Mainstream mehr nazi zu sein als die Wutbürger.



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Mittwoch, 5. Februar 2020
Eine demokratisch gewählte Partei sorgt für andere Machtverhältnisse im Parlament.

Demokraten sind erschüttert…


(Nachträge, laufend aktualisiert:)
__________ __________

Die Achse des Guten zitiert Ralf Stegner ("… die SPD, die niemals mit Nazis gemeinsame Sache macht!") und zeigt ein Foto von Steinmeier, wie er Irans Präsident die Hand schüttelt: __________

Was dann schon eher ein echter Skandal ist: Die Familie von Kemmerich braucht Polizeitschutz. – Wir leben in völlig verrückten Zeiten.





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Sonntag, 22. Dezember 2019

Manuel Gogos fängt in seiner Doku über die Identitäre Bewegung und die Neue Rechte interessant an: "Ich will mich versuchsweise einlassen, auf ihr fremdes Denken. – Es ist eine Reise in eine Tabuzone." (Im Vorspann, bis Minute 1:05)

"Großartig!", denke ich mir da zu Anfang. "Endlich mal einer, der es mit einem Perspektiventausch versucht! Einer, der es wagt, eine andere Brille aufzusetzen!" – Später bin ich dann ein bißchen enttäuscht von ihm, weil er das Versprechen nicht eingelöst hat. Es stellt sich am Ende als Pseudo-Nummer heraus. Letztlich aber hält sich die Enttäuschung in Grenzen, denn was kam man heute schon von Mainstream-Journalisten erwarten… ein wirkliches, echtes Einlassen auf rechtes Denken gewiss nicht.

Interessant und erwähnenswert ist das Video aber trotzdem, weil es aus meiner Sicht gut aufzeigt, wie billig berechtigte Zweifel am Multikulti-Projekt vom Tisch gewischt werden.

Der Zweifel von Manuel Gogos beginnt bei Minute 48:35… "Machen wir uns womöglich nur vor, Multikulti sei ein Erfolgsmodell? "

Dann, bei 49:03, holt sich Manuel Gogos den "Experten" Jean-Yves Camus und befragt ihn: "Sind Parallelgesellschaften [wie in einem Vierteil von Paris] nicht tatsächlich der Beweis einer misslungenen Integration?" – Und dann höre ich einfach kein stichhaltiges Argument von diesem Experten, sondern lediglich eine Beschreibung, wie es in den großen Weltstädten aussieht. Überall gäbe es China-Towns und italienische Viertel, etc. Er sagt lediglich, dass genau der Zustand, der bei Manuel Gogos Zweifel hat aufkommen lassen, eben völlig normal sei. Und hier endet die Expertenmeinung auch schon. In der Doku wird das dann so gehandhabt, als hätte er ein stichhaltiges Argument vorgebracht. Später kommt dann noch etwas Gerede, dass es ja so oder so keine gleichbleibende Identität von Völkern gäbe, aber das ist dann wieder das Thema in seiner Allgemeinheit ohne Bezug zu konkreten Mißständen.

Diese Null-Nummer von Argumentation, wenn es um einen ganz konkreten Mißstand geht, ist eigentlich nur lächerlich. Doch leider scheint das Denken vieler Multikulti-Träumer gerade so zu funktionieren. Sofern Zweifel in einem aufkommen, braucht man sich nur einen Experten zu holen, und der redet dann einfach irgend etwas und tut so, als würde er irgend etwas von Substanz zur Sache beitragen. Fertig. Du musst lediglich behaupten, der vermeintliche Mißstand ist normal und überall in der Welt vorzufinden, und schon programmiert sich der M-Träumer in sein Hirn, dass der Mißstand ja gar kein Mißstand sei. Eigentlich ist das unfassbar, mit welchen logischen Zumutungen wir da konfrontiert werden.

Für mich bedeuten die gleichen Worte dieses "Experten" eher, dass das Problem eben doch viel hartnäckiger ist und viel mehr in der Natur des Menschen zu liegen scheint, als wir es gerne wahrhaben wollen. Woher der "Rassimus" nun kommt, ob von den Original-Einheimischen oder von den Eingewanderten – offenbar gibt es Triebe im Menschen, die dafür sorgen, dass die Ethnien letztlich doch viel mehr unter sich bleiben als es der multikulturelle Ansatz eigentlich vorsieht. Für mich ist der Anblick eines China-Towns oder eines Wie-auch-immer-Towns jedes Mal etwas schmerzhaft. Es ist für mich ein Ärgernis, ein Mißstand. Und dieser Mißstand wird nicht dadurch besser, dass man sich klar macht, man finde überall auf der Welt die gleiche Situation vor. Eher im Gegenteil: Das ist ein starkes Argument, um den Multikulti-Traum zu entzaubern. Denn offensichtlich funktioniert hier ja etwas nicht richtig. Wenn sich die Menschen letztlich doch nicht vermischen und letztlich doch lieber unter sich bleiben wollen – wozu dann Multikulti? Dann kann jede Ethnie auch gleich Zuhause bleiben und ihr Unter-Sich-Sein dort ausleben. Das wäre irgendwie "konsequenter".

Dass der Anblick eines China-Towns oder eines Wie-auch-immer-Towns für mich schmerzhaft ist, liegt wohl daran, dass ich "Rassismus" (auch) als eine häßliche Sache empfinden kann. Oder daran, dass ich hier das Scheitern eines eigentlich schönen Gedankens vor Augen geführt bekomme. Woher diese Kleinlichkeit? Woher dieses billige Suchen nach Nestwärme durch Seinesgleichen? Woher diese augenfällige Selbst-Organisation nach dem Prinzip der Selbst-Ähnlichkeit? – Sind wir als Menschen wirklich so oberflächliche Naturen? – Die Antwort scheint zu sein: Ja. Wir Menschen sind so oberflächlich. Wir sind alle miteinander oberflächlich genug, um "Rassismus" zu praktizieren. – Solange das so ist, bleiben meine Zweifel an Multikulti bestehen. Und ich meine gute Gründe zu haben, die relative Trennung der Kulturen durch die Nationalstaaten zu befürworten. Wenngleich: Die Zweifel an Multikulti sind nur Zweifel und noch keine absolute Zurückweisung. Schließlich gibt es ja auch viele Beispiele erfolgreicher, ethnischer Vermischung. – Manuel Gogos, und viele andere Aktivisten, aber haben gar keine Zweifel an Multikulti mehr. Denn sie unterhalten sich mit Experten, die ebenfalls keine Zweifel haben.




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Mittwoch, 18. Dezember 2019

Alexander Gauland hat zu seinem "Vogelschiss" angemessen Stellung bezogen.

Björn Höcke hat sich für seine "Denkmal der Schande"-Rede entschuldigt.

Greta Thunberg hat mögliche Fehlinterpretationen bezüglich ihrer Formulierung, Politiker "an die Wand zu stellen", glaubhaft ausgeräumt.


Na dann ist ja alles klar. Wir sind ja alle vernünftige Menschen mit einem aufrichtigen Interesse an der Aussageabsicht unserer Gesprächspartner. Wir können verzeihen und sind nicht starrsinnig auf eine vermeintlich böse Grundhaltung unserer Mitmenschen fixiert. Wir glauben an das Gute in uns und in unserem Nächsten. Niemals würden wir fahrlässig das Gute in unserem Nächsten übersehen.

Das ist im Grunde, das ganze "Experiment", das ich hier mache: Ich rede nicht nur mit Rechten. Ich glaube ihnen auch. Und zwar nach normalen Maßstäben, so wie ich auch jedem anderen glaube, oder auch mal nicht glaube. Das heißt für mich: Wenn ich Greta glaube, dann muss ich auch Björn und Alexander glauben.




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Montag, 16. Dezember 2019

Empfindlichkeiten, für die man kein Verständnis hat:

Wenn Du Dich im Geiste mit einem Volk, einer Großgruppe, einer Gemeinschaft, verbunden fühlst, verbunden fühlen willst, ähnlich wie in einer Großfamilie. Und Du mit ansehen musst, wie dieser Gemeinschaft ständig massiven Schaden zugefügt wird. Ja wie sich diese Gemeinschaft sogar selbst schädigt, weil sie an einer Art autoaggressiven Immunerkrankung leidet. Wie sie sich ständig selbst zersetzt und selbst leugnet und dabei fast kein Stein auf dem anderen lässt. Und wie es für diese Krankheit noch nichteinmal einen triftigen Grund zu geben scheint, außer ein paar profanen und lächerlichen Irrtümern bzw. willkürlichen Festlegungen. Wie ein ganzes Volk mehr und mehr ins Verderben rauscht und sich vielleicht sogar recht bald aus der Menschheitsgeschichte tilgt, aus dem einfachen Grund, dass es sich der Dummheit hingibt. Und wie all das noch nichtmal ein würdevoller Tod ist, wie er ja auch vorstellbar wäre, als bewusster, frei gewählter Akt der Selbst-Auflösung. Und wie Dich fast jeder aggressiv "korrigieren" möchte, wenn Du gegen diese Mißstände aufbegehrst. Wie man Dich verächtlich machen möchte und unterdrücken möchte. Wie man Deine Stimme zur Seite schieben und Dich klein halten will. Wie man Dir auf 1001 Weise begreiflich machen möchte, dass Deine Sichtweise Scheiße ist und dass Du nichts zählst und Du einfach nur ein "ungültiger Mensch" bist. Mit falschen Gedanken und falschen Gefühlen. Wie Du abgeschafft gehörst. –

Hierüber empfindlich zu sein und emotional zu werden; das wird einem heute nicht gegönnt.

Ich frage mich: Nimmt man den "Rechten" überhaupt noch als einen Menschen auf Augenhöhe war? Nimmt man ihn überhaupt noch als Menschen war? Als ein fühlendes Wesen, das von Natur aus legitime Bedürfnisse, Wünsche und Überzeugungen hat? Als ein Wesen, das eben auch so seine Empfindlichkeit hat? Als ein Wesen, das leiden kann und derzeit nicht wenig leidet? Das dafür Mitgefühl verdient hat? Das ein Recht auf seine Eigenart hat?

Mein Eindruck ist: Nein. Es wird immer nur an ihm herumgemekelt. Es wird immer nur an ihm herumkorrigiert. Es wird immer nur auf ihm herumgehackt. Sein Denken: falsch. Sein Fühlen: bescheuert. Seine Träume: ungültig. Seine Ängste: moralisch verwerflich. Sein begrenztes Mitgefühl: ein Scheißdreck wert. Seine Identifikation mit Heimat, Volk und seinen Eigenarten: rassistisch. Seine Liebe: – Kann der überhaupt lieben? – Ein Rechter gilt heute von Kopf bis Fuß als ein ungültiger Mensch; und wenn doch nicht der Mensch als Ganzes, so doch wenigstens sein Denken und Fühlen. (Falls diese Differenzierung Sinn macht.)

Diese gewaltige Arroganz und Geringschätzung von Leuten, die sonst immer die Menschenverachtung anprangern, dieser durch ihre Menschen-Nicht-Achtung hier aber gefährlich nahe kommen, zeigt ihre Wirkung. Natürlich zahlt ein solches Verhalten auf ein Konto ein, dessen Währung Wut ist. Hierüber keine Wut zu entwickeln, wäre unmenschlich. Wer sich über rechte Wutbürger wundert, der tut dies, weil er einfachste, emotionale Zusammenhänge nicht mehr überblickt. Oder weil er blind geworden ist für die tiefe Intoleranz, die man dem rechten Denken und Fühlen entgegensetzt.

Überhaupt scheint die emotionale Kompetenz von "Gutmenschen" nicht der Rede wert zu sein. Dies ist ein Aspekt der autoaggressiven Immunerkrankung, an der wir alle ein bißchen leiden. Der Mensch hat sich von sich selbst entfremdet. Der Kontakt mit seinem tierischen Erbe ist gestört. Die Instinkte sind verdörrt. Er versteht nicht mehr, dass Wut auch ihren Platz haben darf. Ja, dass sie sogar wertvoll sein kann. Dass auch sie ein Teil von "Menschlichkeit" ist. Und so möchte der Gutmensch die Wut – gerne auch mal etwas vorschnell "Hass" genannt – am liebsten verbieten. Was soll diese unnütze Negativität? Diese unnütze Emotion! Wir wollen doch alle lieb und nett zueinander sein! Ein Dekret muss her! Hass und Wut sind nun per se "Hassverbrechen" und es wird geliebt auf Befehl. Befolgen wir damit nicht lediglich Jesu Christi Gebot? – Der deutsche Gutmensch wähnt sich auf dem Pfad der Liebe, während er sich selbst zum Roboter degradiert. –

Wer die Wut des rechten Wutbürgers nicht versteht, der tut dies also vielleicht auch deswegen, weil er selbst schon ein beschädigter Mensch ist. Er hat die Selbstbehauptung in sich schon so tief verlernt, dass er überhaupt nicht mehr versteht, dass es andere gibt, die gegen die Unterdrückung ihres Seins aufbegehren. Und dass Wut hierfür eine ganz ausgezeichnete Antriebskraft sein kann.

Dass die rechte Wut dann immer wieder unkontrolliert hervorspritzt und dabei auch Unschuldige verletzt, ist nicht schön. Auch dies ist ein Mißstand, den es zu beheben gilt. Aber ich meine, es wird wohl eher nicht auf die Weise gelingen, dass wir versuchen, die Wut und alles, was damit zusammenhängt, zu verbieten, zu ächten und zu unterdrücken. Vielleicht sollten wir, im Gegenteil, eher den Ansatz verfolgen, dass die Wut da sein darf, sogar geschätzt werden darf. Das könnte uns Wütende dann vielleicht auch mehr Kontrolle zurückgeben. Denn wo ständig nur unterdrückt wird, da leidet das Gefühl, die (Selbst-)Wahrnehmung und die Feinkontrolle. Ständige Unterdrückung ist auf psychischer Ebene wie ein Wahrnehmungsverbot. So hat der Gefühlsausbruch dann etwas von einem Vulkanausbruch. – Die regelmäßigen Tabubrüche der AfD, gefolgt von einem nachgeschobenen, teilweisen Zurückrudern basieren meiner Meinung nach auf den selben psychischen Mechanismen. Der Kampf um Selbstbehauptung ist schwierig in einer Atmosphäre der ständigen Unterdrückung. So kommt es fast notwendigerweise zu unkontrollierten Grenzübertretungen im Ausdruck.

Das Unterdrückte, das nicht sein darf. Die Wut, die nicht sein darf. Die Emotionen, die nicht sein dürfen. Die Andersartigkeit, die nicht sein darf. Das andere Denken, das nicht sein darf. – Für mich persönlich macht es nicht einen so großen Unterschied, ob ich hier für die Rechte von Homosexuellen und Transpersonen einstehe oder für die Rechte von Rechten. Hier wie dort sehe ich die gleichen Mechanismen der Intoleranz. Hier wie dort sehe ich die gleiche Tour von Unterdrückung, die fies und gemein, wie es der Mensch nur sein kann, auch das Selbstwertgefühl der Betroffenen zugrunde richten will. Kaum eine Gelegenheit wurde ausgelassen, den unerwünschten Homosexuellen die eigene Verachtung spüren zu lassen. Kaum eine Gelegenheit wird ausgelassen, den unerwünschten Rechten die eigene Verachtung spüren zu lassen. Man erklärt sie zu Freiwild, das man vertreiben darf, das man schlagen darf, das man behandeln darf wie Aussätzige, wie Ungeziefer, wie Unmenschen. Als seien sie ein Ärgernis vor Gott oder dem "guten Geschmack", das nur von einer Putzkolonne zur Seite geschafft werden muss. – Heute braucht der Rechte seine eigene Pride-Parade, seinen eigenen Christopher-Street-Day, in dem nichts anderes zelebriert wird als die umfassende Bejahung des eigenen Seins: Ich darf sein. Gerade so, wie ich es wünsche oder wähle oder wie mich der liebe Gott gemacht hat.

Wer den Traum von einem "deutschen Volk" ähnlich einer Großfamilie träumen möchte, der darf dies tun. Das vermeintliche Gegenargument, dass dies ja "nur" in unserer Vorstellung real sei, dass es sich "nur" um eine vorgestellte Gemeinschaft handeln würde, ist schlicht irrelevant. Man kann den Menschen nicht zu einer vermeintlich rationalen Sichtweise zwingen, wo er tief emotional berührt wird. Eine Ehe existiert rational betrachtet auch "nur" in unserer Vorstellung und ist, wenigstens für die, die "glauben", doch real. So kann in ganz ähnlicher Weise auch ein Bund zwischen Millionen von Menschen geschmiedet werden. Die einzig relevante Frage ist hier: Wie tief ist der Traum im menschlichen Herz verankert? Wie echt, wie intuitiv, wie natürlich ist der Traum? Oder ist der Traum etwa künstlich von außen übernommen und erfährt kaum Resonanz im Herzen? – Diese Fragen sind dann auch relevant für den Traum von "Europa", den andere derzeit für verbindlich erklären wollen. Wenn der Traum echt ist und tief geträumt wird, wird er passieren. Sonst nicht. Der Rechte ist übrigens in der Lage, von beidem zu träumen: Von der Nation und von Europa.




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